Text: Nora Dickmann         Foto: Adobe Stock

Seit circa 20.000 Jahren leben sie nun schon im Norden Portugals und machen hier die Wildnis unsicher. Die Garranos sind mittlerweile mit nur noch circa 1.500 freilebenden Pferden stark bedroht

Garrano-Pferde (gälisch: „gearran“) sind Ponys aus der Familie der iberischen Pferde. Hauptsächlich wurden diese Pferde als Packpferde, zum Reiten oder für leichte landwirtschaftliche Arbeiten eingesetzt. Heute ist diese Rasse aufgrund von Raubtieren, dem Rückgang der Landwirtschaft und dem Interessensverlust an der Zucht eine vom Aussterben bedrohte Rasse.

Herkunft und Geschichte

Die Garranos haben nachweislich einen keltischen Ursprung. Andere Rassen im Norden der Iberischen Halbinsel und im Südwesten Frankreichs, die ebenfalls dazu zählen, sind aufgrund der Phylogenie und Morphologie das Exmoor-Pony, das Asturcón, das Galizische Bergpferd oder das Pottok. Alte Höhlenmalereien, die gefunden wurden, stellen alle Pferde in demselben Typ dar.

Das Garrano-Pferd ist in Minho und Trás-os-Montes in Portugal beheimatet. Hier stellt es den größten Pflanzenfresser und verhindert damit unter anderem Brände in ländlichen Gebieten. Es frisst nämlich die brennbaren Materialen größtenteils ab. Traditionell werden die Tiere als Ponys bezeichnet und in halbwildem Zustand in den Bergen freigelassen. So werden sie auch gezüchtet. In den Naturschutzgebieten des Landes gibt es durchaus völlig verwilderte Herden. Die Wölfe domestizierten den Bestand der Rasse, da sie als bevorzugte Beute gelten.

Sanfte Berg-Ponys

Die circa 1,35 Meter großen Ponys, meist Braune oder Rappen, gelten als freundlich und sanft. Sie klettern wie Bergziegen durch das Gebirge und passen sich perfekt der Landschaft an. Sie sind extrem trittsicher, haben eine konkave Kopfform und einen temperamentvollen Charakter. Da sie sich ihren Lebensraum mit Wölfen teilen, haben sie viele ihrer Urinstinkte bewahrt. Durch die portugiesischen Eroberer half es bei der Erkundung neuer Kontinente und half, neue Pferderassen auf diesem Kontinent hervorzubringen. Noch zu spüren in Ländern wie Mexiko (Galiceño) und Brasilien (Kreolisch). Auch hier werden die Tiere als Lastenpferde eingesetzt.

Aktuelle Situation

Seit den 1970er Jahren steht das Garrano unter Schutz. Im Jahr 2020 gab es 2.247 Stuten, 162 Hengste und 435 Züchter. Von den 2.247 Stuten sind nur 1.474 reinrassig. Damit die Rasse nicht vollkommen ausstirbt, werden die Pferde im Reittourismus eingesetzt. Auch werden sie bei kleinen, lokalen Pferderennen auf dem Passo Travado geritten. Dies sind Pass-Rennen. Mittlerweile sind die Ponys auch auf der Domestic Animal Diversity Information System (DAD-IS) als „gefährdet“ gelistet.

Zwischen Wasserfällen und Wildpferden

Der Nationalpark Peneda Gerês liegt im Norden Portugals, direkt an der Grenze zu Spanien.

Die rund 700 Quadratkilometer große Fläche ist berüchtigt für ihre stillen Seen, tosenden Wasserfälle und schroffen Berglandschaften. Dazwischen tummeln sich Wölfe, Steinböcke und Wildpferde. Die Garranos fühlen sich hier seit 20.000 Jahren zuhause. Auch wenn sie wild leben, lassen sie sich mit viel Ruhe und Geduld beim Grasen aus der Ferne beobachten. Nicht alle Garranos sind wild, einige können auch geritten werden. Denn mit dem Campo do Gerês gibt es sogar ein Zentrum für Reittourismus im Nationalpark.