Text: Dominique Wehrmann      Foto: Holger Schupp

Egal, ob Anfänger oder Fortgeschrittener, ob Youngster unter dem Sattel oder alter Hase im Parcours, ob Spring- oder Dressurpferd – Gymnastikreihen sind ein tolles Training für Pferd und Reiter und bringen Abwechslung in den Alltag

Gymnastikreihen sind wahre Alleskönner in der Springpferdeausbildung und im Springpferdetraining, betont Andreas Kreuzer, der in Damme einen großen Ausbildungs-, Turnier- und Verkaufsstall leitet. „Ich habe eine unendliche Fülle an Variationsmöglichkeiten, mit denen ich ganz unterschiedliche Zielsetzungen erreichen kann“, so Kreuzer. „Ich vergleiche das gerne mit Rohdiamanten. Für jedes Pferd muss ich individuell entscheiden: An welcher Stelle braucht es etwas mehr von diesem oder jenem, an welcher Stelle etwas weniger?“ Dafür gelte es erst einmal zu analysieren: Wo steht das Pferd in seiner Ausbildung? Wo liegen die Stärken und wo die Schwächen? Daran orientiert sich dann die weitere Arbeit. „Für jedes Pferd in jedem Alter habe ich zu entscheiden: Was will ich erreichen, und welcher Weg zum Ziel passt zu dem jeweiligen Pferd?“ Antworten darauf findet Andreas Kreuzer häufig in verschiedenen Varianten von Hindernisreihen.

Immer klein anfangen!

Junge Pferde lernen in Gymnastikreihen den Sprungablauf kennen. „Der richtige Absprungspunkt, Flugphase, Landung und das Verhalten zwischen den Sprüngen – all das müssen junge Pferde erst lernen. Mithilfe von Reihen kann ich es ihnen zeigen, und der Ablauf wird automatisiert“, berichtet der Deutsche Meister von 2016. Grundsätzlich ist Kreuzer ein Freund von simplen Übungen. „Die Pferde müssen die Aufgabenstellung einfach erfassen können.“ Darum sollten die Anforderungen nicht zu kompliziert sein. Verstehen die Pferde, was sie tun sollen, sind sie in der Regel hochmotiviert. Überforderung hingegen frustriert. Andreas Kreuzer geht stets vom Einfachen zum Komplexen vor: „Sonst habe ich keinen Lerneffekt.“ Denn nur wenn die Pferde verstehen, was sie tun, können sie aus den Erfahrungen Rückschlüsse ziehen. Und damit sie wissen, wann etwas gut war und wann nicht, muss der Reiter „sehr deutlich sein in der Rückmeldung“, wie Kreuzer sagt. Mit anderen Worten: Haben die Pferde einen guten Sprung gemacht, und sei es nur über 30 Zentimeter, müssen sie dafür gelobt werden. Auch das ist übrigens ein Argument dafür, dem Pferd simple Aufgaben zu stellen, denn nur dann kann man als Reiter eine perfekte Ausführung verlangen, ohne Kompromisse eingehen zu müssen.

Lernen von der Stange

Jetzt mal konkret: Wie kann man mithilfe einer Sprungfolge den Ablauf eines jungen Pferdes schulen? „Ich beginne mit einem Kreuz und einer Vorlegestange, die dem Pferd den Absprung vorgibt. Die Pferde verstehen schnell, wo der richtige Abstand zum Hindernis ist und wie sie ihren Körper über dem Hindernis gebrauchen müssen.“ Wenn der Ablauf gefestigt ist, wird eine weitere Stange hinter das Hindernis gelegt. „Viele junge Pferde sind noch übereifrig, überspringen sich und verbrauchen viel zu viel Kraft“, hat Kreuzer festgestellt. „Mit der Stange hinter dem Hindernis als optische Bremse lernen die Pferde, ökonomisch zu springen.“ Das ist in mehrfacher Hinsicht wichtig. Zum einen rauben Gewaltsätze den Pferden sehr viel Kraft, zum anderen wird der Bewegungsapparat unnötig stark belastet. Außerdem kostet es im Parcours enorm viel Zeit, wenn die Pferde zu lange in der Luft sind.

Die Stange hinter dem Hindernis hat aber noch einen weiteren positiven Effekt: Die Pferde senken über dem Hindernis den Hals, um die hintere Stange in Augenschein zu nehmen. Auf diese Weise öffnen sie den Rücken mehr und springen besser durch den Körper mit der gewünschten Bascule.

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