Text: Nora Dickmann     Foto: www.Slawik.com

Als Ataxie beim Pferd wird eine Störung des Bewegungsablaufes, bei der das Tier die Bewegungen nicht mehr in jeder Situation koordinieren kann, bezeichnet. Gleichgewichtsstörungen, ein wankender Gang oder unkontrollierte Bewegungen sind keine Seltenheit. Vielfältige Ursachen gelten als Auslöser für diese Krankheit


Was bedeutet Ataxie?


Auch wenn es drei verschiedene Ausprägungen innerhalb dieser Krankheit gibt und zwischen „echter“ (neurologischer Erkrankung) sowie „unechter“ Ataxie (osteopathische oder stoffwechselbedingte Erkrankung) teilweise unterschieden wird, gibt es in der internationalen Wissenschaft lediglich den Begriff Ataxie. Denn ähnlich wie bei dem Begriff der Lahmheit wird hier ein Symptomkomplex umfasst. Die drei Arten der Ataxie beim Pferd werden wie folgt unterschieden: Bei einer Spinale Ataxie sind Nervenbahnen im Rückenmark beschädigt. Als Auslöser gelten Verletzungen des Wirbelkanals, Knochenbrüche oder arthritische Veränderungen der Wirbelsäule. Vom „Wobbler-Syndrom“ wird gesprochen, wenn eine Einengung des Wirbelkanals bereits seit Geburt an besteht.

Bei der zerebralen Ataxie ist das Groß-, Mittel- oder Zwischenhirn des Pferdes betroffen. Hirntumore, Traumata oder Infektionen wie Herpes können diese Schädigung auslösen. Die dritte Art der Ataxie, die zerebelläre Ataxie, ist auf eine Schädigung des Kleinhirns zurückzuführen. Dieses erhält über Nervenbahnen Informationen vom Gleichgewichtssystem des Körpers, vom Rückenmark und von der Großhirnrinde. Aufgrund der Beschädigung kommt es zu Koordinationsstörungen von Bewegungen, Gleichgewicht und Eigenwahrnehmung der Gliedmaßen des Tieres. Auch hier gelten Parasiten, Virusinfektionen und Vergiftungen als mögliche Ursache.

Welche Symptome hat das Tier?

Typisch für eine Ataxie sind ein gestörter Bewegungsablauf, ein schwankender Gang, unkontrollierte Bewegungen und Gleichgewichtsstörungen. Je nach Schweregrad der Ataxie sind die Auswirkungen der Störung unterschiedlich. Es können nur die Vorhand, nur die Hinterhand oder alle vier Gliedmaßen betroffen sein. Auch stolpern die Tiere oft. Ungewöhnliche Gangbilder sind jedoch auch bei Pferden zu beobachten, die unter Shivering oder Hahnentritt leiden. Es ist also, gerade in den Anfangsstadien, schwierig, Ataxie zu diagnostizieren.

Wie wird die Diagnose gestellt, und wie sieht die Behandlung aus?


Mittels eines Kontrastmittels können mögliche Verengungen des Rückenmarkskanals röntgenologisch dargestellt werden. Erreger hingegen werden durch spezielle Untersuchungen nachgewiesen. Sollte dies nicht gelingen, kann eine Untersuchung des Nervenwassers der nächste Schritt sein. Allerdings ist diese Punktion des Rückenmarks nicht ungefährlich. Ist eine Vergiftung die Ursache der Ataxie, ist es am einfachsten, wenn dies bereits beobachtet wurde (beispielsweise, wie das Pferd Eibe frisst). Da Ataxie jedoch viele verschiedene Auslöser haben kann, ist es meist schwierig, diese zu diagnostizieren, und es bedarf einigen Aufwands, um die verschiedenen Möglichkeiten zu untersuchen. Ob das Leben als Reitpferd oder als Rentner auf der Wiese weitergeht oder das Pferd letztlich doch erlöst werden muss, ist individuell zu entscheiden. Es können auch nicht alle Formen der Ataxie therapiert werden. Akute Vergiftungen müssen dringend schulmedizinisch versorgt werden, beispielsweise durch eine Entleerung des Mageninhalts per Schlauchabsaugung. Kreislaufunterstützende Maßnahmen sind in jedem Fall wichtig. Orthopädisch bedingte Nervenquetschungen können unter Umständen operativ behandelt werden, sind aber nicht immer geeignet. Oftmals sind auch begleitende Maßnahmen wie Akupunktur oder Osteopathie hilfreich.

Kann man vorbeugen?


Alle Maßnahmen, die vorbeugend gegen eine Giftstoffaufnahme angesehen werden, sind hilfreich. Giftige Pflanzen wie zum Beispiel Eibe, sollten niemals in Pferdenähe wachsen. Die richtige Futterauswahl, regelmäßige Kotuntersuchungen und Wurmkuren können ebenfalls vorbeugend wirken, da sie prophylaktisch gegen Endoparasiten und deren Larvenstadien wirken. Jahrelange osteopathische Begleitung nach Stürzen und Traumata wird ebenfalls empfohlen. Damit kann auch einer Verknöcherung entgegengewirkt werden.