Text: Alex Madl        Foto: YOFotografie/Yvonne Obermüller

Angefangen hat mein Weg durch die Warmblutzucht meines Vaters. Manch eines dieser Pferde brachte mich beim Anreiten an meine Grenzen, und so suchte ich nach anderen Wegen der Pferdeausbildung. Hier war es immer eine gewisse Art von Pferdeleuten, bei denen ich diese Wege fand – über alle Reitweisen hinweg. Es waren jene Menschen bei denen es ­einen „Roten Faden“ aus Wissen, Ethik und ­Motivation gab. Menschen, die ihre Pferde liebten und die Besitzer dazu wertschätzten. Gerade die Arbeit mit schwierigen Pferden ist ein Bereich, der mich bis heute fasziniert und ständig weiter antreibt. Über die Jahre habe ich mit einigen Hundert dieser teilweise sehr komplexen Tiere gearbeitet und die Ursachen ihres Verhaltens kennengelernt. Dabei fand ich zwei grundlegende Verhaltensmuster, die zwar ineinandergreifen, aber trotzdem getrennt voneinander bearbeitet bzw. korrigiert werden müssen.

Ursachenforschung

Zum einen ist es die soziale Prägung und Haltungsform des Pferdes, die über die Jahre seinen Charakter formen. Zum anderen gibt es Ursachen außerhalb des Sozialgefüges, wie z.  B. Gebäudefehler mit daraus resultierenden körperlichen Schwachstellen im Pferd; nicht passendes oder falsch eingesetztes Equipment sowie negative Vorerfahrungen des Pferdes in der Grundausbildung. Oftmals stimmt auch die Erwartungshaltung des Reiters mit der Leistungsbereitschaft des Pferdes nicht überein, wenn der Mensch z. B. Übungen reiten will, zu denen das Pferd körperlich oder geistig gar nicht in der Lage ist. Die soziale Prägung des Pferdes hängt heutzutage maßgeblich vom Menschen ab. Wir bilden Herden und Aufzuchtbedingungen, die Charaktere ­außerhalb der natürlichen Herdenhierarchie formen. Mit diesen atypischen Verhaltensmustern treten die Pferde dann dem Menschen gegenüber, der niemals die Gradlinigkeit, Genauigkeit und das Timing eines Pferdes besitzt, um dieses Fehlverhalten artgerecht zu ­korrigieren.

Die isolierte Form der Aufzucht ist ­natürlich die schwierigste Form der Fehlprägung und von Verhaltensauffälligkeiten. Aber auch Pferde, die sich in einer Herde zu sehr schützen müssen oder durch Mangel eines soliden Chefs zu sehr verteidigen, werden dieses Verhalten auch bei der Arbeit mit dem Menschen zeigen. Gegenseitige Missverständnisse und ­widersinnige Reaktionen zwischen Mensch und Pferd sind vorprogrammiert. Aus diesem Gegenbild, das Pferd und Mensch voneinander haben, entsteht in beider Verhalten ein Muster, das entweder tolerierend oder eskalierend wirkt, aber niemals ein vertrauensvolles Miteinander ermöglicht.

Wie man das Fehlverhalten korrigiert

Wie aber korrigiert man dann aggressives oder dominantes Verhalten? Meiner Meinung nach am sinnvollsten mithilfe einer stabilen Herde. Die Struktur an meinem Hof ist darauf angelegt, große Herden zu bilden. Sozial auffällige Pferde versuche ich, in die passende Herde zu integrieren, wobei es von großer Bedeutung ist, die Hauptcharaktere (Herdenchef, 2. Chef, rangniedrigstes Pferd) und die Herdenhierarchie genau zu kennen und das Zusammenführen schrittweise vorzubereiten. Niemals darf ein Pferd ohne Vorbereitung, also dem kontrollierten Bekanntmachen mit den Hauptcharakteren, in eine Herde gestellt werden. In ihrer neuen Herde bleiben diese Pferde zuerst für eine gewisse Zeit bevor das eigentliche Training beginnt. Meist reicht dieses neue Ordnung durch die Herde aus, um eine Verhaltensbesserung beim Pferd und ein Umdenken beim Menschen zu erreichen, für mich die ehrlichste und nachhaltigste Form der ­Korrektur sozial auffälliger Pferde.

 

Alexander Madl fand als Trainer vor 18 Jahren seine Leidenschaft im Bereich der Jungpferdeausbildung und Korrektur schwieriger Pferde. Nachdem er drei Jahre für andere Trainer in diesem Bereich gearbeitet hatte, unter anderem Bernd Hackl und Angelika Graf, betreibt Alex Madl seit 2010 den eigenen Hof mit Trainingsstall im niederbayerischen Bischofsreut. www.matthiasl.de

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