Text: Kerstin Philipp     Fotos: Holger Schupp

Ein straffer, durchtrainierter Bauch sieht nicht nur schick aus. Für unser Reitpferd sind kräftige Bauchmuskeln unverzichtbar. Sie machen den empfindlichen Pferderücken für das Reiten stark und verbessern die Schubkraft nach vorn. Mit diesen praktischen Übungen im Sattel und am Boden macht Ihr Pferd schnell eine gute Figur.

Seitengänge dürfen natürlich nicht fehlen. Vor allem das Schulterherein ist für das Bauchmuskeltraining gut. „Wichtig ist aber zu wissen, dass der Trainingseffekt auf die Bauchmuskeln umso geringer ausfällt, je mehr das Pferd im Seitengang seitwärts weicht. Die deutliche Vorwärtsbewegung der vier Beine sollte also immer erhalten bleiben“, betont Trainerin Daniela Mai. Ziel bei allen Übungen ist vor allem, dass das Pferd vermehrt lernt, sich selbst zu tragen und weit mit der Hinterhand unterzutreten. Da die Bauchmuskeln mit der Hinterhand verbunden sind, kann der Reiter mit seinem treibenden Schenkel direkt Einfluss auf die Bewegung nehmen. „Durch die Position der Unterschenkel ist der Reiter optimal mit den Bauchmuskeln und der Hinterhand ‚vernetzt‘“, erklärt Katrin Meyer. „Für den einfühlsamen Reiter hat das den Vorteil, dass er das Schwingen des Brustkorbes des Pferdes im Gang (insbesondere im Schritt) spüren kann. Und zwar zu der Seite, auf der das hintere Bein abgefußt hat. Die Bauchmuskeln des Pferdes sind dann auf dieser Seite gestreckt und somit in der Lage, sich erneut zu kontrahieren, um den hinteren Fuß wieder anzuziehen.“ Treibt der Reiter nun im richtigen Moment – kurz bevor das gleichseitige Hinterbein abfußt –, wird die Anspannung der Bauchmuskeln verstärkt und der Schub von hinten energischer. Doch hier ist viel Feingefühl und Timing gefragt.

„Anspannen, entspannen und dehnen sind immer wechselseitig notwendig“, sagt Daniela Mai. „Befindet sich die linke Bauchseite in der Dehnung und bekommt zu früh Druck mit dem Schenkel, kontrahiert die Bauchmuskulatur zur falschen Zeit. Das Pferd gerät aus dem Takt, die Tritte werden kürzer. Die Schubübertragung und das Aufwölben der hinteren Brust- und gesamten Lendenwirbelsäule sind gestört.“ Aber nicht nur schlechtes Timing, sondern auch hartes, aggressives oder permanentes Treiben stört die Arbeit der Bauchmuskeln. „Will man die Kontraktion der Bauchmuskeln bei Kontakt positiv nutzen, sollte man nur Impulse verwenden und den Bewegungsablauf des Pferdes kennen“, rät Daniela Mai. „Für das Reiten ist es wichtig, dass ich im Sattel spüre, wann etwas und was mit den Hinterbeinen passiert. Wann schwingt das Hinterbein nach vorne, und wann setzt es auf? Wann stemmt sich das Pferd mit dem Hinterbein nach vorne?“ Um diese Fragen beantworten zu können, kann man sich von einer Hilfsperson im Schritt an die Longe nehmen lassen, die Augen schließen und die Bewegung fühlen.

Krafttraining ohne Reiter



Auch bei der Bodenarbeit lassen sich die Bauchmuskeln gut trainieren. Horsemanship-Trainerin Daniela Mai nutzt ebenfalls gerne das Rückwärtsrichten als Trainingselement. „Um einen für die Bauchmuskeln positiven Effekt zu erzielen, muss das Pferd sich ohne Körperkontakt rückwärts bewegen lassen“, betont die Ausbilderin. „Es macht einen großen Unterschied, ob man geschoben wird oder selbstständig geht.“ Hierzu lässt sie ihre Schüler gern am eigenen Körper fühlen, welche Unterschiede es gibt, wenn jemand einen anfasst und an einen Ort schiebt oder wenn man gebeten wird, selbst dorthin zu gehen. „Wird ein Pferd rückwärtsgeschoben, so ist der erste Reflex – genau wie beim Mensch – gegenzuhalten. Meist sieht es dann im weiteren Verlauf so aus, dass die Hinterbeine über den Boden geschliffen werden, der Bauch hängt und das Pferd sich mit der Vorhand rückwärtsschiebt“, berichtet Daniela Mai. Sobald die Kommunikation aber klar ist, können Dauer und Intensität der Aufgabe gesteigert werden. Hierzu kann man eine Stange (möglichst schwer) auf den Boden legen und das Pferd rückwärts über die Stange steigen lassen. Mit etwas Übung kann man dann auch wechselseitig nur ein Hinterbein vor und zurück über die Stange steigen lassen. Rückwärts lassen sich auch leichte Schrägen bewältigen, bergauf und bergab.

Weitere Übungen für die Bauchmuskeln des Pferdes finden Sie in der aktuellen Ausgabe.