Text: Aline Müller       Foto: www.Slawik.com

Ohne das Pferd hätte wohl auch der Mensch eine andere Geschichte geschrieben. Die Vierbeiner dienten unter anderem als Lasttiere und Transportmittel und waren gleichzeitig Kriegsgefährten. Dadurch trugen sie wesentlich zur wirtschaft- lichen und kulturellen Entwicklung bei

Lange bevor es überhaupt Menschen gab, huschte ein fuchsgroßes Wesen mit krummem Rücken durch die sumpfigen Urwälder, die Eurasien (die geografisch-geologische Bezeichnung für Europa und Asien als ein zusammengefasster Kontinent) und Nordamerika bedeckten. Es war nur knappe 40 Zentimeter groß und besaß vier Zehen an den vorderen sowie drei an den hinteren Pfoten. Die Rede ist vom Eohippus, der vor etwa 50 bis 60 Millionen Jahren lebte und als einer der ältesten Vorfahren des Pferdes gilt. Das Urpferd entstand im frühen Eozän, zu einer Zeit, in der sich gerade die Kontinente, die Gebirge, der Atlantik und der Indische Ozean herausbildeten. Das Klima wies bis in das Mittlere Eozän einen subtropischen bis tropischen Charakter auf. Das blieb jedoch nicht immer so. Im Laufe der Evolution starben bestimmte Tierarten aus, weil sie sich den jeweiligen Klimabedingungen und Vegetationsverhältnissen nicht hinreichend anpassen konnten.

Der erste Einhufer

Auch vor den pferdeähnlichen Tieren machte die Evolution nicht Halt. Im Laufe der Jahrtausende bekamen sie längere Beine, wurden insgesamt größer und hatten nur noch drei Zehen, von denen die mittlere die größte war. Daraus entstand der Pferdehuf, wie wir ihn heute kennen. Vor etwa fünf Millionen Jahren entwickelte sich in Nordamerika der Pliohippus. Da die Urwälder den Steppen wichen, mussten sich auch die Tiere an das Leben in der veränderten Umgebung anpassen. Der Pliohippus war schon fast so groß wie heutige Pferde, und seine mittleren Zehen wuchsen zu einem Huf zusammen. Das Urpferd war der erste Einhufer, der sich durch eine höhere Standfähigkeit und eine größere Belastbarkeit auszeichnete. Nicht nur die Beine, sondern auch der gesamte Körper wurden immer länger. Hinzu kam ein größerer Brustkorb, der dem Pliohippus insgesamt eine gesteigerte Schnelligkeit ermöglichte. Für das Überleben des Urpferds war diese Schnelligkeit überlebenswichtig, denn mit dem Verschwinden der Laubwälder und mit der Entstehung der weiten Graslandschaften verschwand auch die Deckung des Einhufers. Den in großer Zahl vorhandenen Fleischfressern ohne Schutz ausgesetzt, war es darauf angewiesen, jederzeit schnell flüchten zu können.

Von Blättern zu Gras

Die veränderten Lebensbedingungen wirkten sich auch auf den Verdauungsapparat und das Gebiss des Urpferdes aus. Es musste seine Nahrung von Blättern auf Gras umstellen und sich somit im Rahmen der Evolution anpassen. Mit der Zeit nahm auch das Gehirn des Pferdes an Größe zu. Gleichzeitig verlagerten sich die Augen mehr und mehr zur Seite, damit ein wesentlich größeres Blickfeld erschlossen werden konnte. Eine spannende Entdeckung ist, dass frühe Pferdearten noch vor der Zerstörung der Landverbindung zwischen Alaska und Sibirien durch die Gletscher der beginnenden Eiszeit (600.000 bis 100.000 v. Chr.) von Amerika nach Asien und von Europa bis nach Afrika wanderten. Schließlich brachten die ersten Einhufer Pferde, Esel, Halbesel und Zebra hervor. Das Przewalskipferd und der Tarpan gehören zu den berühmtesten Nachkommen der lange ausgestorbenen eiszeitlichen Urpferde, wobei das Przewalskipferd das einzige heute noch lebende Wildpferd ist.

Die ganze Geschichte zu der einzigartigen Bindung zwischen Mensch und Pferd finden Sie in der Juni-Ausgabe der Mein Pferd.