Gemeinsam mit dem eigenen Pferd nach Finnland, genauer nach Lappland – diesen Traum erfüllte sich Sarah Langmaack. Sie machte sich mit ihrem Haflinger Santano auf den weiten Weg
Text und Fotos: Sarah Langmaack

„Bist du verrückt?“ – „Haben Sie sich das auch gut überlegt?“ – „Das wäre ja nichts für mich.“ So lauteten einige Reaktionen meiner Freunde, Kollegen und Kunden, als ich ihnen vor circa zwei Jahren von meinen Plänen erzählte. Die zweite Frage lautete dann meist: „Und was machst du mit Santano?“ Die Antwort war für mich von Anfang an klar: „Er kommt mit!“ Santano ist mein 16-jähriger Haflinger-Wallach, der mich jetzt schon die Hälfte meines Lebens begleitet. Ich habe ihn als Fohlen bekommen und selbst ausgebildet.
Im September 2014 machten wir uns von Schleswig-Holstein aus auf den Weg. Unser Ziel: Finnisch-Lappland, circa 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. Ich hatte dort einen Job in einem Huskycamp als Doghandler bekommen. Vorher war noch einiges zu organisieren, um Santano die lange Reise im Anhänger so angenehm wie möglich zu gestalten. Ich plante die Strecke, legte die Tageskilometer fest und buchte Übernachtungsquartiere in Schweden, sodass Santano die Nächte in der Box oder im Paddock verbringen konnte. Einen Tag vor der Abreise kam die Amtstierärztin, um ihn zu untersuchen und die Zollpapiere in dreifacher Ausführung auszustellen: eines für Dänemark, eines für Schweden und eines für Finnland.
Die erste Nacht verbrachten wir in Jönköping, die zweite in Söderhamn und die dritte in Skelleftea. Nach 2.200 Kilometern erreichten wir unser Ziel ohne besondere Zwischenfälle. Das Camp liegt 20 Kilometer von Äkäslompolo entfernt, mitten im Nirgendwo. Rundherum sind nur Wälder, Seen und kleinere Berge. Neben den Angestellten und über 500 Alaskan Huskies leben hier auch noch drei Katzen und vier Island- Ponys. Im Winter unternehmen hier Touristen Schlittenhundetouren in die Einsamkeit der verschneiten nordfinnischen Wälder. Die Tage sind hier kurz, die Sonne zieht sich für einige Wochen zurück. Die Temperaturen fallen dann im schlimmsten Fall sogar auf minus 40 Grad Celsius. Im Sommer hingegen genießen wir die Mitternachtssonne, die an schönen Tagen die ganze Nacht scheint und zum Reiten, Wandern, Grillen, Schwimmen und Fahrradfahren einlädt.
Mein Job umfasst die Betreuung der alten, kranken und jungen Hunde, die Grunderziehung der Welpen und die Durchführung der Reittouren mit den Gästen: zweieinhalb Stunden auf einem Trail durch Wälder und über Sümpfe – links und rechts meterhoher Tiefschnee. Wir lassen dabei das Camp und die aufgeregt bellenden Hunde hinter uns und tauchen ein in eine bezaubernde Winterlandschaft. Der Schnee verwandelt die Bäume in skurrile Figuren. Die Ponies bahnen sich ihren Weg durch den Schnee, sie schnauben zufrieden. Rundherum ist es still. Es dämmert. Das wenige Licht verwandelt die Wipfel der Bäume in etwas ganz Besonderes. In klaren Nächten tanzen abends die Nordlichter am Himmel über dem Camp. Die Hunde heulen – und für einen Moment hält die Welt den Atem an.

Lappland, Finnland auf einem Blick:
Lappland ist die nördlichste Landschaft Finnlands. Mit einer Fläche von fast 100.000 Quadratkilometern ist es die größte finnische Landschaft. Die Bevölkerungsdichte Lapplands beträgt weniger als zweiEinwohner pro Quadratkilometer; dadurch ist es mit Abstand die am dünnsten besiedelte Region Finnlands. Der Verwaltungssitz und die größte Stadt ist Rovaniemi. Ursprünglich siedelte in Lappland das Volk der Samen. Mittlerweile stellen sie allerdings nur noch eine Minderheit dar; deshalb gelten in manchen Teilen besondere Minderheitenrechte für die Ureinwohner.