Text: Inga Dora Schwarzer            Foto: www.Slawik.com

Frische Luft, ständige Futtersuche, viel Bewegung und Sozialkontakte in der Herde: Ihre natürlichen Bedürfnisse und arttypischen Verhaltensweisen können Pferde oft nur in der Weidesaison im Sommer ausleben. Das muss nicht sein. Mit dem richtigen Management kann der Weidegang auch im Winter gelingen

Trotz Domestikation sind Pferde immer noch Lauf- und Fluchttiere der offenen Steppe. Daher kommt die Weide ihrem einstigen Lebensraum am nächsten. Hier können sie so artgerecht wie möglich gehalten werden. Doch im Winter stellen die natürlichen Bedürfnisse der Tiere Pferdehalter und Stallbetreiber vor Herausforderungen. Nicht verwunderlich, dass sich viele dazu entscheiden, die Vierbeiner im Winter aufzustallen und nur stundenweise auf einen befestigten Paddock zu lassen. Das ist einfacher. Doch jedes Pferd würde die kalte Winterluft und das Zusammensein mit Artgenossen auf der Weide einer aus menschlichen Sicht „gemütlichen“ Einzelbox vorziehen. Es lohnt sich also, darüber nachzudenken, ob und wie ein winterlicher Weidegang von statten gehen könnte.

Arttypisches Verhalten

Die größte Herausforderung ist das artgemäße Verhalten der Vierbeiner, mit dem sie einer Grasfläche im Winter besonders stark zu setzen: Sie lassen kahle Flecken entstehen, in denen es im Frühjahr unerwünschte Pflanzen leichter haben, sich anzusiedeln, und sie sorgen für zahlreiche Trittschäden an der Grasnarbe. Kommen noch eine ungünstige Lage der Weide, nachteilige Bodenverhältnisse und starker Niederschlag in Form von Regen oder Schnee hinzu, verwandelt sich die Wiese in kürzester Zeit in eine braune Schlammlandschaft, in der die Pferdehufe tiefe Löcher hinterlassen. Nach frostigen Nächten werden diese Löcher gefährlich, weil sie verletzungsträchtige Kraterlandschaften bilden. Dieses Szenario gilt es zu verhindern.

Wichtig ist zunächst die Wahl der richtigen Fläche. Ideal für die Winterbeweidung sind trockene, gut durchlässige und leicht geneigte Sandböden. Hier kann das Regenwasser abfließen und der Untergrund rasch abtrocknen. Diese Voraussetzung bieten auch höher gelegene Weideflächen. Lehm- und Marschböden sind hingegen weniger geeignet, weil sie in der niederschlagsreichen Zeit eine mangelnde Trittfestigkeit mit oftmals tiefgründigem Morast aufweisen. Das gilt ebenso für starke Hanglagen, wo die Vierbeiner schnell ins Rutschen kommen.

Eine gute Widerstandsfähigkeit bieten v.a. solche Flächen, die eine verdichtete Grasnarbe aufweisen. Eine gute Narbenqualität hält den Belastungen durch die Pferdehufe deutlich besser stand als beispielsweise eine neu eingesäte Wiese.

Verletzungen der Grasnarbe

Um die Böden weitgehend vor Verletzungen an der Narbe zu schützen, sollten die Tiere möglichst gleichmäßig auf einer großen Fläche verteilt werden. Zudem ist es sinnvoll, die Weide in mehrere Winterkoppeln aufzuteilen. So können einzelne nach Bedarf geschlossen werden und sich bis ins Frühjahr hinein regenerieren. Alternativ bietet sich die parzellierte Weidehaltung an. Hierbei werden nicht alle Pferde gemeinsam auf die gesamte Fläche entlassen, sondern in kleinen Gruppen auf einzelnen, großen Parzellen eingesetzt.

Den gesamten Artikel finden Sie in der Mein Pferd November- Ausgabe.