Text: Nora Dickmann           Foto: imago images/ Rene Schulz

Erst zeigte der Hannoveraner-Wallach wenig Interesseam Vielseitigkeitssport, dann wurde Hamilton zum Erfolgspferd von Josefa Sommer. Nun genießt er seine Rente

Hamilton wurde von Josefa Sommers Vater Joachim Sommer aus der Firella von Furioso’s Sohn gezogen. Vater des Wallachs ist der berühmte Vielseitigkeitsvererber Heraldik xx. Nach einer artgerechten Ausbildung ging der Hannoveraner an einen Freund der Familie, an Florian Appe. Dieser suchte ein Pferd zum Ausreiten und fand es in Hamilton. Der Braune wollte sein Potenzial zunächst nicht zeigen. Allerdings bewies er im Laufe der Zeit doch Motivation und Vermögen für den Sport.

Seine ersten Turniere ging er unter Judith Sommer, bevor sich Josefa das Tier schnappte und mit ihm von 2009 an Turniere bestritt. Vom ersten A-Stilspringen bis hin zum ersten Championat hat das Paar die Karriere gemeinsam gemeistert. Ein-Sterne-Prüfungen, Teilnahmen am Bundeswettkampf und an Deutschen Meisterschaften. Die erste Drei-Sterne-Prüfung ritten sie im Jahr 2013 in Schenefeld. Ein Jahr später wurden sie Siebte bei den Deutschen Meisterschaften. 2016 konnten Josefa Sommer und Hamilton gleich zwei CCI3* auf den vorderen Plätzen beenden. Darum war es auch nicht verwunderlich, dass sie 2017 erstmalig unter der deutschen Fahne bei den Europameisterschaften in Strzegom ritten.

Dort sicherten sie sich gleich Rang zwölf. Im gleichen Jahr ging ein weiterer Traum für die Physiotherapeutin aus Immenhausen in Erfüllung: Sie nahm mit ihrem Erfolgspferd am CHIO Aachen als Mitglied der siegreichen deutschen Mannschaft teil.

2019 feierten sie den größten Erfolg ihrer gemeinsamen Karriere, den ersten CCI4*-Sieg in Wiesbaden. Ein erneuter Start in Aachen endete jedoch frühzeitig. Hier musste das Paar leider aufgeben, da das Vielseitigkeitspferd ein Hufeisen verloren hatte. Bundestrainer Hans Melzer sagte damals: „Es war völlig richtig, dass sie danach aufgehört hat!“ Und für Josefa Sommer war es sowieso ein besonderes Erlebnis. Bei einer Pressekonferenz sagte sie: „Es ist unglaublich, hier dabei zu sein, mit diesen drei Helden!“

2020 entschied sich Josefa Sommer gemeinsam mit Hamiltons Besitzer Florian Appe dazu, „Hannes“, wie sie ihr Erfolgspferd liebevoll nennt, noch ein letztes Turnier gehen zu lassen. Danach sollte er die Rente auf dem heimischen Hof genießen.

Und dafür wählten sie einen ganz besonderen Ort aus. Auf Instagram verkündete sie: „Eine letzte Abschiedsrunde, bevor er bei uns zu Hause die schönste Rente seines Lebens bekommen wird, zusammen mit seinem Bruder Henry. Er wird das letzte Mal in Strzegom gehen, dort, wo wir unseren größten Erfolg gefeiert und unser erstes gemeinsames Championat bestritten haben.“

Insgesamt kann das Paar auf 81 internationale Prüfungen zurückblicken, von denen Hamilton gerade einmal sieben nicht beendet hat. Dass er ein absolutes Verlasspferd war, stellte er unter anderem beim CHIO Aachen unter Beweis. Hier trug er drei Mal den Bundesadler auf der Schulter.

Für Josefa Sommer war es keine einfache Entscheidung. Bei ihrer Verkündung schrieb sie: „Er fühlt sich mit 18 noch an wie mit 12, was es noch schwieriger macht, den richtigen Zeitpunkt zu finden (…) Hannes ist es wahrscheinlich egal, ob er ein Turnier mehr oder weniger geht, aber einem selber fällt es unheimlich schwer zu sagen: ‚Jetzt ist Schluss.‘ Besonders wenn man dem Pferd einfach nicht anmerkt das es jetzt älter ist.“

Nun genießt der Hannoveraner gemeinsam mit seinem Bruder Henry sein Rentnerleben und fühlt sich pudelwohl. Mit Hamilton geht ein weiteres Erfolgspferd des Vielseitigkeitssports in Rente. Wir wünschen Hamilton und seinem Bruder Henry eine erholsame Zeit auf der Koppel.