Text: Anna Castronovo         Foto: imago images/ Frank Sorge

Plötzlich ist das Pferd von Quaddeln übersät – das ist erst mal ein Schreck. Oft steckt eine eher harmlose Erkrankung dahinter: Es leidet an Nesselfieber. Meistens verschwinden die Schwellungen von selbst wieder. Wann allerdings Handlungsbedarf besteht, lesen Sie hier.

Wenn das Pferd aus heiterem Himmel mit Quaddeln übersät ist, spricht man von Nesselfieber oder Nesselsucht. „Der Name beschreibt es gut“, sagt Tierheilpraktikerin Ulrike Eckert. „Ein Pferd mit Nesselfieber sieht aus, als wäre es von einem Schwarm riesiger Mücken gestochen worden, oder als wäre es mitten in ein Brennnessel-Dickicht geraten.“ Deshalb lautet der lateinische Name dieser allergischen Reaktion auch Urticaria – Brennnessel.

Nesselfieber ist eine der häufigsten Hauterkrankungen beim Pferd. Der Ausschlag – feste, flüssigkeitsgefüllte Schwellungen der Oberhaut, über denen das Fell durch die Schwellung gesträubt ist – bildet sich meistens am Hals, an den Schultern sowie im Brust- oder Rippenbereich. „Eine Streifenurticaria zeigt sich mit parallel verlaufenden Streifen, die über den Körper ziehen“, sagt die Expertin Ulrike Eckert. „Die einzelnen Quaddeln können auch zusammenlaufen und große, geschwollene Bereiche bilden.“ Ein wichtiges Merkmal für Nesselfieber: Auf der Haut selbst ist nicht zu erkennen, warum sie entzündet reagiert – sie ist an der Oberfläche unverletzt.

Allergische Reaktion

Doch woher kommen die Quaddeln überhaupt? „Nesselfieber ist eine allergische Reaktion, also eine Überreaktion des Immunsystems auf Reize aus seiner Umgebung, wie zum Beispiel Pollen“, erklärt die Tierheilpraktikerin. „Andere Allergie-Auslöser können Arzneimittel, Insektenstiche, Staub, Schimmelsporen, Giftpflanzen oder Zusatzstoffe in Cremes und Sprays oder Waschmittelreste in Decken oder Schabracken sein. Auch an Sägespäne als Stalleinstreu sollte man denken, da diese manchmal mit chemischen Holzschutzmitteln versetzt sind.“ Auch Zusatzstoffe oder ein Übermaß an Eiweiß im Futter können Nesselfieber begünstigen – also eine schier endlose Liste an möglichen Ursachen. Entsprechend schwierig ist es, den Auslöser zu finden.

„Die Quaddeln verursachen in der Regel weder Schmerzen noch Juckreiz, sie verschwinden meist nach einigen Stunden von selbst wieder“, sagt die Tierheilpraktikerin. Aber: „Bei ausgeprägteren Formen leiden die Tiere unter Juckreiz, Schmerzen und Fieber. Bleiben die Quaddeln für einige Tage bestehen und bilden sie sich nicht in wenigen Stunden zurück, kann bernsteinfarbene Flüssigkeit aus ihnen heraussickern – das ist Gewebsflüssigkeit“, erklärt Eckert. Spätestens jetzt wird es für das Pferd schmerzhaft. „Die Sekrete verkrusten, und unter den Krusten kann sich die Oberhaut ablösen“, warnt die Tierheilpraktikerin. „Am Kopf können die Quaddeln zu angeschwollenen Augenlidern und Nüstern führen, und auch der gesamte Kopf des Pferdes kann stark anschwellen.“ Sind die Atemwege betroffen, kann es richtig problematisch werden. „Dann muss sofort der Tierarzt kommen, denn im Extremfall kann das zum Erstickungstod führen“, warnt Eckert.

…den kompletten Artikel finden Sie in der Mein Pferd-Ausgabe 9/2020.