Text: Kerstin Philipp      Fotos: Holger Schupp

Ein straffer, durchtrainierter Bauch sieht nicht nur schick aus. Für unser Reitpferd sind kräftige Bauchmuskeln unverzichtbar. Sie machen den empfindlichen Pferderücken für das Reiten stark und verbessern die Schubkraft nach vorn. Mit diesen praktischen Übungen im Sattel und am Boden macht Ihr Pferd schnell eine gute Figur.

Schon ohne Reitergewicht auf dem Rücken muss ein Pferd mit seinen Bauchmuskeln einiges an Arbeit leisten. Gut 200 Kilogramm wiegen allein die Organe im Bauch, die von den Muskeln wie von einem Netz umspannt und gehalten werden. Außerdem helfen die Bauchmuskeln bei der Atmung – vor allem bei starker Belastung –, beim Urinieren und Äppeln und natürlich, wenn eine Stute ein Fohlen bekommt. Wird aus einem Pferd aber ein Reitpferd, steigen auch die Anforderungen an die Bauchmuskeln. Als Gegenspieler zu den Rückenmuskeln müssen sie nun so gut trainiert sein, dass sie den Rücken beim Reiten stabilisieren und entlasten. Denn die Rückenmuskeln selbst sind nicht zum Tragen des Reitergewichts gemacht. Sie sind reine Bewegungsmuskeln, die vor allem für die Bewegung der Beine zuständig sind. Sie müssen frei schwingen und sich wechselseitig entspannen dürfen. Und dabei helfen die vier Bauchmuskeln: der äußere schräge Bauchmuskel (den man bei Anspannung am besten sehen kann), der innere schräge Bauchmuskel, der gerade Bauchmuskel und der Querbauchmuskel.

„Durch ihre verschiedenen Ansatzpunkte an Rippen, Lendenwirbel, Schambein und Hüfthöcker stützen die Bauchmuskeln im angespannten Zustand den hinteren Teil der Brust- sowie die gesamte Lendenwirbelsäule und wölben diesen Bereich auf“, erklärt Daniela Mai, Tierphysiotherapeutin und Physio-Riding Coach®(bc) aus Moers. Wie wichtig das ist, zeigt ein Blick auf die Anatomie des Pferdes. Zur Entlastung der Muskulatur hat die Natur dem Pferd eine kleine Stütze mitgegeben: das Nacken-Rücken-Band. Es ist ein sehniger Strang, der vom Hinterhauptbein (Verbindung von Kopf und Hals) über den Rücken bis zum Kreuzbein reicht. „Durch das Absenken des Kopfes richtet es die Dornfortsätze der Brustwirbelsäule bis zum 16. Brustwirbel auf. Damit sich auch der hintere Bereich der Brustwirbelsäule sowie die Lendenwirbelsäule aufrichten, muss das Pferd seine Bauch- und Lendenmuskulatur einsetzen“, so Daniela Mai. „Sie stützen den Rücken und verbessern die Tragfähigkeit und die Schubübertragung nach vorn.“

In der Ruhe liegt die Kraft

In der Dehnungshaltung werden die Bauchmuskeln daher besonders gut trainiert und gleichzeitig die Rückenmuskeln in der freien Bewegung aufgebaut. Die Bauchmuskeln sind auch wichtig, um das Hinterbein weit nach vorne zu führen. Spannt der lange Rückenmuskel in der Bewegung an, kippt er das Becken nach vorne. Hier müssen nun die Bauchmuskeln aktiv werden. Sie stabilisieren das Becken und wirken dem Nach-vorne-Kippen entgegen. Erst so kann das Pferd mit der Hinterhand weit unter den Schwerpunkt treten und Schub entwickeln. Bei zu eiligem Tempo schaffen die Bauchmuskeln das Gegenhalten jedoch nicht mehr, die Hinterhand arbeitet nach hinten heraus, der Rücken verkrampft. Ein ruhiges Tempo zu reiten ist daher besonders wichtig, um die Bauchmuskeln aufzubauen.

Mehr Tipps für das Bauchmuskel-Training erhalten Sie in unserer aktuellen Ausgabe.