Ein atemberaubender Ritt, gespickt mit vielen interessanten Menschen und voller Historie – das erlebte Silja Wilckens beim „Chief Joseph Trail“-Ritt in Montana, USA
Text und Fotos: Silja Wilckens

Der Appaloosa Horse Club (ApHC) veranstaltet seit 52 Jahren einen Wanderritt zu Ehren des Indianervolks Nez Percé (Nimipu) und des Häuptlings Chief Joseph. Dieser floh mit Frauen, Kindern und Alten, dem Vieh und den Pferden im Jahr 1877 von seiner Heimat im Wallowa-Tal in Richtung Kanada, um der Umsiedlung in ein Reservat zu entgehen. Der amerikanischen Armee unter General Howard gelang es zunächst nicht, ihn aufzuhalten. Schließlich fügte General Gibbons mit einer zweiten Armee am Big Hole Battle Ground dem Stamm große Verluste zu, und General Miles überfiel am Bear Paw Battleground den geschwächten Stamm. Dort, circa 40 Meilen von der kanadischen Grenze entfernt, übergab Chief Joseph seine Waffen, um dem Kampf ein Ende zu setzen. Die Fluchtstrecke ist rund 1.300 Meilen lang und wird in 13 Etappen jährlich nachgeritten. Ich hatte die wunderbare Gelegenheit bekommen, bei einem solchen Ritt mitzureiten. Über das Internet hatte ich zufällig Kontakt mit Robert Vetter bekommen, mit dessen Unterstützung dieser Traum wahr wurde. Seit fast 40 Jahren bin ich ein Fan der Appaloosa und fasziniert von der dazugehörigen Geschichte. Hier in Deutschland reiten wir jährlich anlässlich des Todestages von Chief Joseph unseren kleinen, privaten Ritt. Aber am „richtigen Joe“ teilzunehmen, das ist schon etwas Besonderes. Roberts Freunde liehen mir Scamp, ein Pferd mit dem „Indian Shuffle“, einer besonderen Gangart einiger Appaloosa. Scamp hatte bereits einige Male teilgenommen, und ich war in seinem Zuhause in Idaho mit ihm durch die Berge geritten, sodass wir uns schon gut kennenlernen konnten. Nach und nach trafen die Teilnehmer ein, meist mit riesigen Wohn- und Pferdeanhängern, aber auch einige mit ihrem Zelt. Nachher waren wir fast 150 Reiter und dazu noch circa 250 weitere Teilnehmer, die teils als Fahrer, teils als Crew dabei waren. Jeden Abend gab es an der Tanzfläche Vorträge zum Verhalten während des Ritts, zur Geschichte und Ehrungen der Teilnehmer. Ein Live-Musiker spielte zum Tanz auf. Es gab Verlosungen und Auktionen, T-Shirts und Bücher konnten erworben werden. All diese Aktionen haben zum Ziel, den jungen Indianern die Verbindung zur Geschichte und zu den Appaloosa zu ermöglichen. Ein Arzt, Tierarzt und ein Hufschmied sind während des gesamten Ritts mit ihren Teams dabei. Zu meiner Freude waren auch viele Indianer dabei. Familie Yearout beispielsweise hatte jedem unerfahrenen Kind einen erfahrenen Reiter zur Seite gestellt, sodass alle das Abenteuer genießen konnten. Wir starteten nahe Roy, Montana, und wurden von den Ranchern über ihre Weiden geführt. Montanas Big Skies zauberten immer wieder wunderbare Farben und Muster an den Himmel. An den ersten beiden Tagen konnten wir das Camp nicht verlagern, da abendliche Gewitter den Boden in einen klebrigen Schlamm verwandelten, der es unmöglich machte, die Fahrzeuge sicher zu überführen. Chief Josephs Name in Nimiputimt, der Sprache der Nez Percé, bedeutet: Donner, der in den Bergen grollt – wie passend. Trotzdem war der gesamte Ritt beeindruckend: Rund 150 Reiter zugleich unterwegs, begleitet von Hufschmied und Packmaultier Perlita, Arzt und Tierarzt und einigen Guides, Essen wie in einem sehr guten Hotel. Wetter von 0 bis 40 Grad, dabei Sonnenschein, Hagel, Blitzlichtshows und dies fast jeden Abend. Montana zeigte sich von allen Seiten.

Montana, USA auf einen Blick:
Montana ist ein Bundesstaat im Nordwesten der USA; die Hauptstadt ist Helena. Der Name leitet sich vermutlich vom spanischen „montan~a“ ab, das übersetzt „bergig“ bedeutet. Die Landschaft in diesem Bundesstaat ist gekennzeichnet von vielen Naturparks, zudem ziehen sich die Rocky Mountains im Nordwesten durch ihn hindurch. Der Süden weist dagegen weite Ebenen auf. Montana bietet eine vielfältige Landschaft für ausgedehnte Ausritte, beispielsweise entlang des Missouri Rivers oder des Yellowstone Rivers, zwei der vier Hauptflüsse.