Behandlung

Der Tierarzt spritzt ein krampf lösendes Mittel. Schlimmere Fälle werden häufig mit Spülungen behandelt

Zeigt ein Pferd die Symptome einer Schlundverstopfung, ist schnelles Handeln wichtig. Rufen Sie den Tierarzt und nehmen Sie dem Pferd Futter und Wasser weg. Es darf nichts mehr zu sich nehmen! Denn bei einer Anfüllung der Speiseröhre bis zum Kehlkopf kann der Nahrungsbrei in die Luftröhre und damit in die Lunge gelangen. Auch das Anbringen eines Maulkorbes kann dabei hilfreich sein. Zudem sollte der Pferdekopf möglichst tief gehalten werden. Der Tierarzt spritzt dem Vierbeiner ein krampflösendes, beruhigendes Medikament. Dadurch entspannt sich die Muskulatur. Bei leichten Schlundverstopfungen kann das ausreichend sein.

Schlimmere Fälle erfordern weitere Behandlungen, zum Beispiel eine Spülung mit warmem Wasser über eine Nasenschlundsonde. Dafür wird das Pferd tief sediert, so dass der Kopf unten ist. Damit soll vermieden werden, dass der Vierbeiner Futter einatmet. Diese Spültherapie dauert in der Regel 30 bis 60 Minuten und kann in ganz schlimmen Fällen unter Vollnarkose durchgeführt werden.

Der Tierarzt kann außerdem versuchen, den Fremdkörper mit einer Nasenschlundsonde magenwärts zu schieben oder mit einer Zange durch ein Endoskop zu entfernen. Letzteres ist recht schwierig. Im äußersten Notfall ist auch ein Speiseröhrenschnitt möglich. Dieser operative Eingriff hinterlässt jedoch oft Fisteln, Narben oder Geschwüre. Mit Infusionen beugt der Tierarzt zudem einer Austrocknung vor. Und weil sich die Speiseröhrenschleimhaut schnell entzündet, werden häufig auch entzündungshemmende Mittel verabreicht.

Nach einer Schlundverstopfung sollte das Pferd 24 Stunden nur Wasser bekommen. Dann wird es langsam wieder angefüttert. Empfehlenswert sind ein bis zwei Tage Schonkost (Gras, Heu, Mash und angefeuchtete Kleie). Wegen einer drohenden Lungenentzündung sollte noch mehrere Tage Fieber gemessen werden.

Schlundverstopfung beim Pferd
Entzündungshemmende Mittel schützen die Speiseröhrenschleimhaut

Prognose

Je früher Pferde behandelt werden, desto besser sind die Aussichten. Im äußersten Fall droht eine Lungenentzündung

Jede Schlundverstopfung ist ein Notfall, denn das Problem kann sich dramatisch verschlimmern. Gelangen zum Beispiel Futterteile in die Lunge des Pferdes, droht eine in sehr vielen Fällen tödliche Lungenentzündung. Auch Erstickungsanfälle und eine Dehydration (Austrocknung) sind möglich.Je früher man aber den erkrankten Vierbeiner vorfindet und eine tierärztliche Therapie eingeleitet wird – man spricht von 12 bis 24 Stunden –, desto besser sind die Aussichten auf eine Genesung. Manchmal löst sich der Brocken auch ganz von selbst. In diesem Fall war es nur eine leichte Schlundverstopfung, die trotz alledem immer ernst zu nehmen ist. Je länger ein Brocken in der Speiseröhre festsitzt, umso mehr drohen irreparable Schäden: Es bleiben möglicherweise Risse und Narben in der Speiseröhre zurück. Dadurch wird das Pferd anfälliger für Schlundverstopfungen, denn die Narben verengen die Speiseröhre. Die Wahrscheinlichkeit, dass erneut Futterteile im Schlund stecken bleiben, ist groß.

Vorbeugung

Lassen Sie Trockenschnitzel ausreichend quellen und schneiden Sie Möhren nicht in kleine Stücke.

Generell gilt bei der Pferdefütterung: Geben Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt. Und füttern Sie erst Raufutter, dann Kraftfutter. Diese Leitsätze sollten eingehalten werden, weil die Verdauung und Anatomie des Pferdes darauf ausgerichtet ist. Viele Verdauungskrankheiten, auch manche Schlundverstopfung, lassen sich dadurch vermeiden. Oft sind jedoch Trockenrübenschnitzel der Auslöser, weil sie nicht (ausreichend) eingeweicht wurden und dann in der Speise- röhre (weiter) aufquellen. Sie sollten mindestens 12 Stunden weichen, bevor man sie in den Trog des Pferdes gibt. Möhren sollten zudem nicht in kleine Stücke geschnitten und dann verfüttert werden. Was für den Menschen vielleicht mundgerecht ist, ist für das Pferd zu klein. Ganze Möhren und halbe Äpfel stellen für Vierbeiner absolut kein Problem dar. Die Pferde kauen dadurch mehr.

Sind Zahnprobleme schuld an einer unzureichenden Futterzerkleinerung, sollte eine Zahnbehandlung durchgeführt werden. Eine regelmäßige Zahnkontrolle beugt einerseits Zahnproblemen und andererseits einer eventuell folgenden Schlundverstopfung vor.

Anfälligen Pferden kann man auch nasses Heu füttern und alten Tieren die Pellets einweichen. Hastiges Fressen aufgrund von Futterneid wird zum Beispiel durch Fressstände vermieden. Zudem führen Steine im Trog dazu, dass die Pferde langsamer fressen. Sie müssen ihr Futter quasi sortieren.

Schlundverstopfung beim Pferd
Achten Sie auf Ruhe beim Fressen, auch in der Herde

Unsere Tipps

  • Zeigt ihr Pferd die Symptome einer Schlundverstopfung, bewahren sie Ruhe! Die Anzeichen sind beängstigend, aber in 80 Prozent der Fälle löst sich das Problem schon vor dem Eintreffen des Tierarztes. Trotzdem sollte der Tierarzt jedes Mal bestellt werden. Dieser überprüft dann im Nachhinein, ob der Schlund und die Speiseröhre tatsächlich frei sind.
  • Während sie auf den Tierarzt warten, darf das Pferd kein Futter und Wasser mehr zu sich nehmen. Falls es der Vierbeiner zulässt, können sie auch die linke Halsseite entlang der Luftröhre in Richtung Magen massieren.
  • Nach der Spülung über die Nasenschlundsonde sollte der Pferdehalter oder -besitzer fünf Tage lang die Temperatur des Pferdes messen. Fieber weist auf eine mögliche Lungenentzündung hin. Richten sie zudem ihre Aufmerksamkeit auf eventuelle Atemwegserkrankungen. Bemerken Sie bei Ihrem Pferd husten, Nasenausfluss oder eine schwere schnelle Atmung, rufen sie schnellstmöglich den Tierarzt.
  • Tritt die Schlundverstopfung wiederholt auf, kann eine Endoskopie des Schlunds möglicherweise Aufschluss über die Ursache geben. Einige Pferde leiden zum Beispiel an einer Aussackung der Speiseröhre (Megaösophagus), einer Bewegungsstörung (fehlende Motilität) oder einer Verengung des Schlunds. Tritt bei einem Fohlen Milch aus den Nüstern, sollte auch hier der Tierarzt zurate gezogen werden.
  • Friesen neigen im Alter gerne zu einer Aussackung der Speiseröhre. Bei Ihnen ist es genetisch bedingt. eine Schlundverstopfung vermeiden sie dann lediglich durch eine Futteranpassung.

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