Text: Julia Schay-Beneke | Foto: Daniel Elke

Vor zehn Jahren kaufte sich der gelernte KFZ-Mechaniker Georg Stevens ein Kaltblut und nahm es mit in den Wald. Hobbymäßig fing er mit dem Holzrücken an, brachte sich und seinem Pferd alles selber bei und hing irgendwann seinen Beruf an den Nagel. Heute betreibt er gemeinsam mit seiner Frau Nicola Basten die Fuhrhalterei Stevens, einen RAL-zertifizierten Holzrückebetrieb.

Im Januar letzten Jahres fegte Orkantief Friederike durch die 4,5 Hektar kleine Fichtenschonung in der Nähe von Haldern am Niederrhein. Einige Bäume wurden direkt von der Wucht mitgerissen, um die anderen kümmerte sich im Verlauf des langen und trockenen Sommers der Borkenkäfer. Er nistete sich monatelang ungehindert in den ausgedörrten und wackligen Bäumen ein – mit dem Ergebnis, dass nicht nur auf der Fichtenschonung, sondern in ganz Deutschland nun zehn Millionen Festmeter Fichten gefällt werden müssen. Sonst stecken die befallenen Bäume die gesunden an, und im kommenden Sommer geht das Spiel von vorne los. Georg Stevens hat in den letzten Tagen einige der befallenen Fichten gefällt und andere, die vom Orkan umgefallen waren, aufgearbeitet. Das Waldstück gehört ihm und seiner Frau Nicola Basten. Es ist Teil ihrer beruflichen Grundlage: Holzrücken mit Pferden und Maschinen.

Das Pferd ergänzt die Maschinen

Beim Holzrücken werden geschlagene Stämme, die im Wald liegen, an die Rückegasse gezogen, von der sie wiederum mit Tragschleppern abtransportiert werden können. In vielen Wäldern wird das Holzrücken von großen Maschinenbetrieben übernommen, allerdings wird auch das Pferd zunehmend wieder als Arbeitstier eingesetzt. Wichtig ist dabei, dass Pferd und Maschinen nicht in Konkurrenz zueinander stehen. In FSC-zertifizierten Wäldern ist die Rückegasse 40 Meter breit. Die Maschinen schaffen das Holz von rechts und links heran. In den Zwischenräumen kann wunderbar das Pferd eingesetzt werden, ohne dass es dabei andere Bäume beschädigt. Es eignet sich nicht nur für die Ecken, in denen Maschinen nicht eingesetzt werden können, sondern vor allem auch für die Waldgebiete, deren Böden geschont werden sollen, also Naturschutzgebiete, Stadtwälder und Wege, auf denen viel Publikumsverkehr ist. „Wir sind für die Nischen zuständig“, erklärt Nicola. „Und für die Wälder, in denen die Leute auf die Barrikaden gehen.“ Sie berichtet von Studien an Böden, über die Großmaschinen gefahren sind. „Die sind so verdichtet, dass dort zehn Jahre nichts wächst und kein Kleinlebewesen durchkommt.“ Umweltschutz sieht anders aus. In Wäldern, die nicht FSC-zertifiziert sind, liegt der Abstand zwischen den Rückegassen oft lediglich bei 20 Metern – was in der Konsequenz bedeutet, dass dort etwa 20 Prozent des Waldbodens von schweren Maschinen befahren werden. Zehn Jahre ist es her, seit Georg seine Leidenschaft für das Holzrücken entdeckt hat.

Der 56-Jährige ist eigentlich gelernter KFZ-Mechaniker und war lange Zeit Werkstattleiter. Die Wiesen rund um das Haus im kleinen Ort Alpen in der Nähe von Wesel pflegte er mit dem Trecker. Mit Pferden hatte er damals eigentlich nichts am Hut. Bis er sich das erste Kaltblut kaufte und anfing, es regelmäßig mit in den Wald zu nehmen, zunächst als Hobby. „Da war er infiziert“, erzählt seine Frau lachend. Das Holzrücken und die Ausbildung seines Pferdes darin erlernte er in den nächsten Jahren komplett in Eigeninitiative – ein Lehrberuf ist es nicht. Er machte den großen Fällschein, der es ihm erlaubt, alle Bäume zu fällen. Auch Nicola, gelernte PTA, packt, wann immer es möglich ist, mit an. Die 50-Jährige ist in einer Apotheke angestellt, hat aber jeden Mittwoch und Samstag frei – da fährt sie oft mit in den Wald. Auch sie hat einen Fällschein, allerdings nur den kleinen, der Bäume bis zu einem Durchmesser von 35 Zentimeter erlaubt.

…den gesamten Artikel lesen Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 2/19.