Text: Alexandra Koch      Foto: A. Schmelzer

Es gibt zu diesem Thema einen sehr bewegenden Film. „Stiller Kamerad“ (www.stillerkamerad.de) heißt er, und ich kann ihn nur jedem Leser ans Herz legen. Über ein Jahr lang begleitete dafür der renommierte Dokumentarfilmer Leonard Hollmann eine Soldatin und zwei Soldaten bei der Traumabewältigung mithilfe von Pferden. Was er berichtet, kann für jeden Einzelnen von uns wichtig werden – auch wenn wir dies gerade im Moment für unmöglich halten.

Kein Wunder, dass das knapp eineinhalbstündige Werk „Stiller Kamerad“ mehrfach auf internationalen Filmfestivals ausgezeichnet wurde. Überaus sensibel geht er auf das Thema ein, welche Traumata Menschen plötzlich treffen können – und wie schwierig der Weg zurück zu einem „normalen“ Leben sich gestalten kann. Die Erlebnisse des Afghanistankrieges haben tiefe Furchen im Leben der Soldaten hinterlassen. Solche, die sie sich selbst zu Beginn des Einsatzes wohl noch nicht vorstellen konnten. Nun finden sie dank Therapeutin Claudia Swierczek ihren neuen Weg. Bei der gezeigten pferdegestützten Therapie geht es gar nicht so sehr um das Reiten. Vielmehr ist es der Umgang mit den Pferden, der dem Menschen hilft.

Zurück ins Leben dank stiller Kameraden

Das bringt mich zu einer sehr persönlichen Geschichte: meiner eigenen. Als Jugendliche war ich von Pferden kaum wegzubekommen, danach standen auch einige andere Themen im Mittelpunkt. Schule, Studium – eigentlich dachte ich immer, mein Weg wäre perfekt vorgezeichnet. Zielstrebig wollte ich meine Träume verwirklichen und mein Leben dem Schreiben widmen.

Doch das Leben ist häufig alles andere als gradlinig, und wenn man es am wenigsten vermutet, gelangt man plötzlich an eine Stelle, wo man am Scheideweg steht. So bei mir geschehen, als meine alleinerziehende Mutter plötzlich – vor meinen hilflosen Augen – starb. Ich hatte gerade mit dem Studium begonnen und mir mein perfektes Leben ausgemalt. Auf einmal war nichts davon mehr vorhanden. Es stellten sich nicht nur existenzielle Fragen, sondern vor allem auch ein riesiges Loch der Einsamkeit ein.

Letztendlich wusste ich nach einem halben Jahr, dass ich dieses nicht alleine würde bewältigen können. Turbulent war es zugegangen, die Beerdigung hatte fast alle Ersparnisse verschlungen. Ich hatte mein Studium als Fernstudium fortgesetzt, da sich mir die – existentiell notwendige – Möglichkeit bot, journalistisch tätig zu sein. Außerdem war der Umzug in eine andere Ecke Deutschlands für mich unumgänglich gewesen.

Neue Perspektiven …

Wer das liest, kann sich vielleicht noch nicht ganz vorstellen, wie diese Zeit aussah. Ich hatte zwar keine Depressionen oder Schlimmeres, doch eine Diagnose, die auf „posttraumatische Belastungsstörung“ lautete. Der einzige Mensch, der mir zum damaligen Zeitpunkt wirklich viel bedeutete, war fort. Das alte Leben existierte nicht mehr. Dass ich wirklich sehr schnell Erfolg mit dem Schreiben hatte, dass ich mich am neuen Ort einlebte, einen normalen Alltag führte und wieder Freude am Leben fand, hatte ich zwei Tatsachen zu verdanken.

… und Freuden

Dass ich den für mich wunderbarsten Menschen der Welt kennenlernte, der bis heute – elf Jahre später – ein wahres Wunder für mich ist. Und dass mir ein Pferd dabei half, wieder regelmäßig kleine Freuden zu empfinden. Durch die psychologische Hilfe, die ich in Anspruch nahm, kam ich zum Angebot einer pferdegestützten Therapie. Ich erinnere mich noch genau an die Vorfreude auf den ersten Kontakt mit der sanften Friesenstute. Sie schien mich genau zu verstehen. Natürlich kannte ich das schon von Pferden, denn so manches Problem mit Freunden, Schule, Pubertät hatte ich auch an ihrer verständnisvollen Schulter ausgeweint. Doch niemals hatte ich es so empfunden wie in jenen Tagen, dass ein Pferd derart Lebensfreude zurückgeben konnte.

…den kompletten Artikel finden Sie ind er Ausgabe 2/2020.