Text: Inga Dora Schwarzer             Foto: www.Slawik.com

Immer mehr Reitlehrer bieten jetzt auch Online- Unterricht an. Doch welche Voraussetzungen sind dafür notwendig? Und wie nützlich sind die Hilfestellungen aus der Ferne? Antworten darauf geben die Ausbilderinnen Beatrice Bialas und Nancy Heiber

Allein und doch nicht allein, so lässt sich der Reitunterricht im digitalen Zeitalter auf den Punkt bringen. Beim Online-Live-Training wird ein Smartphone bei C oder in der Ecke aufgestellt und filmt den Trainingsritt im heimischen Reitstall. Per W-LAN wird der Ritt in Echtzeit auf den Laptop des Reitlehrers übertragen, der an einem anderen Ort vor seinem Bildschirm sitzt und dem Reiter-Pferd-Paar zuschaut. Über eine parallele Tonverbindung mittels drahtloser Kopfhörer halten Schüler und Trainer Verbindung zueinander.

Diese Entwicklung hat die Corona-Pandemie spürbar beschleunigt, doch schon davor nutzten Reitlehrer diese Möglichkeit – so auch die Ausbilderinnen Nancy Heiber und Beatrice Bialas. Sie bieten ihren Online-Live-Unterricht seit 2019 an und haben viele Erfahrungen mit dieser für die meisten Reiter noch recht neuen Unterrichtsform gesammelt.

Technische Ausstattung

„Im Grunde genommen genügt dafür ein ordentliches Handynetz mit gutem Empfang und Datenvolumen (Anm. d. Red.: ca. zwei bis fünf Megabyte pro Minute der Übertragung) sowie ein Smartphone mit einer vernünftig ausgestatteten Kamera“, erklärt die Dressurausbilderin Beatrice Bialas aus Berlin. Zur Befestigung des Smartphones kann zwischen einem Dreibein, einer Klemmvorrichtung oder einem Auto-Trackingsystem gewählt werden.

„Ein Stativ, um das Smartphone auf die richtige Höhe zu bringen, gibt es kostengünstig bereits ab 25 Euro zu kaufen. Die professionelle Variante ist der von mir favorisierte Pivo, der in der Lage ist, Bewegungen zu folgen und zu zoomen, so dass es beim Pivo praktisch egal ist, wo auf der Reitbahn er sich befindet“, so die Expertin. Weitere Stative, die mittels eines Roboters automatisch rotieren, sind u. a. Pixem, Pixio oder Soloshot.

Wer sich für ein solches Auto-Trackingsystem entscheidet, erhält qualitativ hochwertige Videos, muss aber mit mehr Kosten und einer höheren Datenmenge rechnen, weil der Hintergrund auch ein bewegtes Bild ist, merkt Pferdetrainerin Nancy Heiber aus Hamburg an. Wer das nicht aufweisen kann, sollte auf ein einfaches, statisches Stativ zurückgreifen. Das würde die Übertragung bei einem geringeren Datenvolumen stabiler machen.

Zur technischen Ausstattung des Reiters gehören darüber hinaus ein Paar Bluetooth-Kopfhörer. Diese müssen eine der Größe der Reitfläche angepasste Reichweite besitzen, da sich der Reiter von seinem Handy entfernen muss (z.B. 40 Meter bei einer Platz- oder Hallengröße von 20 x 40 Metern). Eine solche Reichweite könnten preiswertere Modelle meist nicht leisten. „Da gibt es oft unschöne Risse oder Pausen in der Audio-Übertragung, die den Unterricht erschweren“, weiß Heiber. Sie rät daher beim Reiten zu hochwertigen Kopfhörern.

Video-Telefonat

Jetzt fehlt nur noch die passende Video-Telefonie-Lösung und schon kann es losgehen. Die Expertin bietet ihre Online-Live-Trainings über die kostenlose Android-App „Zoom Cloud Meetings“ an. Mit dem Cloud-basierten Videokonferenz-System können HD-Video-Meetings per Web- oder Frontcam abgehalten werden. Sitzungen speichert die Recorder-Funktion auf Wunsch lokal als MP4-Video. Für die Datensicherheit mit „Zoom“ sorgt eine 256-Bit-Verschlüsselung für Dateien und die Datenverbindung. „Meine Reitschüler stimmen zuvor den Datenschutz-Bestimmungen der App zu. Dann machen wir einen festen Termin aus und kurz vorher verschicke ich einen Link. Das weitere Vorgehen ist mit einem Videoanruf vergleichbar“, erklärt die erfahrene Pferdetrainerin.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.