Text: Alexandra Koch     Foto: Getty Images

Wer zum ersten Mal über ein Hindernis springt, spürt in der Regel am eigenen Leib direkt, was es bedeutet, mutig im Sattel zu sitzen. Doch es sind die vielfältigsten Situationen im Reiterleben, die unseren Mut erfordern. Es kann der erste Ritt nach einem Sturz sein oder das erste Turnier. Es kann die Situation sein, dass man auf seinem ersten eigenen Pferd erstmals im Wald unterwegs ist oder dass man den Stall gewechselt hat. Egal, was das Reiterleben mit sich bringt, Mentaltraining stärkt die Persönlichkeit und lässt einen viele Situationen gelassener durchleben

Jeder Mensch hat im Leben sogenannte „Antreiber“. Diese können sich auf positive wie negative Art bemerkbar machen. Ein Antreiber kann beispielsweise lauten „Ich löse meine Probleme selbst“ oder „Erfolge fallen nicht vom Himmel, man muss sie hart erarbeiten“. Solange solche Antreiber in einem gesunden Maße wirken, können sie mental positiv genutzt werden. Dafür sollte man zunächst seine eigenen Antreiber kennen. Es gibt hierzu Literatur, die durch Testfragen die Antreiber erkennen lässt.

Allerdings können Antreiber auch negative Wirkung haben. Das passiert beispielsweise, wenn man es jedem recht machen möchte oder man sich selbst zu stark unter Druck setzt. Durch derartigen Stress kann einen dann auch ganz leicht der Mut verlassen. Kein Mensch ist perfekt, auch wenn gerade das der hauptsächliche Antreiber von vielen ist. 
Zahlreiche Sportreiter erwarten von sich selbst zu schnell den nächsten Erfolg und sind überehrgeizig. Ein noch deutlich schlimmeres Szenario kann entstehen, wenn reitende Kinder es den ehrgeizigen Eltern stets recht machen wollen und ihre Grenzen dabei überschreiten. Wenn sie zunächst mit viel Mut in den Parcours ritten, treten nach Misserfolgen auf einmal Probleme wie Verweigern oder Verreiten auf. All das ist eine Folge davon, dass der Druck, der auf den betreffenden Personen lastet, nicht mehr kompensiert werden kann.
In diesen Fällen sollte man sich ganz bewusst sogenannte „Erlauber“ setzen, die beispielsweise besagen, dass es völlig in Ordnung ist, nicht immer noch höher, schneller, weiter zu kommen: „Es ist in Ordnung, wenn ich wieder eine A-Dressur reite. Mir macht es Freude, auf diesem Niveau zu reiten, und ich bin damit völlig zufrieden.“ Insbesondere auf überehrgeizige Eltern muss auch durch außenstehende Beobachter, beispielsweise Reitlehrer, Trainer oder Psychologen, zugegangen und diese gebremst werden.

Eigene Ziele erkennen



Wer sich mutigen Schrittes durchs Reiterleben bewegen möchte, sollte von Zeit zu Zeit seine ganz persönlichen Ziele formulieren. Dabei ersinnt der Sportler zunächst ein großes Ziel für die nächsten fünf Jahre. Beispiel: „In fünf Jahren möchte ich auf M-Niveau reiten.“ Danach wird ein Jahresziel formuliert: „Ich möchte in diesem Jahr auf L-Niveau Fuß fassen.“ Es folgt ein Monatsziel: „In diesem Monat möchte ich mit meinem Pferd mehr Vertrauen aufbauen. Dies soll durch Übungen in Geschicklichkeitsparcours und eine abschließende Prüfung passieren.“ Zudem ist es auch möglich, kleine Wochenziele zu formulieren. Bei der Formulierung sollte man genau überlegen, welche Hindernisse auf dem Weg zum Erfolg auftreten können und wie man diese erfolgreich bewältigt, bzw. welche Hilfen man dafür in Anspruch nehmen möchte. Als Reiter kann man sich Schwierigkeiten tatsächlich wie Hindernisse visualisieren, welche übersprungen werden sollen. Wichtig ist, dass alle Ziele stets positiv formuliert werden.

Mehr Information zum „Mentaltraining“ erhalten Sie in der aktuellen Ausgabe.