Text: Nicole Audrit      Foto: Slawik

Zum Thema Reitbeteiligung hat nahezu jeder Reiter eine Meinung, ­zahlreiche Horrorgeschichten vom kontrollsüchtigen, unhöflichen Besitzer und der unzuverlässigen Reitbeteiligung kursieren. Allerdings bietet das Konzept der Reitbeteiligung für den Besitzer, das Pferd und die Reitbeteiligung selbst ­einige Vorteile. Damit ein längerfristiges und harmonisches Verhältnis ­zwischen den drei Parteien entsteht, müssen einige Faktoren stimmen.

Nach einiger Zeit im Reitunterricht auf Schulpferden träumt man von einem eigenen Pferd. Häufig fehlt hierfür ­jedoch die Zeit oder das Geld. Eine Reitbeteiligung ist daher eine ­Alternative zum eigenen Pferd und gleichzeitig ein guter Test, ob die Erfahrung für ein ­eigenes Pferd ausreicht. Im Idealfall profitieren alle Parteien eines Reitbeteiligungsverhältnisses: Das Pferd hat eine weitere Bezugsperson und mehr Bewegung, die Reitbeteiligung hat an ihren Tagen quasi ein eigenes Pferd und der Besitzer hat eine Zeit- und/oder Geldersparnis und kann sich auch mal einen stallfreien Tag gönnen.

Für ein harmonisches Verhältnis müssen allerdings sowohl die beteiligten Charaktere als auch die Vorstellungen und Ausbildungsstände passen. Für ein Pferd ist es schwierig, sich jeden Tag auf einen anderen Reitstil einstellen zu müssen oder entgegen seiner Ausbildung und seinem Naturell – beispielsweise ein gemütliches Freizeitpferd fürs Gelände – plötzlich anspruchsvolle Dressurlektionen zu leisten. Die Suche nach der idealen Reitbeteiligung – ob Mensch oder Pferd – gleicht der nach der Nadel im Heuhaufen und ist oftmals zeitintensiv und nervenaufreibend. Doch wie finde ich die ideale Person, der ich guten Gewissens mein Pferd anvertrauen kann? Und wo finde ich als Reitbeteiligung ein Pferd mit einem Besitzer, zu denen ich passe?

Vor der Suche nach einem Reitbeteiligungspferd sollten die Wünsche und Vorstellungen klar sein: Bevorzugt man einen finanziellen Beitrag, oder möchte man sich das Reiten durch Mithilfe am Stall sozusagen verdienen? Liegt der Fokus auf dem Dressurreiten oder möchte man eher gemütlich ins Gelände gehen? Außerdem sollte das ­eigene Können möglichst objektiv eingeschätzt werden, da beispielsweise ein Jungpferd in den wenigsten Fällen zu einem Reitanfänger passt. Stimmen die Grundvoraussetzungen nicht, werden höchstwahrscheinlich weder das Pferd noch die Reitbeteiligung glücklich.

Aus Sicht des Pferdebesitzers gibt es viele Gründe für eine Reitbeteiligung, allerdings auch einige dagegen: Was, wenn die Person nicht gut mit dem Liebling umgeht? Oder den neuen, teuren Sattel beschädigt? All dies kann leider passieren, da es überall schwarze Schafe gibt. Hat man allerdings die ideale Person gefunden, entschädigen die vielen Vorteile für die anstrengende Suche. In der Regel übernimmt eine Reitbeteiligung zwei bis drei Tage wöchentlich die Pflege und das Training des Pferdes. Das bedeutet für den Pferdebesitzer: Es gibt ein Leben außerhalb des Stalls. Auch im Krankheits- oder Urlaubsfall ist ein Großteil der Arbeit und Organisation durch eine zuverlässige Reitbeteiligung direkt abgedeckt. Der Pferdebesitzer sollte sich vorm Aufgeben eines Inserates überlegen, auf was er am meisten Wert legt: Der Profireiter mit unbegrenzter Zeit und Geld wird nämlich schwer zu finden sein. Neben den eigenen Vorstellung steht natürlich auch eine realistische Beschreibung des Pferdes – inklusive des Ausbildungsstandes, Charakters und kleineren Unarten.

Das Reitbeteiligungspferd ist an den abgesprochenen Tagen wie ein eigenes Pferd, mit all seinen Freuden und Pflichten. Für ein gutes Reitbeteiligungsverhältnis sind Kommunikation, ein freundlicher Umgang und das Einhalten von Regeln unumgänglich. Möchte der Besitzer beispielsweise nicht, dass das Pferd Leckerli bekommt, ist dies zu respektieren. An oberster Stelle steht Verantwortungsbewusstsein – im Umgang mit dem Pferd und der Ausrüstung – für eine Reitbeteiligung. Dabei können Fehler passieren und es kann etwas kaputtgehen. Solange man zu dem Missgeschick steht und dem Besitzer Bescheid gibt, ist dies kein Weltuntergang. Gemäß dem Sprichwort währt Ehrlichkeit am längsten und ist für das Vertrauensverhältnis zwischen Besitzer und Beteiligung unerlässlich. Selbstverständlich reitet ausschließlich die Reitbeteiligung selbst. Da kann die Freundin des Bruders noch so sehr betteln, da es nicht das eigenen Pferd ist, hat man nicht die Berechtigung zu entscheiden, wer das Pferd reiten darf. Außerdem ist auch die Zuverlässigkeit enorm wichtig: Kommt an den abgesprochenen ­Tagen etwas dazwischen, muss Bescheid gesagt werden. Nichts ist schlimmer als herauszufinden, dass die Reitbeteiligung an den abgesprochenen Tagen nicht im Stall war und der Besitzer davon nichts wusste. Auch bei ­Problemen, beispielsweise wenn das Pferd der Reit­beteiligung im Gelände durchgegangen ist, sollte immer das Gespräch gesucht werden. ­Ansonsten entstehen schnell Gerüchte, und der Besitzer muss sich Geschichten zu der bösen Reitbeteiligung, die das Pferd über den Acker gejagt hat, anhören. Ein angeknackstes Vertrauensverhältnis ist schwierig wiederherzustellen.

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