Text: Sophia Arnold          Foto: www.Slawik.com

Möchte man ein Tier nach Australien einführen, muss man sich auf eine lange Quarantänezeit einstellen, denn die Behörden müssen das empfindliche Ökosystem von „Down Under“ schützen. Aus diesem Grund sollen nun auch bis zu 10.000 Wildpferde getötet werden

Wer an Australiens Tierwelt denkt, dem kommen schnell Koalas, Kängurus und Schnabeltiere in den Sinn. Alles Spezies, die es ausschließlich dort gibt. Schon vor etwa 140 Millionen Jahren löste sich das heutige Australien von den anderen Kontinenten, sodass es sich sehr isoliert entwickeln konnte. Lediglich flugfähige Tiere wie Fledermäuse und Vögel schafften es, sich ihren Weg vom asiatischen Teil der Welt nach Australien zu bahnen. Noch heute ist der kleine Kontinent daher mit einer einzigartigen Flora und Fauna gesegnet.

Fremde Tiere als Gefahr

Um die Umwelt Australiens sowie Tiere und Pflanzen vor Krankheiten zu schützen, herrschen sehr strenge Einreise- und vor allem Einfuhrbedingungen. Soll zum Beispiel ein Pferd einreisen, muss es nach einer mehrwöchigen Quarantäne vor Abflug auch in Australien noch einmal drei Wochen isoliert werden. Auch für andere Tiere gelten ähnlich strenge Regeln. Den Australiern liegt es also heute sehr am Herzen, ihre einzigartige Tier- und Umwelt zu schützen.

Anders sah dies zur Zeit der Kolonialisierung aus. In diesem Zeitraum wurden verschiedene Tiere ohne Bedenken eingeführt. So bevölkern heute Aga-Kröten, Kaninchen, Füchse und Kamele den Kontinent, ohne dass es natürliche Fressfeinde gibt. Dementsprechend breiten sich die Tiere ungehindert aus und werden zur Plage. Noch heute kämpfen die Australier damit, die Massen an Tieren in den Griff zu bekommen und so das Artensterben, welches durch die Einfuhr aus Ausbreitung der fremden Spezies begünstigt wird, einzudämmen.

Der Brumby

Die ersten Pferde erreichten Australien 1788 und wurden als Arbeitstiere genutzt. Je länger die Besiedelung andauerte, desto mehr Pferde verschiedener Rassen, zum Beispiel Vollblüter für Galopprennen, wurden nach Down Under gebracht. Während des Goldrauschs waren die Pferde besonders wichtig und wurden für den Transport benötigt. Als dieser abebbte, wurden die Tiere zu teuer und freigelassen. In der freien Wildbahn überlebten nur die anpassungsfähigsten und stärksten Tiere, aus denen der heutige Brumby entstand. Das australische Wildpferd zeichnet sich durch seinen kräftigen Körperbau mit stabilem Fundament, ausgeprägtem Widerrist, kurzen Beinen und großen Hufen aus. Der Brumby ist darauf ausgelegt, sowohl bei großer Hitze als auch bei Wassermangel zu überleben, und gilt daher als sehr robust und zäh.

Lebensraum und Probleme

Die meisten Wildpferde leben im Kosciuszko-Reservat in New South Wales, im Südosten Australiens. Letzte Zählungen ergaben eine Population von 14.000 Tieren – während es 2016 lediglich 6.000 Pferde waren. Die australischen Behörden befürchten ein weiteres, stetiges Wachstum der Herden, die sich ohne natürliche Feinde ausbreiten. Doch auch im Reservat ist der Lebensraum für Tiere begrenzt, und die Pferde müssen sich das Gelände mit seltenen anderen Tieren wie dem schon als ausgestorben angesehenen Bergbilchbeutler, einer mausähnlichen Beutelsäugerart, teilen. Da die Brumbys aber – anders als Kängurus – nicht daran gewöhnt sind und ihre Fressgewohnheiten nicht an die Jahreszeiten angepasst haben, bedrohen sie nun andere Tierarten. Auch die Bewegung der Pferde, die natürlich stets nach frischen Gebieten mit fettem Gras suchen, sorgt für Probleme, denn das Abfressen des Grases und die schweren Hufe der Brumbys sorgen für eine Versteppung der sonst für australische Verhältnisse grünen Gebiete. Bereits im Jahr 2013 wurde eine erste sogenannte „Kontrollaktion“ durchgeführt, bei der 1.200 Tiere erschossen wurden. Hierbei handelte es sich jedoch auch um von einer Dürre geschwächte und kranke Pferde.

Den gesamten Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.