Text: Nora Dickmann       Foto: imago images/ Jaspersen

Unter Karin Rehbein gewann der Dunkelfuchs über 65 Grand-Prix-Turniere. Seine Zuchtbilanz ist nicht minder eindrucksvoll: Unter seinen zahlreichen Nachkommen sind Stars wie Desperados und Damon Hill

Donnerhalls Züchter war 1981 zunächst nur mäßig begeistert, als seine Rapp-Stute Ninette vom Rapp-Hengst Donnerwetter ein Dunkelfuchs-Fohlen bekam. Gärtner bevorzugte Rappen – lernte aber bald, dass das Hengstfohlen offenbar andere Qualitäten besaß. Otto Schulte-Frolinde, in der Branche damals bekannt für seinen untrüglichen Pferde-Instinkt, sah ihn, fackelte nicht lange und schlug zu. Auf seinem Anwesen Grönwohldhof – lange Zeit das Mekka der Dressurzucht – wuchs das Fohlen von nun an auf und wurde auf den Namen Donnerhall getauft.

Schnell wurde klar, dass diesem Pferd eine steile Karriere bevorstand: 1984 erzielte er in der Hengstleistungsprüfung 131,92 Punkte und wurde Reservesieger. Zu diesem Zeitpunkt sprachen alle bereits von seiner ungewöhnlichen Rittigkeit. Auch Herbert und Karin Rehbein, die beide auf dem Grönwohldhof arbeiteten, fielen seine Begabung, seine Leistungsbereitschaft und die tadellosen Grundgangarten auf. In der Tat entpuppte sich Donnerhall als braver Musterschüler, der bereits 1985 sein erstes Turnier ging.

Es war klar: Das ist ein Siegerpferd. Schnell wuchs er mit Karin Rehbein – unter der Regie ihres Ehemannes, der die beiden trainierte – zu einem Dreamteam zusammen. In den nächsten Jahren heimsten sie einen Titel nach dem anderen ein, wie 1986 deutscher DLG-Champion in Hannover, und 1994 gewannen sie Mannschaftsgold und Einzelbronze bei den Weltreiterspielen in Den Haag. Bei den Deutschen Meisterschaften 1994 in Mannheim wurden 40 Grad im Schatten gemessen, aber das fleißige Pferd hielt durch und wurde Deutscher Meister. 1997 erlitt Karin Rehbein einen schweren Schicksalsschlag, als ihr Mann Herbert nach einer Krebserkrankung starb. Sie sagte den CHIO ab, kehrte aber einige Monate später ins Viereck zurück. 1998 beschloss sie, ihren „Donni“ aus dem Sport zu verabschieden. Bei der Zeremonie im Rahmen der Oldenburger-Körung passagierte Donnerhall ein letztes Mal durch eine Gasse, welche 80 Kinder mit Laternen mit dem Oldenburger-Brandzeichen bilden. Sein Ruhestand war aber nur von kurzer Dauer: Nur vier Jahre später starb der Hengst an einer akuten Darmentzündung.

Das, was man sich Jahre später von seinem Dressurkollegen Totilas erhoffte, gelang ihm lässig nebenbei: die erfolgreiche Symbiose aus Erfolg im Sport und in der Zucht. Der Oldenburger-Hengst Donnerhall hat bis heute einen Ruf als Vererber der Extraklasse. Mindestens 120 gekörte Söhne, 235 Staatsprämienstuten und mehr als 1.326 im Sport registrierte Nachkommen gehen auf ihn zurück. Auf jedem großen Dressurturnier tummeln sich seine Enkel im Viereck. Sowohl Kristina Bröring-Sprehes Desperados als auch Beatriz Ferrer-Salats Delgado haben den Donnerhall-Sohn De Niro zum Vater, laut Ranking des Weltzuchtverbandes WBFSH einer der erfolgreichsten noch lebenden Dressurvererber überhaupt. Insgesamt gehen bis heute 13 Pferde im Grand Prix in der väterlichen Linie auf Donnerhall zurück.