Text: Aline Müller          Foto: www.Slawik.com

Manche Pferde scheinen neue Lektionen im Handumdrehen zu lernen, während anderen die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben stehen. Wer seinem Vierbeiner etwas beibringen möchte, sollte sich mit dem Lernverhalten auseinandersetzen und wissen, dass sich 
Lernmuster nicht eins zu eins vom 
Menschen auf Pferde übertragen lassen

Klare Kommunikation 



Ein fundamentaler Baustein für die Arbeit und den Umgang mit dem Pferd ist Kommunikation: Der Vierbeiner benötigt bestimmte Zeichen und Signale, zum Beispiel in Form von Körpersprache, Mimik oder Stimmhilfen, damit es diese umsetzen und durch unsere Rückmeldung auf sein gezeigtes Verhalten interpretieren kann. Kommunikation findet ständig statt, selbst wenn der Ausbilder nicht bewusst kommuniziert hat. Ähnlich sieht es mit dem Lernen aus: Manchmal lernen Pferde auch Dinge, die wir ihnen gar nicht beibringen möchten. Der Reiter sollte sich zum einen klarmachen, was er tut und was er damit bezwecken will. Andererseits ist es wichtig, das Pferd im Training so zu motivieren, dass es Spaß am Lernen hat. Wir können bestimmte Bewegungsabläufe nur erlernen und reiten, wenn wir wissen, wie diese funktionieren. Ebenso sind wir nur in der Lage, einzelne Übungen richtig in das Training einzubauen, wenn klar ist, welchen gymnastischen Wert diese Übung hat und wofür sie sozusagen gut ist. Wenn Pferde nicht wie vom Reiter gewünscht lernen und gefühlt auf einem Niveau stecken bleiben, kann es daran liegen, dass die Basis-Signale wie Schenkel- oder Zügelhilfen nicht richtig sitzen. Auch hier kommen wieder die Motivation und das Lob ins Spiel, denn das Pferd muss eine Rückmeldung auf sein Verhalten bekommen, um Zusammenhänge zu verstehen.

Optimale Voraussetzungen



Druck und Zwang bringen weder Pferd noch Mensch weiter. Optimales Lernen kann nur in einem passenden Umfeld unter den richtigen Voraussetzungen gelingen. So müssen sich auch unsere Vierbeiner konzentrieren können und benötigen sowohl geistige als auch körperliche Energie, um Neues zu lernen. Daher müssen zunächst alle Grundbedürfnisse erfüllt sein. Neben genügend Auslauf und sozialen Kontakten gehört auch ausreichend Zeit und Ruhe zum Fressen von Raufutter dazu. Boxenpferde sind weniger Reizen ausgesetzt als ihre Artgenossen im Offenstall oder mit viel Weidegang. Auch das wirkt sich auf das Lernverhalten aus. Stellen Sie sich vor, Sie müssten für eine Prüfung lernen. Wo würde Ihnen das Lernen leichterfallen? In einem kleinen, dunklen Zimmer, mit knurrendem Magen oder in einem gemütlichen Lernumfeld mit einer Tasse Tee und Blick in den Garten? Pferde sind Gewohnheitstiere. Sie sollten von klein auf langsam an neue Situationen herangeführt und mit ihnen vertraut gemacht werden. Auch beim Reiter spielt das Alter und der Ausbildungsstand eine Rolle. Beides muss beim Training beachtet werden. Wer als Kind mit dem Reiten anfängt, lernt unter anderem Bewegungsabläufe ganz anders.

Einen gemeinsamen Weg finden



Wenn sich Reiter und Pferd das erste Mal begegnen, haben sie bereits gewisse Erfahrungen gemacht und bestimmte Dinge gelernt. Manchmal sprechen beide einfach (noch) nicht die gleiche Sprache. Die Folge können Kommunikationsprobleme und damit auch Probleme in Bezug auf das Lernen sein. Ein klassisches Beispiel ist eine falsche Hilfengebung bei den Übergängen: Der Reiter hat den Bewegungsablauf und die Einwirkung auf eine bestimmte Art erlernt und verinnerlicht. Vielleicht nutzt er vor allem deutliche Zügelhilfen zum Durchparieren. Der Vierbeiner ist jedoch sehr fein ausgebildet worden und reagiert normalerweise schon auf eine leichte Veränderung der Körperspannung und nahezu unsichtbare Hilfen. Plötzlich wird das Pferd regelrecht ausgebremst und der Bewegungsfluss unterbrochen. Das Tier ist verunsichert, bleibt abrupt stehen und geht ein paar Schritte rückwärts. Der Reiter gibt nun Impulse am Schenkel, und das sensible Pferd fühlt sich schon wieder „überfallen“. Es stürmt diesmal nach vorne, um dem Druck zu entkommen. Wenn der Reiter diese Einwirkung ein paar Mal wiederholt, lernt das Pferd, dass Übergänge etwas Unangenehmes sind. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Reiter sein eigenes Verhalten reflektiert und sich Gedanken darüber macht, auf welche Art und Weise sein Partner Pferd am besten lernt. Wenn der Grundstein einmal gelegt ist, steht dem erfolgreichen Lernen nichts mehr im Weg.

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