Text: Gloria Alter, Laura Becker, Hannah Scherf, Dominique Wehrmann          Foto: arndt.nl

Manchmal kommt ein Pferd unter dem Sattel nicht richtig zum Durchatmen, es hält in Lektionen oder auf dem Weg zum Sprung die Luft an. Woran liegt das? Was hat das für Auswirkungen? Noch viel wichtiger: Was kann man dagegen tun?

Wenn man in den Sattel steigt, ist das Ziel, das Pferd so zu trainieren, dass es durchlässig die geforderten Aufgaben absolvieren kann. Manchmal ist es aber angespannt, es stockt in den Bewegungen, verhält sich im Außengalopp, springt die fliegenden Galoppwechsel nicht in gewohnter Qualität oder ist nach kurzer Zeit nicht mehr konzentriert. Der Grund dafür kann die Atmung des Pferdes sein: Es hält in den Lektionen die Luft an oder atmet im Training nicht richtig durch. Ursachen dafür gibt es einige.

Gesundheitliche Probleme können die Atmung des Pferdes erheblich beeinträchtigen. Beim Equinen Asthma beispielsweise sind die Atemwege aufgrund von Reaktionen auf Allergene und Krankheitserreger entzündlich verändert. Werden sie nicht rechtzeitig behandelt, kommt es zu einer dauerhaften Veränderung des Lungengewebes und teilweise zu erheblichen Leistungseinbußen. Auch ein zu eng verschnallter Gurt kann dafür sorgen, dass das Pferd die Luft anhält. Die Atemmuskulatur wird durch den straffen Gurt eingeengt und kann infolgedessen nicht ideal arbeiten. Genauso kann es daran liegen, dass das Pferd nicht optimal geritten wird, sodass es sich unter dem Sattel nicht losgelassen bewegen kann.

Das passiert bei einem Atemzug

Um eine Lösung zu finden, sollte man sich zunächst die Funktionsweise der Atmung vor Augen führen. Anatomisch besonders ist bei Pferden zum einen der Umstand, dass sie einzig durch die Nase atmen können. Grund dafür ist das lange Gaumensegel, das den Weg der Luft durch das Maul blockiert. Zum anderen sorgt der anatomische Aufbau der Nüstern selbst dafür, dass die Atmung bei erhöhter Belastung erschwert wird. Verstärkt sich die Atmung, wird das Weichteilgewebe durch das Fehlen von Knochen und Knorpeln eingesogen und verengt damit den Weg der Luft (siehe Kasten „Nose Stripes“ auf Seite 55). Zu vergleichen ist dies mit einem Strohhalm, der beim Saugen immer enger wird. Insgesamt liegt deshalb 50 Prozent des Widerstandes beim Einatmen an den Nüstern. Beim Ausatmen ist es umgekehrt: Hier liegen 55 Prozent des Widerstandes in den Lungen. Bei stärkerer Belastung verdoppelt sich der Widerstand, weshalb die Atemmuskulatur zusätzlich beansprucht wird. In starken Arbeitsphasen kann sie bis zu zehn bis 15 Prozent der Pumpleistung des Herzens benötigen.

Insgesamt atmen Pferde zwischen acht und 16 Mal in der Minute ein und aus. Dabei bewegen sie pro Atemzug in Ruhe etwa vier bis sechs Liter Luft – dieses Volumen kann sich bei Belastung auf bis zu 15 bis 20 Liter pro Atemzug steigern, und auch die Atemfrequenz kann entsprechend steigen. Generell gilt: Je kleiner das Pferd, desto öfter atmet es ein und aus (bedingt durch das geringere Lungenvolumen). Während des Einatmens strömt die Luft über die Bronchien in die Lungenbläschen, dort gelangt der Sauerstoff ins Blut, und das Kohlenstoffdioxid wird zurückgegeben. Dieses wird dann beim Ausatmen abgeatmet. Ist die Atmung des Pferdes allerdings beeinträchtigt, hat das häufig einen höheren Energieverbrauch und eine mangelnde Sauerstoffversorgung zur Folge. Je höher die Belastung, desto mehr Sauerstoff wird benötigt. Fehlt dieser, kann das zu einer Übersäuerung der Muskeln, Leistungsabfall und im schlimmsten Fall zu Schäden am Bewegungsapparat führen. Denn mit der Atmung hängen eine ganze Reihe von Prozessen im Pferdekörper eng zusammen.

Sowohl die generelle Leistungsfähigkeit als auch das Herz-Kreislauf-System, die Lunge, der Wasser- und Elektrolythaushalt, die Thermoregulation sowie der Energiestoffwechsel sind an die Atmung gekoppelt. Auch der Bewegungsapparat wird beeinflusst.

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