Text: Alexandra Koch       Foto: www.Slawik.com

Frühjahrszeit – Anweidezeit. Natürlich laden die immer wärmer und länger werdenden Tage dazu ein, die Pferde möglichst rasch nach draußen zu entlassen. Doch Anweiden muss sorgfältig und durchdacht vor sich gehen, denn im Gras lauern Gefahren durch Fruktane und Endophyten. Über das komplexe Thema sprach Mein Pferd mit Veterinärin und Fütterungsexpertin Dr. Julia Mack und Mykologin Regina Siemianowski

Heute werden für die Weiden vermehrt Grassorten aus der Hochleistungs-Landwirtschaft angeboten. Diese Art von Mischungen werden im Grunde für Rinderweiden konzipiert, sind jedoch für Pferde ungeeignet. Vor allem sind in den heutigen Mischungen viele besonders eiweiß- und fruktanhaltige Grassorten wie Deutsches Weidelgras (Lolium perenne, auch als Raigras bekannt) enthalten. „Fruktane sind Ketten aus Fruktosemolekülen, die an ein einzelnes Glucosemolekül geknüpft sind. Die Ketten können lang oder kurz, gerade oder verzweigt sein. Die am häufigsten im Raufutter bzw. Gras vorkommenden Fruktane sind Inuline und Levane“, erklärt Dr. Julia Mack.

Pferde sind als ehemalige Steppenbewohner viel weniger nährstoffreiche Gräser gewohnt. Sinnvoll sind Mischungen, die einen hohen Kräuteranteil enthalten, da diese häufig positive Wirkung auf den Organismus haben. Eine Mischung mit einem Kräuteranteil von ca. 10 bis 20 Prozent ist daher viel besser geeignet. Biologin Regina Siemianowski betont außerdem, dass es ökologisch auf keinen Fall sinnvoll ist, nur auf Hochleistungsgräser zu setzen: „Der Einsatz dieser Grasarten, welche stark dominant sind, bedeutet einen Verlust der Artenvielfalt. Nicht nur in der Pferdezucht, sondern generell in der Tierhaltung wäre ein Umdenken notwendig.“

Pferde würden Steppengräser den heute vermehrt genutzten Kulturgräsern vorziehen. Einst standen Zittergras und Ruchgras auf den Weiden, heute sind diese nahezu verschwunden. Solche Gräser sind selbst sehr genügsam, bevorzugen sogar einen trockenen und ungedüngten Boden. Sie waren mit ihrem geringen Zuckergehalt sowie dem hohen Gehalt an Rohfasern perfekt für Pferde geeignet.

Empfehlenswerte Gräser seien dagegen das Wiesen-Lieschgras, Gemeine Rispengras, Knäuelgras, Kammgras und Ruchgras sowie das Gemeine Straußgras. Diese, gemischt mit Kräutern, stellen eine gute Alternative zu den besonders fruktanhaltigen Grasarten dar. Generell sollte auf eine Mischung aus kargen Gräsern gesetzt werden. Der Fachbegriff lautet „Magerweide“.

Gestresst

Stress kann bei Gräsern entstehen, wenn es zu wenig regnet – oder aber bei den typischen Frühjahrsproblemen wie dem Temperaturunterschied von Tag und Nacht. Wenn es nämlich noch einmal zu kalt ist – vor allem bei einem plötzlichen Kälteeinbruch während der Wachstumsphase – kann der Fruktangehalt im Gras sprunghaft in die Höhe schnellen. Beispiel: Tagsüber herrschen schon Sonnenschein und angenehme Temperaturen, nachts gibt es Frost. Was wir beim Grünkohl oder Rosenkohl schätzen, bekommt der Frühjahrsweide überhaupt nicht. „Änderungen der äußeren Bedingungen wie beispielsweise während des Tages durch den Wechsel von Tag und Nacht oder von Schatten zu Sonnenlicht können starke Schwankungen der Fruktankonzentration bedingen“, beschreibt Dr. Julia Mack. „Auch von Tag zu Tag kann der Gehalt stark schwanken, wenn eine Weide rasch wächst. Die Konzentrationen steigen normalerweise während des Vormittags an und erreichen Höchstkonzentrationen im Laufe des Nachmittags. Über Nacht bis in die frühen Morgenstunden fällt die Fruktankonzentration wieder ab.“ Dementsprechend kann ein Pferd, das nachmittags die gleiche Menge Gras frisst wie in den Morgenstunden, mit dieser Menge die doppelte bis sogar vierfache Menge an Fruktanen aufnehmen. Derart kritische Tageszeiten sollten daher gemieden werden.

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