Text: Nora Dickmann      Foto: imago images/ Stefan Lafrentz

Fünf Jahre waren sie ein fester Bestandteil des 
dänischen Dressurteams: Agnete Kirk Thinggaard und Jojo AZ. Nun musste der Wallach nach einer 
kurzen Krankheit eingeschläfert werden.

Der Wallach war das Pferd, mit dem der dänischen Dressurreiterin der Durchbruch in den großen Sport gelang. „Jojo hat mir zum Durchbruch verholfen – er hat mir beigebracht, wie man Grand Prix auf höchstem Niveau reitet. Er hat mich an die Hand genommen und mir geholfen“, schreibt die Dänin in den sozialen Medien. Bevor der ungarische Wallach v. Ginus-Justboy zu Kirk Thinggaard kam, hatte er bereits internationale Erfolge unter dem Finnen Henri Ruoste gesammelt.

Erst ab 2014 stellte Kirk Thinggaard ihn im Viereck vor. Von da an ging die Karriere des Paares steil bergauf: 2016 nahmen sie an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teil, 2015 und 2016 konnten sie sich gemeinsam für das Weltcup-Finale qualifizieren. Zwei Mal nahm die Dänin überdies mit dem charmanten Dunkelbraunen an den Europameisterschaften teil, und bei den Dänischen Meisterschaften gewannen die beiden vier Medaillen. Auf der Website des Gestüts Blue Hors heißt es: „Jojo ist wie ein guter Vintage-Rotwein, der im Laufe der Zeit immer besser geworden ist. Er mag wie ein Pferd aussehen, aber in Wirklichkeit ist er ein Labrador“, sagt Agnete Kirk Thinggaard lachend und erzählt, dass die liebevolle und sanfte Persönlichkeit charakteris-
tisch für Jojo war. 
Erst letztes Jahr verabschiedete sie den Wallach mit 16 Jahren aus dem großen Sport: „Ich möchte ihm den Respekt erweisen, dass er aufhören darf, solange er noch auf der Höhe seiner Kraft und gesund ist und ein langes, schönes Leben als Rentner führen kann“, hieß es 2019 von der Dänin. 
Bereits ein Jahr zuvor hatte Kirk Thinggaard angekündigt, Jojo AZ aus dem ganz großen Sport herauszunehmen. Er sollte als Grand-Prix-Pferd für Claus Thinggaard, den Ehemann der Dänin, tätig sein und ihm die hohe Kunst der Dressur beibringen. Allerdings übernahm die 36-Jährige in der Saison 2019 doch noch einmal selbst die Zügel und tanzte ein letztes Mal mit ihrem Jojo durch das Viereck. Bei der Weltcup-Etappe in Herning sollte sich Jojo AZ zum letzten Mal im Grand Prix und im Grand Prix Special vor dem heimischen Publikum präsentieren. „Ich habe mehrere Jahre mit anderen Pferden gearbeitet, aber wenn ich mit Jojo wieder auf die Strecke komme, ist es immer so, als würde ich nach Hause kommen, als würde ich abgenutzte Jeans anziehen – sie passen einfach und es gibt nichts, das drückt. Wir beide sind eins, er ist wirklich mein Pferd“, sagt die Reiterin strahlend, wenn sie über den Wallach spricht.

Nach der Verabschiedung von Jojo standen für die Dänin selbst die Nachwuchspferde im Fokus. Ende 2019 übernahm sie Blue Hors Veneziano, auch Blue Horse Zatchmo, einen zehnjährigen Sohn des Blue Horse Zack, kann sie reiten. Sowohl Zatchmo als auch Veneziano seien auf einem guten Weg zum Grand Prix. Auch die Oldenburger Stute Atterupgaards Orthilia ist nach ihrer Reha auf dem Weg zurück in den Sport. Jetzt musste der Wallach Jojo AZ jedoch mit nur 17 Jahren eingeschläfert werden und konnte seine Rente nur ein Jahr auf den heimischen Wiesen verbringen: „Gestern musste ich Jojo gehen lassen. Er war auf einmal sehr krank, und obwohl wir ihn schnell in die Klinik gebracht haben, konnten wir ihn nicht retten. Er wird für immer in meinem Herzen weiterleben, ich werde ihn jeden Tag vermissen. Danke Jojo, mein lieber Freund, für alles“, waren Agnete Kirk Thinggaards Wort, mit denen sie sich in den sozialen Medien von ihrem Pferd verabschiedete.