Text: Kristin Klages          Foto: Privat

Manche träumen von einem Porsche, andere von einem Haus am Meer, und ich träume schon seit meiner Kindheit davon, mit einem struppigen Pony die Welt zu erkunden. Morgens noch nicht zu wissen, wo ich abends bin – einfach Abenteuer pur! Verwandte und Freunde haben mir allerdings davon abgeraten: Alleine sei das viel zu gefährlich, und jemanden zu finden, der das alles mitmacht, sei ausgeschlossen. Bis ich meinen Pferdetrainer Peter Deicke (www.familienparksottrum.de), bei dem ich schon an vielen Seminaren teilgenommen habe, von meinem Traum erzähle. Peter ist schon über 80, sagt aber sofort: „Träume musst du wahrmachen. Du hast doch einen Esel und ein Muli, beide vor die Kutsche und los! Ich mache mit.“ Schnell fahren wir also meinen Esel und das Muli ein und machen eine Probetour durch das Wendland.

Unsere zweite Tour geht 2018 durch Polen, unser Ziel ist Rajmund Wodkowski, der Vizeweltmeister im Zweispänner-Fahren. Dieser hat uns eine Route vorgeschlagen, die leider über die Hauptverkehrsstraße von Berlin nach Warschau führt: Ohne Pause donnern Lkws dicht an unserem Gespann vorbei, die beiden Vierbeiner sind nervös, folgen aber brav unseren Anweisungen. Wir sind alle froh, als wir endlich die Hauptverkehrsstraße hinter uns lassen und weniger befahrene, kleinere Straßen erreichen – unsere Langohren sind jetzt auf jeden Fall verkehrssicher. In Polen übertreffen sich die Menschen in ihrer Gastfreundschaft und laden uns beispielsweise zum Essen oder zum Übernachten in einem Ferienhaus ein. Die Wege – viele Sandwege – in Polen sind ideal zum Kutschefahren, und die Fahrstunden bei Rajmund Wodkowski sehr ergiebig: Er zeigt uns schmunzelnd, dass wir unsere Kreuzleine die ganze Zeit falsch verschnallt hatten.

Die nächste Tour führt uns im Juli 2019 durch Schweden: Dort geben wir Unterricht, korrigieren Problempferde und wollen natürlich Pippi Langstrumpf besuchen. Die Wege in Schweden sind meist geschottert und lange nicht so schön wie in Polen. So scheußlich, wie die Schotterwege in Schweden sind, so wunderschön sind auf der anderen Seite die wegbegleitenden kunterbunten Wildblumen. Die Naturschutzgebiete in Schweden sind urtümlich und wild: moosbewachsene Felsen, uralte bizarre Bäume und immer wieder wunderschöne Seen, die zum Baden einladen.

Im September 2019 fahren wir für vier Wochen nach Ungarn, es geht in die Puszta, zu den Csikós, den ungarischen Pferdehirten. In dem Pusztagestüt „Tanya Csárda“ treffen wir den Chef der Csikós, der uns einlädt, am nächsten Tag bei seiner großen Show vor französischen Touristen mitzumachen. Dabei haben wir viel Spaß und geben alles: vom Kutschefahren über die Freiheitsdressur bis zu vielen Tricks. Die Csikós sind begeistert und drehen von unserem Auftritt einen Film. Doch auch die Csikós beeindrucken uns unglaublich: Sie reiten auf ungesattelten Pferden wie die Teufel – auch die ungarische Post reiten sie in einem unglaublichen Tempo. Auf dem Rückweg aus Ungarn geben wir noch Unterricht in einem S-Dressurstall und fahren dann über Österreich nach Hause.

Ihre Kristin Klages

www.kikis-bauernhof.de

 

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