Welche ist deine Lieblingshand?

Leinen los!

Oh, oh, langsam mischen sich unter meine große Freude auch ein paar Bedenken, die jetzt so kurz vorher in meinem Kopf auftauchen und das rosarote Bild mit ein paar Quellwölkchen ergänzen.

Acht Jahre ist es nun schon her, dass ich das letzte Mal einen Welpen und zukünftigen Stallhund zu Hause hatte, und mit den Jahren sind auch die Erinnerungen daran, wie das noch mal alles geht, leise davongezogen.

Im Gegensatz zu sonst biege ich in dem großen Tiergeschäft also nicht rechts zu den Pferdesachen ab, sondern links in die Abteilung für Hundebettchen, Halsbänder und Co. „Wow, gab es diese Auswahl auch früher schon, als ich das letzte Mal die Erstausstattung gekauft habe?“, denke ich und bin gleichzeitig entsetzt, wie viele unerwartete Entscheidungen ich treffen muss: Welche Farbe gefällt mir, passt zum Hund, zur Größe, welches Material ist langlebig, und passt das auch alles ins sonstige Wohnumfeld? Bei meinem Pferd weiß ich mittlerweile genau, was zu ihm passt, und kann daher ziemlich schnell entscheiden, was an der Kasse landet und was nicht. Die – zumindest in meinem Kopf – fehlende Kontrolle über all das, was mir bevorsteht, ist mir jetzt so kurz vor Einzug der Kleinen bewusster denn je.

Meine Mutter hat früher schon immer gesagt, ich wäre als Kind eigensinnig gewesen und hätte ganz klar gezeigt, was ich wollte und was nicht. „Eigen“-„sinnig“ – den eigenen Sinn haben. Klingt an sich nicht so schlecht, aber in manchen Situationen muss ich mich gezielt stoppen. Ein klares Ziel zu erreichen funktioniert jedoch meist nur mit Kontrolle. Kontrolle hat viel mit Angst zu tun. Angst, dass irgendwas nicht richtig läuft, wenn wir es einfach so laufen lassen. Angst, dass es sonst nicht gut wird. Dinge zu kontrollieren bedeutet aber auch, dass wir viel Leichtigkeit abgeben – und ist nicht die Leichtigkeit im Leben das, was es eigentlich wertvoll macht? Die Momente, in denen wir ganz mit uns im Reinen sind, frei von Druck und Angst und einfach sorglos sein dürfen?

Während ich etwas hilflos nach dem richtigen Kauspielzeug suche, drücke ich also die Wölkchen beiseite, sodass ich wieder mehr rosafarbene Leichtigkeit sehen kann. Es ist nur eine Angst, die bei genauer Betrachtung nicht wirklich existenziell ist. Denn was macht es schon, wenn ich hier nicht viel kontrollieren kann? Was passiert, wenn wir uns zu Beginn erst „eingrooven“ müssen oder wenn ein Stuhlbein angekaut wird („Och nee, bitte nicht!“)? Nichts. Oder zumindest nichts Ernstes.

Zufrieden mit meiner neuen Erkenntnis gehe ich zur Kasse und lege dort alles aufs Band. Und vielleicht durfte auch noch eine neue Schabracke mitkommen – und dieses Mal in einer ganz neuen Farbe, die es noch nie unter dem Sattel gab. Denn nur wer etwas Neues wagt, kann auch neue Erfahrungen gewinnen.

Ich wünsche Ihnen nun viel Spaß beim Lesen. Und falls Sie mit Angst und Kontrollverlust auf dem Pferd zu kämpfen haben – ab Seite 22 finden Sie alle wichtigen Tipps dazu!

  • Welche ist deine Lieblingshand?

    • Echt (un-) sensibel

      • Echt (un-) sensibel
      • Lautloses Leiden
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      • Ausreiten ohne Angst
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