Text: Inga Dora Meyer       Foto: Arlette Magiera

Manche Pferde laufen, als würden sie einem inneren Taktmesser folgen. Andere wiederum schaffen es nicht, ihren Rhythmus konstant zu halten, und zeigen Taktstörungen. Woran das liegt und was Sie tun können, um zum Gleichmaß zurückzufinden, erklärt unsere Expertin Arlette Magiera.

Der Takt steht in der Ausbildungsskala der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) an erster Stelle, woraus dessen große Bedeutung für das Training ersichtlich wird. Er ist Grundvoraussetzung für die Losgelassenheit des Pferdes während der Arbeit. Gleichzeitig geben Taktstörungen und Taktunreinheiten deutliche Hinweise auf bestehende mentale oder auch physische Spannungen beim Pferd.“ Das sagt Arlette Magiera, Schiefentherapeutin ARR® (anatomisch richtiges Reiten) nach Klaus Schöneich, und nimmt den Reiter in die Verantwortung.

Maß aller Dinge

Takt bezeichnet ein räumliches und zeitliches Gleichmaß. „Jeder Schritt, Tritt und Sprung soll gleich lang und der Rhythmus in jeder Gangart konstant sein. Takt heißt aber auch, dass das korrekte Bewegungsmuster der Grundgangarten gegeben sein muss“, so die Expertin. Das gilt bei Tempoveränderungen, Richtungswechseln und in allen Lektionen. Dabei hat jeder Vierbeiner seinen eigenen Rhythmus. Am störanfälligsten ist der Schritt. „In dieser Gangart wirken sich reiterliche Defizite, Fehler in der Ausbildung oder akut vorliegende Spannungen am ehesten negativ aus“, so Magiera. Das liege daran, dass die Pferdewirbelsäule im Schritt die größte dreidimensionale Mobilität im Bereich der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule aufweise und daher das Risiko von negativen Einwirkungen am höchsten sei. „Der Rumpf rotiert bei jedem Schritt auf und ab, bewegt sich nach rechts und links ähnlich einer Schlange, und die Oberlinie dehnt und verkürzt sich. Letzteres ist durch die deutliche Nickbewegung des Pferdes bei jedem Vorfußen eines Vorderbeins sehr gut erkennbar“, erklärt die Ausbilderin. Stört, erschwert oder unterbindet der Reiter die freie dreidimensionale Bewegung der Wirbelsäule, kann das Pferd seine natürliche Nickbewegung nicht mehr ausführen, und es kommt leicht zu Taktstörungen. „Das Pferd hält seinen Hals mechanisch fest und bewegt nur noch seine Beine, ohne den gesamten Rumpf in die Bewegung zu integrieren. Der Rücken kann nicht mehr locker schwingen“, erklärt die Schiefentherapeutin. Das ist vor allem dann der Fall, wenn das Zügelmaß falsch gewählt wurde, der Reiter versucht, das Pferd über die Einwirkungen mit der Hand zu versammeln oder mit der Absicht, die Hände ruhig zu halten, steif wird. Auch eine übertriebene Stellung im Genick und das wechselseitige Rechts- und Linksstellen des Pferdes („Riegeln“) können Taktfehler provozieren. Im Schritt lässt sich aufgrund der langsamen Geschwindigkeit am einfachsten erkennen, ob die Gangart taktrein ist. Sehen Sie eine schreitende Bewegung ohne Schwebephase im Viertakt und bewegt sich zuerst das Hinterbein einer Seite, dann das gleichseitige Vorderbein, gefolgt vom Hinterbein der anderen Seite und zum Schluss dem gleichseitigen Vorderbein? Dann ist alles in Ordnung, denn die Beine derselben Seite bewegen sich nacheinander und für einen kurzen Augenblick ist ein mehr oder weniger geschlossenes „V“ zu sehen sein, wenn das Hinterbein nach vorne greift und aufsetzt und das gleichseitige Vorderbein abhebt. „Im Sattel ist dieses gleichmäßige Schreiten für den Reiter gut zu fühlen. Sind Sie sich unsicher, überprüfen Sie den Viertakt auf festem Boden. Dort hören Sie ihn deutlich“, rät Magiera.

…den gesamten Artikel mit praktischen Übungen finden Sie in der Februar-Ausgabe.