Text: Alexandra Koch          Foto: www.Slawik.com

Noch wissen nicht viele Pferdehalter um den Nutzen von Haaranalysen beim Pferd. Meist werden diese eher in großen Gestüten durchgeführt, um einen Mehrwert daraus zu ziehen. Doch wie genau sieht der Mehrwert aus?

Sind Haaranalysen beim Pferd wirklich sinnvoll? Welchen Nutzen haben Haaranalysen in Bezug auf Erbkrankheiten, auf Größe oder die tatsächliche Farbe eines Pferdes? Sind derartigen Tests auch Grenzen gesetzt? Diese Details haben wir gemeinsam mit Dr. Melissa Cox von der „Generatio GmbH – Center for Animal Genetics“ in Tübingen erörtert.

Korrekte Entnahme nötig

Zuchtverbände und größere Gestüte haben Haaranalysen längst für sich entdeckt. Letztendlich können diese nämlich bei einer ganzen Reihe von Züchter betreffenden Fragen eine hilfreiche und vergleichsweise einfach zu nutzende Methode darstellen. „Eine Haaranalyse ist praktisch ein Gentest in komprimierter Form, der sehr einfach zu erhalten ist. Die Analyse wird mithilfe von DNA durchgeführt wird, die aus den Haaren isoliert wird“, erklärt Dr. Melissa Cox, die seit Jahren in Deutschland tätig und eine der anerkanntesten Expertinnen bei genetischen Fragen rund ums Pferd ist.

Die Entnahme ist zwar recht einfach, muss aber korrekt durchgeführt werden. Im Allgemeinen werden rund zwanzig bis vierzig Haare aus der Mähne oder dem Schweif gezupft. „Es ist am einfachsten, jeweils eine kleine Gruppe von Haaren zu fassen und herauszuziehen“, beschreibt die Expertin das Vorgehen. „Die Haare sollten dann mit Klebeband auf einem Stück Papier angebracht werden. Ganz wichtig ist dabei jedoch, dass das Klebeband nicht auf den Haarwurzeln angebracht wird.“ Denn eben jene Wurzeln beziehungsweise der Follikel am Ende des Haares werden für die Analyse verwendet. Es ist demnach nicht das Haar selbst, welches für die Beprobung im Einsatz ist, sondern lediglich der unterste, im Körper verankerte Teil. Dies wird bei den Beschreibungen von Haaranalysen häufig missverständlich erläutert. „Damit die Wurzel intakt bleibt, muss das Haar herausgezupft werden und kann nicht einfach abgeschnitten werden“, so Dr. Melissa Cox. Auch die Nutzung von ausgefallenem Haar ist nicht möglich, da der Follikel zunächst austrocknet, bevor das Haar abgestoßen wird. Die Menge an DNA, die daraus gewonnen werden kann, ist verschwindend gering.

Zu beachten gilt es außerdem, dass das Haar durch Sprays, Öle oder andere Bearbeitung beeinflusst werden kann. Es ist möglich, dass dies die Analyse nachhaltig verfälscht. „Wenn man bereits weiß, dass solche Mittel regelmäßig verwendet oder vor Kurzem in größerer Menge verwendet wurden, ist es eher sinnvoll, die offenen Fragen anhand einer Blutprobe zu klären“, betont Dr. Melissa Cox.

Eine weitere Möglichkeit, die allerdings etwas Aufwand bedeutet, ist, die betreffenden Haare gründlich zu waschen und nachfolgend mindestens über Nacht zu trocknen. Danach kann am Folgetag die Probe entnommen werden. Während der Entnahme und auch in der Folge bis zum Labor sollte das Haar in jedem Fall trocken gehalten werden. Denn wenn das Haar trocken gelagert wird, kann es bei Raumtemperatur einige Zeit gelagert werden. „Allerdings empfehle ich, es für Routine-Analysen innerhalb von ein bis maximal zwei Wochen ,frisch‘ zu versenden“, rät unsere Expertin. „Das minimiert die Gefahr einer Kontamination und dass damit die Probe nutzlos wird.“

Mehr Informationen finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.