Text: Lara Wassermann     Foto: www.Slawik.com

Das Pferd richtig zu stellen und zu biegen gehört zum täglichen Reiten dazu – ohne das fällt es dem Pferd schwer, sich mit dem Reitergewicht auszubalancieren und Last aufzunehmen. Doch was passiert dabei im Pferdekörper, und wie wird es richtig gemacht?

Egal welches Ausbildungsniveau, egal welche Pferderasse: Das Pferd richtig zu stellen und zu biegen ist enorm wichtig für die Gesundheit des Vierbeiners. Es beugt dem frühzeitigen Verschleiß des Pferdes vor und gewährleistet einen hohen Reitkomfort. Unter Stellen versteht man das Verändern des Winkels zwischen Hinterkopf und dem ersten Halswirbel und des Winkels der einzelnen Halswirbel zueinander. Im Gegensatz zum Biegen geschieht beim Stellen die Biegung ausschließlich im Genick. Ein gestelltes Pferd schaut leicht nach innen, ohne dass es dabei den Hals biegt. Für den Reiter ist durch die Stellung das Auge des Pferdes und der Rand der inneren Nüster beim normalen Sitz im Sattel zu sehen.

Ist mein Pferd gerade?

Bevor es allerdings ans Stellen und Biegen geht, sollte der Reiter wissen, wie sich ein geradegerichtetes Pferd anfühlt. Die Geraderichtung des Pferdes sollte beim Reiten immer überprüft werden. Die Linie zwischen Genick und Schweifansatz sollte gerade verlaufen, die Ohren befinden sich auf einer Höhe, die Backenlinien sind auf beiden Seiten zu erkennen, und der Mähnenkamm ist ebenfalls gerade. Wenn man in normal sitzender Position im Sattel ein Auge und einen Nüsternrand deutlich besser sehen kann als auf der anderen Seite, so ist das Pferd schief. Von Natur aus ist jedes Pferd schief! Es geht also darum, dass das eigene Pferd kontinuierlich geradegerichtet wird, und das kann nur geschehen, wenn man die Schiefe des eigenen Pferdes auch erkennt. Ein geradegerichtetes Pferd bedeutet also nicht, dass das Pferd komplett gerade ist, sondern dass es auf beiden Händen gleich gut bemuskelt und gut zu reiten ist. Wird darauf beim Training und in der Ausbildung keine Rücksicht genommen, ist das Pferd nicht ausbalanciert und nicht losgelassen. Es zeigt keinen Takt, wird hart im Maul und widersetzt sich dem Reiter. Überprüfen kann man das in allen Gangarten. Viele Reiter greifen dann zu Hilfsmitteln, damit das Pferd auf beiden Händen leichter zu händeln ist und auch „schön“ den Kopf herunternimmt – Halsverlängerer, Schlaufzügel und Ausbilder sind die Mittel der Wahl. Doch nichts dergleichen kann helfen, da man dadurch nur versucht, das Symptom zu bekämpfen, statt sich mit dem Problem der natürlichen Schiefe zu befassen und das Pferd dementsprechend zu trainieren. Schon der portugiesische Reitmeister Nuno Oliveira sagte dazu: „Unter Zwang geht kein Pferd auf einer geraden Linie.“

Wenn kein zweiter Beobachter da ist, bietet es sich an, den Boden abzuziehen und gerade Linien zu reiten. Ob das Pferd gerade untertritt oder nicht, kann man dann im Sand gut erkennen. Für das Stellen und Biegen ist es notwendig, dass Sie erkannt haben, welche Schiefe Ihr Pferd hat, und Sie damit anfangen, das Pferd geradezurichten. Diese Aufgabe ist eine Lebensaufgabe, und man muss immer wieder daran arbeiten, dass der Pferdekörper dementsprechend gearbeitet wird.

Weitere Informationen zum Thema „Stellung und Biegung“ erhalten Sie in unserer November-Ausgabe.