Text: Aline Müller          Foto: Trio Bildarchiv/Kim Kaerger

Bewegung ist Leben, und Leben ist Bewegung – doch ohne gesunde Hufe ist nicht nur die Bewegung des Pferdes, sondern auch sein Leben eingeschränkt. Pferde sind schließlich nicht nur Lauf-, sondern auch Fluchttiere. Wenn ihr Fundament schmerzt oder andere Probleme auftreten, leidet in der Regel nicht nur der Huf, sondern der gesamte Bewegungsapparat. Dem können Sie vorbeugen und entgegenwirken

Schaffen Sie es, ein DIN-A4Blatt mit Stichpunkten über den Huf Ihres Pferdes vollzuschreiben? Vom Aufbau über die Funktion bis hin zu Pflege. Welche Gedanken schießen Ihnen zuerst in den Kopf? Die meisten Pferdebesitzer kommen dabei schnell an ihre Grenzen. Nicht weil Sie das Thema Hufe nicht interessiert, sondern weil es in der Regel trotz täglichem Betrachten der Hufe, Hufschmied und Co. ein Buch mit sieben Siegeln ist. Was für ein Wunderwerk dahintersteckt, bleibt so im Verborgenen. Gleichzeitig werden dadurch Zusammenhänge nicht richtig erkannt und nicht selten falsche Entscheidungen getroffen. So wie bei Don Ferrana.

Stiefmütterliche Pflege

Die dreieinhalbjährige Reitponystute wurde als Fohlen verkauft und wuchs mit anderen Jungpferden idyllisch in der Lüneburger Heide auf. Nun sollte sie angeritten werden. An Bewegungspotenzial mangelte es Don Ferrana nicht, allerdings wurde eine Fehlstellung der Hufe in jungen Jahren nicht richtig korrigiert. Ihre Besitzerin hatte selbst zu wenig Ahnung und verließ sich daher auf die Aussagen und die Arbeit des Hufschmiedes. Auf der Weide konnte Don Ferrara die Fehlstellung noch weitestgehend kompensieren, doch das Reitergewicht führte schließlich zu massiveren Symptomen: Nach vier Monaten unter dem Sattel begann die Stute zu lahmen. Ein Tierarzt wies die Besitzerin auf die Fehlstellung hin, und in Zusammenarbeit mit einem anderen Hufschmied konnte die Situation Stück für Stück deutlich verbessert werden. Heute bilden das passende Training sowie eine optimale Haltung und Fütterung zusätzlich die Basis dafür, dass es Don Ferrara gutgeht und sie entsprechend geritten werden kann. Nicht selten wird sich um die Hufe des Pferdes jedoch eher stiefmütterlich gekümmert. Und das nicht mal aus Absicht. Tägliches Hufeauskratzen und ab und zu ein bisschen Huföl auftragen reichen eben nicht aus.

Das Wesen der Hufe

„Um den Pferdehuf zu verstehen, sollten Sie wissen, dass Pferde in ihrem natürlichen Lebensraum, der trockenen Steppe, Fluchttiere sind“, schreibt Hufexpertin Kati Jurth in ihrem Buch „Hufwerk – Handbuch zum Pferdehuf “. Stellen Sie sich ein Pferd in diesem Lebensraum vor: Da das Futter nur spärlich ist, legen Pferde lange Strecken auf eher festem Boden zurück. „Zudem gibt es keine Möglichkeit, sich vor Feinden zu verbergen – das Pferd ist darauf angewiesen, seine Fressfeinde frühzeitig zu erkennen und dann in hohem Tempo davonzulaufen“, betont Kati Jurth. Es muss also nicht nur schnell sein, sondern auch mit relativ wenig Energie auskommen. Es kann nur lange mobil bleiben und sich auch in ruhiger Bewegung erholen, wenn es den Verschleiß so gering wie möglich hält. Der Huf ist für all diese Herausforderungen gut ausgestattet, schließlich muss er sie im natürlichen Lebensraum des Pferdes auch ohne Hilfe von Hufschmied und Co. bewältigen können. Nun stehen unsere heutigen Vierbeiner allerdings nicht in der trockenen Steppe, sondern in Boxen auf mal mehr oder weniger feuchten Wiesen mit gehaltvollem Gras, und nicht zu vergessen: Sie tragen das Reitergewicht auf ihrem Rücken. Bei domestizierten Pferden könne das zu vielerlei Huferkrankungen führen.

Mehr Informationen zum Thema „Huf“ finden Sie in der Dezember- Ausgabe.