Text: Nora Dickmann     Foto: imago images/ Heiko Küverling

Eigentlich galt die Equine Infektiöse Anämie (EIA) in Deutschland als ausgerottet. 
1998 gab es die ersten Fälle der sogenannten Ansteckenden Blutarmut in Bayern, 2010 einen weiteren großen Ausbruch in mehreren Bundesländern

Was versteht man unter EIA, und wie erkennt man diese Erkrankung?

Die Ansteckende Blutarmut ist eine Viruserkrankung, die Fieberschübe und winzige Blutungen auslöst. Letztendlich führt sie zur Blutarmut (Anämie).

Die Anzeichen einer solchen Erkrankung sind meist leider nicht eindeutig und leicht zu verwechseln. Es kann auch sein, dass nicht alle Symptome gleichzeitig auftreten, teilweise fehlen auch einige von ihnen. Der Verlauf kann akut, chronisch oder asymptomatisch verlaufen. Beim asymptomatischen Verlauf bleiben die infizierten Tiere unerkannt und stellen lebenslang ein Virusreservoir dar. 
Im akuten Stadium zeigen erkrankte Pferde in unregelmäßigen Abständen Fieberschübe mit Fieber bis zu 40 Grad Celsius. Deutlich sichtbare Muskelschwächen, ein unsicherer Gang und Benommenheit gehen damit einher. Oftmals fressen die Tiere trotzdem mit gutem Appetit weiter. Die Schleimhäute verfärben sich in der Regel gelblich oder rötlich. Dies erkennt man meist besonders gut an den geschwollenen Schleimhäuten am Auge. Typisch ist auch das Petechialfieber mit meist an mehreren Körperstellen auftretenden Blutungen in Form von kleinen bis winzigen Punkten (= Petechien). An der Unterseite der Zunge, an den Schleimhäuten, in der vorderen Augenkammer und im Darm durch blutige Durchfälle sind diese oft gut zu erkennen. Schwellungen und Ödeme sind ebenfalls keine Seltenheit im akuten Stadium. Pferde können im akuten Verlauf verenden oder in den chronischen Zustand übergehen.
Der chronische Zustand kann über Monate oder Jahre anhalten. Hierbei magern die Pferde stark ab, und das namensgebende Anzeichen, die Blutarmut, tritt auf. Diese Blutarmut führt zu einer schnellen Ermüdung des Pferdes, Atemnot tritt auf, und die Pulsfrequenz steigt rasch an. Auch die Fieberschübe halten länger an. Durch die Muskelschwäche kann es sogar zu einer Lähmung der Hinterhand kommen.

Welche Ursachen hat die Ansteckende Anämie?

Auslöser ist ein Virus, das mit dem Aidsvirus der Menschen verwandt ist. Beide Erkrankungen laufen langsam ab, und der Erreger neigt dazu, sich im Körper zu verändern. Dann lässt er sich sehr schlecht medikamentös bekämpfen. Das Virus der EIA ist in den meisten Fällen, je nach Virusstamm, hochgradig ansteckend. Meist übertragen Bremsen oder Wadenstecher die Krankheit, indem sie das infizierte Blut mittels ihrer Stechwerkzeuge übertragen. Während der Schwarmzeit der Insekten, also im Spätsommer und Herbst, ist die Häufung der Erkrankung deswegen auch besonders oft erkennbar. Auch über nicht fachgerecht gesäuberte und desinfizierte tierärztliche Instrumente wie Maulgatter, Thermometer oder Nasenschlundsonden kann das Virus übertragen werden. Auch über biologische Produkte wie Sperma, Speichel oder Blutplasma kann eine Virusübertragung stattfinden. Eine direkte Übertragung von Tier zu Tier ist allerdings selten. Ist das Tier einmal infiziert, bleibt es lebenslang Virusträger und dient als Reservoir. Bis zum Ausbruch der Erkrankung können zwischen zwei und sechs Wochen vergehen. Bleibt die chronische Phase aus, kann das Tier wieder beinahe vollständig genesen. Meist verläuft die chronische Phase aber eher ungünstig, die Körpertemperatur erreicht nie mehr die Normalwerte, und die Pferde werden durch die Anämie geschwächt. Auch ein intermittierender, also ein in unregelmäßigen Abständen auftretender Verlauf ist möglich. Trügerische Ruhephasen, in denen das Pferd fast wieder gesund wirkt, gehen einher. Verschiedene Anlässe wie Stress, Besitzer- oder Stallwechsel können dazu führen, dass ein akuter Krankheitsschub eintritt.

Wie wird die Erkrankung behandelt?

Es gibt noch keine Möglichkeit, erkrankte Tiere zu behandeln oder vorbeugend zu impfen. Pferde mit einem positiven Testergebnis müssen eingeschläfert werden, um eine Verbreitung zu vermeiden. Heilversuche sind untersagt. Die EIA zählt außerdem zu den anzeigepflichtigen Tierseuchen. Bei einem Verdacht müssen sofort Tierarzt und Veterinäramt verständigt werden.

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