Text: Aline Müller       Foto: www.Slawik.com

Spaß, Motivation und Abwechslung – das bringt der Caprilli-Test, der Springen und Dressur vereint. Dabei muss nicht immer für ein Turnier trainiert werden. Gerade in der Winterpause ist das Üben der Aufgaben eine tolle Möglichkeit, das Pferd sinnvoll zu gymnastizieren und zu beschäftigen. Der Parcours kann immer wieder neu gestaltet werden

Springtraining und dressurmäßige Gymnastizierung werden beim Training häufig getrennt. Am einen Tag geht es über Sprünge, am anderen Tag werden Lektionen im Dressursattel geübt. Andere Pferde bleiben regelrecht in ihrer Disziplin: So werden manche Dressurpferde vielleicht noch über Stangen geritten, aber Springen steht nicht auf dem Trainingsprogramm. Dabei kann die Kombination aus dressur- und springmäßigem Reiten nicht nur Abwechslung bringen, sondern auch einen hohen gymnastizierenden Wert für das Pferd haben: Balance und Losgelassenheit werden gefördert und Muskulatur wird aufgebaut. Der Reiter schult ebenfalls sein Gleichgewicht und kann Sitz und Hilfengebung verbessern.

Gemeinsam mehr Spaß haben

Nicht unterschätzt werden sollte auch der Spaßfaktor. Auch wenn die Aufgaben einzeln geritten werden, kann der Parcours gemeinsam mit anderen Reitern im Stall aufgebaut und besprochen werden. Sie können selbst entscheiden, ob Sie Elemente aus einer Aufgabe üben oder unter Turnierbedingungen trainieren möchten. Vielleicht möchten ein oder zwei Reiter beziehungsweise Helfer die Aufgabe der Richter übernehmen und die Ritte am Ende bewerten oder einfach Feedback geben. Eine andere Möglichkeit wäre ein kleines Stallturnier – ebenfalls einfach aus Spaß. Denn das Gute am Caprilli-Test: Die Aufgaben sind in drei Stufen gegliedert, und es können sich Reiter mit Pferden ab vier Jahren unterschiedlicher Rassen messen. Abgefragt wird unter anderem das Reiten im leichten Sitz, das Traben über Stangen, das Überwinden kleiner Hindernisse und das Reiten verschiedener Hufschlagfiguren sowie das Reiten von Übergängen. Die Aufgaben sind so gestaltet, dass es Pferd und Reiter leicht fällt, die Hindernisse in das dressurmäßige Reiten zu integrieren. So wird auch ganz spielerisch der Sitz geschult und die Bewegungsfreude des Vierbeiners gefördert. Eher gemütlichere Pferde können so zu mehr Schwung animiert werden, während eher eilige Typen durch das dressurmäßige Einwirken besser kontrollierbar sind.

Wettbewerb mit historischem Hintergrund

Der Name „Caprilli-Test“ geht auf den Italiener Federico Caprilli zurück. Der 1868 geborene Rittmeister der italienischen Armee war zudem Ausbilder an italienischen Kavallerieschulen. Er entdeckte Ende des 19. Jahrhunderts einen neuen Springstil mit nach vorne geneigtem Oberkörper. So sollte der Rücken des Pferdes entlastet und auf die Bewegungen des Pferdes eingegangen werden. Bis dahin war im Springreiten ein Sitz üblich, bei dem wir heute die Hände vor unser Gesicht schlagen würden: Der Reiter saß weit zurückgelehnt im Sattel, die Füße nach vorne gestreckt, um sich bei der Landung besser abstützen zu können. Auf alten Fotos sind Pferde zu sehen, die hohe Hindernisse überwinden, während der Reiter ihnen regelrecht im Rücken liegt. Mehr „hinter der Bewegung“ geht nicht. Zwar waren bereits vor Caprilli Reiter auf die Idee gekommen, einen vorgebeugten, leichten Sitz einzunehmen, bei dem der Reiter knapp über dem Sattel in den Steigbügeln steht, doch erst Caprilli konnte durch seinen Unterricht diesen damals neuen Sitz durchsetzen. Er erlaubte es, der Pferdebewegung zu folgen und im Sprung den Rücken des Pferdes zu entlasten. Der Rittmeister gilt als Wegbereiter des leichten Springsitzes, und keine andere Entdeckung hat das Reiten über Sprünge seither derart grundlegend beeinflusst. Im Jahr 1902 wollte Federico Caprilli die Überlegenheit dieses Sitzes unter Beweis stellen und stellte in Turin mit 2,08 Metern einen neuen Hochsprungrekord auf.

Den gesamten Artikel finden Sie in der Dezember Ausgabe der Mein Pferd.