Eine permanente Wasserversorgung auf der Weide ist unumgänglich. Doch wie kann diese bei unterschiedlichen Gegebenheiten gewährleistet werden? Und wie viel trinkt ein Pferd eigentlich?

Text: Nicole Audrit      Foto: Slawik

Jedes Pferd ist anders, deshalb unterscheidet sich der Wasserbedarf ebenfalls. Durchschnittlich trinken Pferde etwa 30 bis 50 Liter Wasser täglich. Jedoch hängt dieser Wert von vielerlei Faktoren ab: Zunächst einmal von der Jahreszeit und dem Wetter. Mit steigenden Temperaturen im Sommer steigt auch der Wasserbedarf, da Pferde dies für die Thermoregulation benötigen. Auch die Arbeitsleistung ist ein Faktor: „Ein Warmblüter im Training kann durchaus mal 10–15 Liter Schweiß produzieren, welcher dann natürlich im Flüssigkeitshaushalt ersetzt werden muss“, sagt Ernährungsexpertin Dr. Anne Mößeler. „Ach der steht nur ein paar Stunden auf der Weide und hat da saftiges, grünes Gras, der braucht keine Tränke“, so oder so ähnlich hört man im Sommer einigePferdebesitzer reden. Dies ist leider falsch: Grundsätzlich sollten die Pferde immer die Möglichkeit haben zu trinken, egal ob in der Box oder auf der Weide. Natürlich spielt das Futter eine große Rolle bei der Wasserbedarfsrechnung: Bei Aufnahme von trockenem Raufutter benötigt das Pferd mehr Tränkwasser als bei Gras. „Wenn Pferde auf saftigen Wiesen stehen, scheint es manchmal, als würden sie wenig trinken. Durch den hohen Wassergehalt im Gras (ca. 80 Prozent) nehmen die Pferde bei Weidegang erhebliche Mengen an Wasser mit dem Gras auf. Trotzdem muss dem Pferd immer ausreichend Wasser zur Verfügung stehen“, so Dr. Mößeler. Oftmals steht man als Pferde- oder Stallbesitzer bei der Frage der Wasserversorgung auf der Weide vor einer größeren logistischen Aufgabe. Eben dann, wenn es keinen Wasseranschluss auf der Weide gibt. Aber auch für diese Situation gibt es Lösungen.

Oldschool – Bottiche und Badewannen

Gerade auf Weiden ohne Wasserquelle oder Druckwasseranschluss wird häufig auf Bottiche und Badewannen zurückgegriffen. Seit Jahrzehnten erfüllen diese Varianten ihre Aufgabe – wenn einige Dinge beachtet werden. Die Behältnisse müssen auf stabilem Untergrund stehen und so befestigt werden, dass Pferde sie nicht umstoßen können. Ebenso muss natürlich permanent auf die Wassermenge geachtet werden, sodass der Bottich – gerade bei warmen Temperaturen – nicht leer getrunken wird. Dr. Anne Mößeler weist noch mal ausdrücklich auf die möglichen Gefahren der sehr oft verwendeten Maurerbottiche hin: „Diese sind nicht lebensmittelecht und aufgrund ihrer Ausdünstungen und Weichmacher nicht unbedenklich. Empfehlenswert sind daher Bottiche in Lebensmittelqualität, die leider teurer sind.“

Nachrüstung – Schwimmerventil und Weidefass

Das lästige, zeitaufwendige Wasserschleppen auf die Weide hat ein Ende! Vorhandene Bottiche können mit einem Schwimmerventil nachgerüstet werden. Dieses kann an einen Wasserwagen angeschlossen werden, somit steht den Pferden immer frisches Wasser zur Verfügung. Laut Herrn Haiges von Suevia Haiges wird die Schwimmertränke auf der Weide am häufigsten verwendet: „Die Schwimmertränke ist eine der universellsten Lösungen, sie ist vielseitig einsetzbar: Mit Wasserfass oder Druckwasseranschluss, kleinem Tränkebecken oder großem Weidetrog. Pferde bevorzugen ganz klar die Schwimmertränke, da jeder auszulösende Mechanismus für das Pferd einen Mehraufwand bedeutet.“ Ähnlich funktioniert auch das Wiegebalkensystem, das beispielsweise bei der Nelson-Tränke der Firma Texas Trading genutzt wurde. Wasser fließt automatisch nach, sobald der Wasserspiegel gesunken ist. Wenn auf der Weide die Möglichkeit besteht, eine Druckwasser- und Stromleitung zu verlegen, ist diese Tränke laut Frau Wörl (Texas Trading) ganz klar der Favorit: „Pferde lieben diese Tränke! Im Trinkvorgang ist sie der natürlichen Trinkhaltung des Pferdes nachempfunden.“ Bei Tränken mit großer offener Wasserfläche ist das Verschmutzungsrisiko höher, beispielsweise durch Futterreste, Laub und Pollenflug. Die Sauberkeit sollte täglich kontrolliert werden, da Pferde sonst eventuell dehydrieren könnten.

Balltränken – sommers wie winters eine gute Lösung

Keine offene Wasserfläche, kein schwerer Mechanismus und ein dennoch natürliches Trinkverhalten ermöglicht die Balltränke. Sie ähnelt vom Prinzip her einer Schwimmertränke mit automatischem Wassernachlauf. Jedoch wird das Verschmutzungsrisiko minimiert, indem ein Ball die Trinköffnung verschließt. Dieser muss von den Pferden zum Trinken heruntergedrückt werden. Das System ist sehr leichtgängig und stellt so selbst für empfindliche Pferde kein Problem dar. „Eine sehr elegante Lösung“, lautet das Fazit von Expertin Dr. Anne Mößeler. „Diese Tränke stellt immer frisches Wasser zur Verfügung, ohne großen Kraftaufwand für Mensch und Pferd.“ Tipp: Auch für den Winterpaddock ist diese Tränke eine Investition wert, allerdings funktioniert sie nur mit einem Druckwasseranschluss.

… den gesamten Artikel mit vielen weiteren Tränketechniken  finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe (07/2017)!