Text: Nora Dickmann Foto: AdobeStock/Valeri Vate
Ein intakter Stoffwechsel ist die Grundlage für die ideale Futterverwertung. Mit einer präventiven Pferdefütterung mit natürlichem und gesundem Pferdefutter kann Stoffwechselproblemen vorgebeugt werden. Futterberaterin Julia Krug erklärt, wie Pferde bedarfsgerecht gefüttert werden
Wieso bekommt das Pferd Fettpolster, während die Muskeln schwinden? Wieso hat es auf einmal Hufrehe, und wieso ist es nicht mehr so fit wie früher? Einige Pferdebesitzer müssen sich diese Fragen stellen, und die Antwort ist eine ähnliche, wie sie uns der Hausarzt auch geben würde: Das hat alles mit dem Darm und dem Stoffwechsel zu tun! Denn geht es dem Darm nicht gut, leidet der gesamte Körper darunter. Dafür ist unter anderem der Stoffwechsel verantwortlich. Er bildet die Grundlage aller lebenswichtigen Prozesse im Körper. Er sorgt dafür, dass alle Nährstoffe dort ankommen, wo der Pferdekörper sie gerade benötigt. Ständig werden im Körper Stoffe aufgenommen, abgebaut, umgewandelt oder ausgeschieden.
Der Stoffwechsel
Der Stoffwechsel des Pferdes ist extrem komplex. Geschätzte 50 Billiarden Vorgänge pro Sekunde – so weit die Annahme. Aber wieso Annahme? Dieses biochemische Dauerfeuer im Körper arbeitet so schnell und komplex, dass man es bis heute gar nicht so genau quantitativ messen und auszählen kann. Gesteuert wird der Stoffwechsel, übrigens auch Metabolismus genannt, vom Hormon- und Nervensystem. Aber auch äußere Faktoren wie Temperatur, Stress oder Fütterung haben Einfluss. Können bestimmte Nährstoffe nicht aufgenommen oder verwertet werden, kommt es zu Störungen, und es muss mit gesundheitlichen Konsequenzen gerechnet werden. Gerät der Organismus in Schieflage, können Leber und Darm die Nährstoffe nicht mehr richtig verwerten und Giftstoffe nicht mehr abtransportiert werden. Der Darmstoffwechsel wird von Kohlenhydraten wie Stärke, Zucker und Rohfasern, von Eiweiß (Proteinen und Aminosäuren) sowie Fett, Mineralstoffen und Vitaminen genährt. Kohlenhydrate halten die Zellen am Laufen. Das gelingt nicht ohne Eiweiß, denn dieses ist verantwortlich für die Regeneration der Zellen. Fett kann aufgespalten und in Kohlenhydrate verwandelt werden – Eiweiß bei Bedarf also auch. Sie sehen, das Thema ist komplex.
Stoffwechselerkrankungen erkennen
Stoffwechselerkrankungen beim Pferd treten erst dann auf, wenn es eigentlich schon „zu spät“ ist. Ist einmal eine Stoffwechselerkrankung aufgetreten, ist ein sorgfältiges Haltungs- und Fütterungsmanagement erforderlich. Das weiß auch Julia Krug, unabhängige Futterberaterin aus Hamm in Westfalen: „Symptome werden erst sehr spät erkannt, weil sich viel Pferdebesitzer nicht gut mit der Fütterung des Tieres auskennen. Treten Symptome auf, muss sofort gehandelt werden.“ Krankheiten beeinträchtigen nicht nur die Leistungsfähigkeit des Pferdes, sondern können auch sehr schmerzhaft sein und sogar zum Tod führen. Fettbildung am Körper, Störungen des Immunsystems, Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, chronische Entzündungen oder Hormonstörungen sind nur einige Folgen einer Stoffwechselstörung. Man kann fast sagen, dass es unmöglich ist, eine Erkrankung zu finden, die nicht auf einen gestörten Stoffwechsel zurückzuführen ist. Schnell handeln ist leichter gesagt als getan. Denn mal eben schnell umstellen oder ein Präparat, welches verspricht, sofortige Abhilfe zu schaffen, das löst das eigentliche Problem nicht. „Man muss der Ursache auf den Grund gehen, bevor man das Problem lösen kann“, sagt die Futterexpertin. Oftmals liegt leider der Fehler beim Pferdebesitzer, auch wenn dieser es meist nur gut meint. „Das ist natürlich auch ein sensibles Thema“, so Julia Krug. „Man muss es jedoch offen ansprechen, damit es dem Tier wieder besser geht. Und richtig füttern ist eigentlich kein Hexenwerk.“
Mehr Informationen zu der bedarfsgerechten Fütterung finden Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.