Text: Nora Dickmann     Foto: www.Slawik.com

Schenkelhilfen sorgen seit jeher für große Diskussion und stellen eine große Herausforderung für viele Reiter dar. Wie muss der Schenkel richtig am Pferd liegen, und wann sollte der treibende Impuls gesetzt werden? Wir bringen Licht ins Dunkel

Ein Thema, welches jeden Reiter früher oder später beschäftigen wird, sind die treibenden Hilfen. Wenn diese nicht funktionieren, wird das Paar im wahrsten Sinne des Wortes „keinen Deut vorankommen“, und der Reiter kann das Tier weder gymnastizieren noch formen. Und das ist schließlich Sinn und Zweck des Ganzen. Schon der Reitmeister Gustav Steinbrecht sagte: „Reite dein Pferd vorwärts und richte es gerade.“ Aber ein Pferd kann dies auch nur ausführen, wenn es von Anfang an die vorwärtstreibenden Hilfen korrekt beigebracht bekommen hat. Hierbei ist es wichtig, dass man keine Nachlässigkeit zulässt. Denn lernt das junge Pferd, dass die vorwärtstreibenden Hilfen auch ignoriert werden können, ist keine Arbeit mit ihm möglich. Weder verladen noch fließende Übergänge oder Seitengänge – ohne Reaktion auf den Schenkel oder Stimmkommandos funktioniert nichts. Das Pferd sollte also stets vor den treibenden Hilfen sein.

Lernt das junge Pferd an der Longe die vortreiben- den Hilfen mittels Stimme und Longierpeitsche kennen, können diese später nach und nach durch den Schenkel ersetzt werden. Ein Beispiel: Wird das Stimmkommando „Trab“ gegeben, setzt der Reiter zeitgleich seine Schenkel sanft ein. So lernt das Tier, den Schenkeldruck mit dem Vorwärts zu verbinden. Leider werden viele Pferde zu schnell eingeritten und lernen niemals die korrekten vorwärtstreibenden Hilfen. Dann hat der Reiter zu kämpfen, das Tier zu motivieren. Aber oftmals sind „faule Pferde“ gar nicht faul, sondern reagieren auf den verkrampften Reitersitz, der durch den Kraftakt des Treibens provoziert wird, sofern das Pferd nicht korrekt an den Hilfen steht. Der Sitz ist nämlich eine der wichtigsten treibenden Hilfen.

Der richtige Sitz als Schlüssel zum Erfolg

Wer glaubt, das richtige Pferd, die korrekte Ausrüstung und den passenden Reitstil gefunden zu haben, sich jedoch keine Harmonie zwischen Mensch und Tier einstellen mag, sollte darüber nachdenken, was den dauerhaften Erfolg in der Reiterei ausmacht. Vertrauen, Harmonie und Gehorsam – das erwarten beide Seiten. Sowohl Reiter als auch Pferd müssen lernen, in bestimmten Situationen eine angemessene Körperhaltung zu haben. Für den Reiter ist daher ein unabhängiger Sitz unabdingbar. Er muss sich im Sattel halten können, ohne die Zügel aufnehmen zu müssen, und die Bewegungen des Pferdes durch Gewichtsverlagerungen steuern können. Denn die Schenkelhilfen sind niemals die Haupthilfe des Vorwärtstreibens.

Alles geht von einem korrekten Reitersitz aus. Wenn Reiter klemmen, das Becken schieben oder ihre Absätze hochziehen, ist es dem Pferd nicht möglich, sich frei zu bewegen. Darum reagieren sie dann mit vermeintlicher Faulheit und der Reiter hat es schwer, einen fleißigen Gang zu finden. Das Pferd muss zur Hand hintreten, nicht geschoben werden. Denn dieser „Schiebesitz“ macht das Pferd garantiert nicht lauffreudiger. Eher das Gegenteil: Durch das dauerhaft nach hinten gekippte Becken signalisiert der Reiter dem Tier die Gewichtshilfe der Parade. Kein Wunder also, dass das Pferd lieber stehen bleibt oder langsamer wird, als vorwärts zu laufen. Jeder Reiter sollte sich also bemühen, einen korrekten Sitz zu haben, um möglichst harmonisch auf die Bewegungen des Pferdes einwirken zu können.

Mehr Informationen zu den treibenden Hilfen finden Sie in der aktuellen Mein Pferd-Ausgabe.