Text: Lara Wassermann, Alexandra Koch, Carolin Müller      Foto: Adobe Stock

Kräuter waren für Pferde von jeher ein natürlicher Bestandteil des Futters. Heute machen moderne Haltungsformen das Zufüttern zu einer echten Herausforderung. Wer sich mit Kräuterkunde befasst, kann jedoch viel gewinnen

Schon zu Zeiten der alten Römer blühte bei der teilweise großen Passion für Pferde manche Extravaganz. So wurde das Lieblingspferd des römischen Kaisers Caligula mit Rosinen, Mandeln und Honig gefüttert und mit verdünntem Wein aus goldenen Schalen getränkt. Das mag aus heutiger Sicht nicht nur etwas dekadent und übertrieben wirken, sondern mindestens ebenso gesundheitsschädlich. Ein gemeinsamer Nenner zur heutigen Pferdehaltung findet sich dennoch, denn Pferde sollen als Partner des Menschen lange und vital leben und nicht einfach nur sattgefüttert werden.

Das Salz in der Suppe

Während die Fütterung im Pensionsstall im Preis inbegriffen ist, trägt die Tierarztkosten der Pferdehalter selbst. Irgendwann wird schmerzlich klar, dass Einsparungen im Bereich der Fütterung mit Tierarztrechnungen zurückgezahlt werden. Damit es nicht so weit kommt, sollte jedes Pferd neben Eiweißen, Energie- und Ballaststoffen auch in den Genuss von Kräutern kommen. „Sogenannte Wirkstoffe, die in Kräutern enthalten sind, übernehmen wichtige Funktionen im gesamten Stoffwechsel“, sagt der Biologe und Haltungspraktiker Ingolf Bender. Sie sorgen für eine gute Verdauung sowie für den Aufbau des Skeletts und der Zähne. Kräuter können auch die Muskelbewegung, die Funktionsfähigkeit des Gewebes sowie die Salzsäurebildung im Magen positiv beeinflussen.

Werden durch einseitige Nahrung nur unzureichend Wirkstoffe zugeführt, erkrankt das Pferd: Die Leistung lässt nach, das Temperament verändert sich, bei Fohlen stockt die Entwicklung. „Wegen der großen Bedeutung der Wirkstoffe für den gesamten Stoffwechsel ist der Organismus ständig bemüht, Verluste oder Umverteilungen im Mineralstoffhaushalt auszugleichen“, weiß Ingolf Bender. Ausgewogene Ernährung, insbesondere durch Kräuter, sei zur Gesunderhaltung des Pferdes deshalb so wichtig.

Doch gute Kräuter sind rar. Durch die Übersäuerung der Böden infolge phosphorhaltigen Düngers ist die Artenvielfalt und der Anteil der Kräuter auf den Weiden stark zurückgegangen. Je mehr mit Stickstoff gedüngt wird, desto weniger Kräuter finden sich in der Weidenarbe. „Es dominieren zwar hinterher immer noch Kräuter und Hartgräser wie Queckengras, aber meist sind diese Kräuter ziemlich minderwertige Pflanzen, wie zum Beispiel Ampferarten“, erklärt Ingolf Bender. Insbesondere die wertvollen Kräuter aus der Alpenregion wachsen im Flachland nicht oder nur spärlich. Eine natürliche Aufnahme von Kräutern erfolgt über den Weidegang aus diesem Grund nur noch selten.

Auch das Einsäen von Kräutern kann sich mitunter schwierig gestalten, da viele Kräuter auf einer Weide keinen geeigneten Standort finden. „Die Kräuter, die dennoch keimen, werden meistens verspeist, bevor man etwas zu sehen bekommt. Der Rest wird bei unkundigem Umgang mit dem Gleichgewicht zwischen Vergrasung und Verkrautung leicht zur Plage“, erklärt die Biologin und Grünlandexpertin Dr. Renate Vanselow. So könne sich Schafgarbe zu Massenaufwüchsen entwickeln, die zunächst das Auge erfreuen, um dann zu einer einseitigen oder sehr kargen Futtergrundlage zu verkommen. Es sei deswegen immer empfehlenswert, sich in speziellen Bestimmungskursen fortzubilden und zu lernen, die richtigen Kräuter zu erkennen. Wer sich das nicht zutraut, sollte sich laut der Expertin im Fachhandel zu den unterschiedlichen Wirkungsweisen beraten lassen.

Insbesondere Heilkräuter enthalten viele seltene und wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe, die sich zum Beispiel antimikrobiell, zellschützend und vitalisierend auf den Organismus des Pferdes auswirken. Gleichzeitig birgt das Zufüttern von Kräutern ein gewisses Gefahrenpotenzial

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