Durch die Bewegung von Kopf, Hals und Schultergürtel wird eine Drehbewegung im Körper ausgelöst, die u.a. in Wendungen und Seitengängen wichtig ist. Verbessert sich die Rotation des Rumpfes, gelingt eine feinere Hilfengebung

Übung 1: Diagonales Loben

Wie wird das Pferd in der klassischen Reitlehre gelobt? Die Zügel werden in eine Hand genommen, und der Vierbeiner wird mit der anderen Hand auf der gegenüberliegenden Halsseite gelobt. Warum eigentlich? „Diese Forderung entspringt dem Wissen um die Stabilität der Wirbelsäule in der Rotation“, weiß von Dietze. Bei dieser Form des Lobens würde der Reiter viel ausbalancierter und damit sicherer sitzen als beim Loben mit einer Hand auf der gleichen Halsseite.

Sie empfiehlt, dieses Loben als funktionale Bewegung für die Brustwirbelsäule auszuführen. Starten Sie die Bewegung vom Kopf aus in Richtung der eigenen Achselhöhle und nehmen Sie Ihr Kinn mit in die Richtung, bevor der Rumpf folgt. Verkürzungen in der Rumpfmuskulatur, die zur Einseitigkeit in der Rotation führen, münden oder beginnen nämlich schon bei der Kopfdrehung, sagt die Expertin. Diese Rotation lässt sich steigern, wenn Sie Druck und Richtung der lobenden Handbewegung variieren (z.B. weiter vorne am Pferdehals). Verfeinern können Sie die Übung ferner, indem Sie im Leichttraben eine Hand auf den Pferdehals legen und sie beim Hinsetzen leicht nach unten schieben.

Übung 2: Drehbewegung im Sattel

Stellen Sie sich vor, jemand bittet Sie, sich in Richtung des Pferderückens nach hinten zu drehen. Welche Drehrichtung würden Sie wählen? „Mit Sicherheit ist es die Drehung zur gleichen Seite, die man auch im Alltag bevorzugt, wenn man unverhofft von hinten angesprochen wird. Das Körpergedächtnis arbeitet zuverlässig, ohne dass wir uns dessen bewusst sind“, so die Expertin. Habe der Körper die Wahl zwischen zwei spiegelverkehrten Bewegungsrichtungen, würde er sich für die Seite entscheiden, zu der sich die Bewegung einfacher, schneller, flüssiger und leichter ausführen lasse. Beim Reiten sollten aber beide Drehbewegungen annähernd gleich ausgeführt werden können.

Optimieren Sie Ihre Drehrichtung, indem Sie sich mit einer Hand vorne am Sattel festhalten, um Ausweich- und Kompensationsbewegungen zu verhindern, und mit der anderen Hand mehrfach entlang der Kruppe in Richtung Schweifansatz streichen. Dann wechseln Sie die Seite. Aber Vorsicht, diese Berührung kommt für das Pferd unverhofft, gibt von Dietze zu bedenken. Stellen Sie daher sicher, dass Ihr Pferd den Kontakt mit der Hand an dieser ungewohnten Stelle duldet. Falls nicht, können Sie die Bewegung nur in der Luft andeuten.

Übung 3: Schulter gegen Becken

Jede Bewegung beginnt mit der Kopfhaltung. Deshalb dominiert der Kopf in Verbindung mit dem Hals und dem Schultergürtel die gesamte Bewegungsrichtung des Körpers, sagt von Dietze. Besteht hier eine körperliche Einschränkung, hat das negative Folgen. „Einseitig verspannte Schultern führen zu einer verminderten Durchblutung und damit zu einer verminderten Funktion. Andere Abschnitte des Rückens müssen ersatzweise herhalten und werden schnell überfordert“, warnt die Ausbilderin.

Achten Sie deshalb auf eine gute Beweglichkeit in diesem Bereich, die durch folgende Übungen erreicht werden kann: Drehen Sie den Kopf erst zur einen, dann zur anderen Seite, während der Körper geradeaus gehalten wird, drehen Sie Kopf und Schultergürtel gemeinsam in eine Richtung oder drehen Sie den Brustkorb und versuchen Sie – so weit möglich – geradeaus zu schauen. „Wer es schafft, mit Becken und Beinen gleichmäßig mit der Pferdebewegung mitzugehen und dabei mit den Bewegungen von Kopf und Schultergürtel zu spielen, beherrscht die Voraussetzungen dafür, Reiterhilfen souverän auszuführen“, meint die Physiotherapeutin.

Text: Inga Dora Schwarzer      Foto: www.Slawik.com 

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