Text: Nora Dickmann      Foto: www.Slawik.com

Sport ist gut für unsere Gesundheit. Auch Senioren haben die Möglichkeit, sich dadurch fit zu halten. Ein Rentner und ein Sportwissenschaftler der Sporthochschule Köln sprechen über ihre Erfahrungen

Sonntagmorgen, Punkt sieben Uhr, die Stalltüren öffnen sich. Verschlafene Pferde heben den Kopf, als ein älterer Mann den Stall betritt und zu seinem Pferd, dem zehnjährigen Andiamo, geht. „Hallo Pferd“, murmelt er freundlich, „heute gehen wir noch mal raus. Eine schöne große Runde durchs Sauerland. Was hältst du davon?“ Das Pferd scheint sich zu freuen. Schließlich kennt es schon das Ritual, sonntags in aller Frühe aus der Box geschmissen zu werden. Seit Jahren durchquert dieses Paar jedes Wochenende das Umland. Immer mit dabei: der braune Boxennachbar und seine Besitzerin. „Quasi als Back-up, falls einmal was passieren sollte“, erzählt Klaus Kerstein. Für ihn ist es nicht ungewöhnlich, so früh aufzustehen und durch seine Heimat zu streifen „So halte ich mich fit und kann mein geliebtes Zuhause weiterhin sehen“, erklärt der Senior.

Naturbursche durch und durch

Der ehemalige Architekt stammt aus dem Sauerland, ist hier aufgewachsen und hat es, bis auf eine sehr kurze Ausnahme, auch nie verlassen. Es ist seine Heimat. Seine Liebe zum Pferd entwickelte sich erst im Erwachsenenalter, als seine Schwägerin aus den USA seiner Tochter Reitstunden schenkte und er als Papa natürlich mitmusste. Von da an gab es unzählige Ausritte durchs Sauerland, aber auch einige Wanderritte in fernen Ländern. Erst mit Mitte 80 wurde der Reitsport zu gefährlich. „Als ich vom Pferd stürzte, mit dem Kopf zuerst auf dem Boden aufkam und mir schwarz vor Augen wurde, habe ich beschlossen, dass dies das Ende meiner Reiterzeit sein sollte. Alles andere wäre zu gefährlich gewesen“, erzählt er. Seitdem ist jedoch nichts mehr, wie es war. „Mir fehlt das Reiten sehr. Trotz meines Alters konnte ich so noch sehr viel Zeit in der Natur verbringen. Das habe ich mein Leben lang gemacht. Das habe ich von meiner Mutter“, so Klaus Kerstein weiter. Das kann Matthias Bojer, Sportwissenschaftler an der Sporthochschule Köln und selbst begeisterter Reiter, gut nachvollziehen: „Wenn Leute ihr Leben lang was mit Pferden zu tun hatten, dann hat so was einen hoch emotionalen Wert. Das ist auch ein unbeschreibliches Gefühl von Mobilität. Sie sind ein Teil der Natur und erleben ein Freiheitsgefühl. Egal in welchem Alter.“ Aber nicht nur das Gefühl von Freiheit und Selbstständigkeit kann durch Reiten im hohen Alter aufrechterhalten werden, sondern: „Man braucht Kraft, Ausdauer, Leistungsfähigkeit, man muss beweglich sein. Gleichzeitig verlangt das Pferd aber auch Gleichgewicht, Motorik und kognitive Fähigkeiten. Man wird also ganzheitlich beansprucht“, so der Experte weiter.

Reiten ist gut für die Gesundheit

Pferde tun uns Menschen gut. Sie lösen Freude aus, entspannen und fördern die Konzentration in allen Bereichen. Durch Körperhaltung und Körpersprache lernt der Mensch, mit dem Pferd zu kommunizieren. Und durch den Umgang kommt Bewegung in den Alltag, und das bringt den Kreislauf in Schwung. Im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten ist Reiten sehr symmetrisch. Beide Körperhälften werden gleichermaßen beansprucht. Auch die dreidimensionale Bewegung (nach vorne und hinten, unten und oben, links und rechts) stärkt sowohl die Bauch- als auch die Rückenmuskulatur. Dieser stärkende Effekt beginnt bereits beim Schrittreiten und steigert sich dann im Trab und Galopp für alle Muskelgruppen.

Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd.