Text: Anna Castronovo            Foto: www.Slawik.com

Ob Muskelverspannungen, Gelenkprobleme, glanzloses Fell oder schwache Nerven – gegen jedes Problem, so scheint es, gibt es irgendein Pülverchen. Aber was bringen Ergänzungsfuttermittel wirklich?

Kaum hat das Pferd irgendein Problem, drängt sich der Griff zum Futterzusatz auf. Das Angebot an Ergänzungsfuttermitteln ist riesengroß. Von glanzlosem Fell über Verdauungsprobleme bis hin zu Gelenkbeschwerden: Für jedes Problem gibt es irgendein Pülverchen, meist für relativ wenig Geld auch frei verkäuflich zu haben. Was viele Pferdebesitzer nicht wissen: Die Produkte, die der Tierarzt verkauft, sind meist auch nicht viel teurer als Ergänzungsfuttermittel aus dem Reitsportladen, aber oft effektiver. Der entscheidende Vorteil ist aber: „Der Tierarzt kennt Ihr Pferd und sein Problem und kann Sie entsprechend beraten“, sagt Dr. Anna Braunert-Werner.

Erst mal den Tierarzt fragen

Grundsätzlich gilt für die Tierärztin: „Ergänzungsfuttermittel sollen immer nur eine Unterstützung sein und zeitlich begrenzt gefüttert werden. Denn halten Beschwerden an, liegt in der Regel ein ernsthaftes Problem vor, das gelöst werden muss – da hilft es nichts, nur die Symptome abzumildern.“ Das können zum Beispiel Haltungsfehler sein, wenn ein Pferd ständig nervös ist, oder ernsthafte Erkrankungen, wenn es etwa um Verdauungsprobleme geht.

Dass man bei Problemen des Bewegungsapparates zuerst den Veterinär um Rat fragt, sollte selbstverständlich sein. „Aber auch das weite Feld der Verdauungs- und Stoffwechselprobleme bedarf erst einmal einer Abklärung durch den Tierarzt“, empfiehlt Braunert-Werner. „Pferde reagieren sehr individuell auf Fütterung – was bei einem Tier zu Durchfall führt, macht dem anderen mitunter nichts aus.“ Dazu kommt: Verdauungsstörungen können ihre Ursache auch in Leber-, Nieren-oder Magenproblemen haben oder stressbedingt sein. Geht es wirklich nur darum, die Verdauung zu unterstützen, empfiehlt Braunert-Werner, im Frühjahr und Herbst Flohsamen zuzufüttern, um den Darm zu reinigen. Gegen Kotwasser hilft die Knolle Topinambur gut, und auch Bierhefe und Leinsamen fördern eine gesunde Verdauung.

Auch klar: Wenn ein Pferd Muskulatur aufbauen soll, muss es in erster Linie trainiert werden. Hier kann ein Ergänzungsfuttermittel zwar gut unterstützen, zum Beispiel durch Aminosäuren. „Muskulatur ist aus Proteinen aufgebaut“, erklärt Braunert-Werner. „Und die bestehen aus Abertausenden von Aminosäuren.“ Soll die Muskulatur aufgebaut werden, wird mehr Eiweiß benötigt. Algenmehl ist etwa ein guter Lieferant für viele wichtige Aminosäuren – aber eben nur als Unterstützung neben dem Training.

Den Stoffwechsel hingegen unterstützen Mönchspfeffer (reguliert den Hormonhaushalt, hilft bei Cushing), Mariendistel (verbessert die Leberfunktion) oder Weiß-dorn (gut fürs Herz, hilft bei angelaufenen Beinen).

Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt eine Blutuntersuchung machen, die etwa 120 Euro kostet. Dabei lässt sich zum Beispiel auch feststellen, ob ein Magnesiummangel vorliegt. „Magnesium wird gerne zur Nervenberuhigung und zur Muskelentkrampfung eingesetzt“, erklärt Dr. Braunert-Werner. „Es funktioniert aber nur, wenn auch wirklich ein Mangel vorliegt.“ Ein Zuviel an Magnesium wird nämlich einfach wieder ausgeschieden. „Hat ein Pferd also genug Magnesium, können Sie ihm zusätzlich so viel davon geben, wie Sie wollen – es wird keine Veränderung eintreten“, sagt die Veterinärin.

…den kompletten Artikel finden Sie in der Dezember-Ausgabe.