Text: Inga Dora Meyer            Foto: Slawik/Getty Images

Sie ziehen sich Reitkleidung an, Sie putzen, satteln und trensen Ihr Pferd wie immer und gehen auf den heimischen Reitplatz – egal, wo auf der Welt sich dieser befinden mag. Dort filmt jemand Ihren Ritt mit einer­ Video­kamera oder einem Smartphone. Später laden Sie das Video im Internet hoch, um sich mit anderen Reitern, die dieselbe Dressurprüfung wie Sie zu Hause geritten sind, von einem offiziellen Richter beurteilen zu lassen. Ähnlich wie ein echtes Turnier, nur eben ohne lästiges Einflechten der Mähne, Turnierdress, Verladen und Stress. Nach einiger Zeit erhalten Sie Ihre Bewertung und eine Platzierung. Sie sind kein begeisterter Dressurreiter? Kein Problem. Solche Online-Wettbewerbe gibt es auch in anderen Disziplinen. Die Klassen sind nach Leistungsniveaus gestaffelt und sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene geeignet. Dieses Turnier-Modell ist der neueste Trend in England.

Verschiedene Wettbewerbe

„Online-Turniere gibt es bei uns schon seit einigen Jahren. Ich habe das erste Mal vor drei Jahren davon gehört. Allerdings handelte es sich da eher um Fotowettbewerbe als um Reitturniere. Mein persönliches Inte­resse daran entstand nach einem schweren Reitunfall. Von einem Tag auf den anderen war alles anders, und ich habe angefangen, mein Pferd vom Boden aus zu arbeiten. Da ich mich schon immer gerne mit anderen gemessen habe, fand ich es schade, dass es keine Bodenarbeits- bzw. Horsemanship-Turniere gab. Das wollte ich ändern“, erzählt Silke Ceruti, die in England lebt und als Vete­rinärhomöopathin, Show- und Voltigierrichterin tätig ist. Ihr persönliches Schicksal gab den Anlass zur Gründung der Online-Turnier-Plattform „EquiMind“, die die gebürtige Berlinerin seit Anfang 2017 betreibt.

Neben Dressurprüfungen bietet Ceruti­ Wettbewerbe im englischen Showreiten, Voltigieren, Horsemanship und Westernreiten an. Da sie selbst einmal ein blindes Pferd besaß, kommen noch Online-Prüfungen eigens für sehbehinderte Pferde hinzu. „So bekommen sie wieder eine Aufgabe“, sagt die Expertin. Auch Parareiter sind bei ihr herzlich willkommen. „Jeder kann mitmachen. Wir schließen keine Reiter aus. Im Gegenteil: Wir versuchen mit einem weit gefächerten Angebot an Turnierklassen und -disziplinen für jeden etwas zu bieten“, erklärt sie. Damit die Turniere fair bleiben, werden bei ausreichender Teilnehmerzahl innerhalb der einzelnen Klassen offene und geschlossene Prüfungen oder spezielle Wettbewerbe für Senioren oder Junioren (wie bei der FN) angeboten. Für die ganz jungen Reiter gibt es den so genannten „Pony Club“, der allein für die Kids reserviert ist. „Dort ist es nicht nur erlaubt, sondern erwünscht, dass den jungen Pferdefans während der Aufgabe geholfen wird. Bei uns steht der Spaß im Mittelpunkt“, erläutert Ceruti.

Die Vorteile der Online-Turniere liegen auf der Hand: Man muss sein Pferd nicht transportieren, um teilzunehmen. Prüfungsangst wird genommen, weil die Aufgabe zu Hause mehrmals absolviert und die beste Prüfung eingereicht werden kann. Es ist nicht erforderlich, ein eigenes Pferd zu besitzen, sondern man kann das Reitbeteiligungs- oder Schulpferd nutzen. Und: Eine Mitgliedschaft bei einem Reiterverein oder einem bestimmten Verband ist nicht nötig.

…in der Mein Pferd-Ausgabe 2/18 erfahren Sie, wie Sie bei einem Online-Turnier teilnehmen können – ganz bequem auf dem heimischen Reitplatz.

Mehr Informationen zu den Prüfungen und den Voraussetzungen finden Sie hier.