Text: Julia Schay-Beneke           Foto: www.Slawik.com

Ist ein Pferd erst einmal dem Fohlenalter entwachsen, hat man das Gröbste hinter sich – denken viele. Weit gefehlt! Mit einem Jungpferd fängt die Ausbildung zum Reitpferd erst richtig an: Es ist einerseits leistungsbereit und lernwillig, andererseits mitten in der Pubertät. Auf welche Punkte es beim Übergang vom Fohlen zum Jungpferd ankommt, erklärt Expertin Babette Teschen:

A wie Alter

Grundsätzlich gilt: Je jünger das Pferd, desto weniger sollte der Mensch eingreifen, mahnt Babette Teschen. „Ein Fohlen sollte vor allem von seiner Mutter und einer gut funktionierenden Herde erzogen werden.“ Deswegen sollte jede Ausbildung das aktuelle Alter des Pferdes berücksichtigen. Bei einem Fohlen, das erst wenige Wochen alt ist, gilt für sie in erster Linie eine Grundregel: „Es sollte als wichtigste Erfahrung die machen, dass Menschen nett sind. Das, was das Fohlen jetzt mit Menschen verbindet, hält oftmals für den Rest des Lebens an.“ In dieser Phase kommt es darauf an, positive Erlebnisse und Verknüpfungen zu erstellen. Darauf baut Babette Teschen die weitere Ausbildung in den ersten Jahren behutsam auf: „Klappt das Führen – immer in Begleitung der Mutter – gut, sollte es bald mehr von der Welt sehen, also starten wir mit kleinen Erkundungsspaziergängen. Dabei sollte sich das Fohlen alles angucken dürfen.“ Ist das Fohlen älter, bringt sie ihm bei, sich anbinden zu lassen und auf die ersten Stimmkommandos im Führtraining wie „Scheritt“ und „Halt“ zu hören. Erst mit drei Jahren beginnt Babette Teschen mit der Arbeit an der Longe, mit vier Jahren darf das Pferd die ersten Erfahrungen damit machen, dass ein Mensch sich über seinen Rücken legt, und mit 4 ½ Jahren wird es behutsam angeritten, „aber maximal zwei bis drei Mal pro Woche für jeweils zehn bis 15 Minuten“.

B wie Bodenarbeit

Einige Formen der Bodenarbeit können bereits Fohlen spielerisch lernen, erklärt ­Babette ­Teschen. Dazu gehören Ball spielen, einer Plane folgen oder einen Klappersack treten. Boden­arbeit als Bestandteil der Grunderziehung (Halt, Schritt, ein Schritt rückwärts usw.) kann man schon mit Einjährigen in kurzen Einheiten (etwa 5 bis 10 Minuten) durchführen. Klassische Bodenarbeit im Sinne der Gymnastizierung sollte nicht vor dem dritten Geburtstag gemacht werden. Hier gilt, dass das Pferd auf der körperlichen und geistigen Ebene gefördert werden sollte, indem die Bodenarbeit – wie die gesamte Ausbildung – abwechslungsreich ist und Veranlagungen des Pferdes berücksichtigt werden. So kommt es natürlich auf den Aufbau von Muskeln und Kondition an, aber auch Freude an der Arbeit. Generell muss jedoch immer berücksichtigt werden, dass das Pferd eine Lektion erst am Boden problemlos und auf ­leichte Signale hin beherrschen muss, bevor das Reiter­gewicht hinzukommt.

E wie Erfahrung

Die Ausbildung und Erziehung eines Fohlens bzw. Jungpferdes braucht viel Erfahrung, Einfühlungsvermögen, Geduld und Wissen, betont Babette Teschen. „Was hier versaut wird, kann das Pferd dermaßen verderben, dass es nur noch schlechte Chancen auf ein gutes Pferdeleben hat.“ Als Faustregel gilt (zumindest in den meisten Fällen): Erfahrener Reiter oder Ausbilder plus unerfahrenes oder junges Pferd, unerfahrener Reiter oder Ausbilder plus erfahrenes oder älteres Pferd.

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Buchtipps

In dem Buch „Fohlen und Jungpferde – halten, erziehen, fördern“ findet der Interessierte wie man das richtige Maß zwischen Freiheit und Förderung bei Fohlen und Jungpferden erreicht. Die beiden Autorinnen Ute Ochsenbauer und Beate Schmidtlein erklären, in welchem Alter Jungpferde am besten lernen und was sie wann können sollten. Mit wichtigen Tipps zur artgerechten Haltung und Fütterung sowie persönlichen Erfahrungen der Autorinnen. Das Buch ist hier für 26,99 Euro erhältlich.

 

 

 

Ingrid und Reiner Klimke erklären in „Grundausbildung des jungen Reitpferdes – Dressur, Springen, Gelände“ worauf es bei der Ausbildung ankommt. Der Name Klimke steht für eine pferdegerechte und vielseitige Ausbildung. Die ersten Monate und Jahre unter dem Sattel legen den Grundstein für die Zukunft eines Reitpferdes. Jedes Pferd, ob es im Sport eingesetzt oder in der Freizeit geritten wird, braucht eine solide und fundierte Grundausbildung, damit es seine Aufgaben unter dem Reiter zuverlässig, motiviert und bei bester Gesundheit erfüllen kann. Das Buch kann hier für 34,99 Euro bestellt werden.