Zahnprobleme
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Ursache
Es gibt eine Reihe von Ursachen für Zahnprobleme beim Pferd. Einige sind angeboren: Beim Hechtgebiss ist der Oberkiefer kürzer als der Unterkiefer, beim Karpfengebiss ist umgekehrt der Oberkiefer länger ausgebildet als der Unterkiefer. Manche Pferde werden mit überzähligen Zähnen geboren, die in der normalen Zahnreihe, davor oder dahinter stehen können. Ähnlich verhält es sich mit den Wolfszähnen, die im Alter von fünf bis sechs Monaten direkt vor den Backenzähnen aus dem Zahnfleisch stoßen, aber keine Bedeutung für den Kaumechanismus haben. Sie sind ein Überbleibsel aus der Entwicklung des Pferdes im Lauf der Jahrtausende. Da sie den Platz für das Gebiss einengen können, sollten sie rasch gezogen werden.
Das häufigste Zahnproblem bei Pferden. die Kanten und Haken, sind teils anatomisch, teils futtertechnisch bedingt. Ein Pferd zermalmt die Nahrung zwischen Ober- und Unterkiefer. Da der Unterkiefer enger ist als der Oberkiefer, muss es bei harter, strukturreicher Nahrung seitlich mahlen, um sie zu zerkleinern, bei weichem Futter dagegen nicht. Als Folge nutzen die Ober- und Unterzähne nicht gleichmäßig ab, und es entstehen scharfe Kanten oder Haken, die das Pferd im Maul verletzen können und zu erheblichen Schmerzen beim Kauen führen.
Ob und wie stark ein Pferd zu Zahnstein neigt, hängt von der Zusammensetzung seines Speichels ab. Darin ist Kalziumhydrogenkarbonat enthalten, das mit dem im Futter vorkommenden Kalzium reagiert. Es bildet sich Kalziumkarbonat, das sich an den Zähnen ablagert: Man sieht einen grau-weißen bis grau-bräunlichen, häufig bröckeligen Belag.  Etwa 80 Prozent aller Pferde sind davon betroffen. Manchmal führt Zahnstein zu
Entzündungen des Zahnfleisches. Schlimmer ist Karies, ein fortschreitender Zerfall der Zahnsubstanz. Dabei lösen säure- oder eiweißbildende Bakterien den Zahn allmählich auf. Da der Zahnschmelz bei Pferden sehr hart ist, führt häufig eine Verletzung durch einen Fremdkörper im Futter zu einer Schädigung, an der sich Bakterien ablagern. Aber auch an Zahnstein oder an Futterresten, die sich zwischen den Zähnen eingeklemmt haben, finden sie günstige Bedingungen vor. Säurehaltiges oder süßes Futter fördert dabei die Entstehung von Karies. 
Gefährlicher sind Entzündungen im Zahnfach, dem Hohlraum im Kieferknochen, indem der Zahn steckt, oder der Zahnhöhle (Pulpa), in der sich Nerven, Gefäße und Bindegewebe befinden. Entzündungen im Zahnfach bleiben lange Zeit unbemerkt, weil die Pferde kaum Krankheitsanzeichen zeigen. Allerdings fressen sie deutlich langsamer und lassen Futter fallen. Mit der Zeit magern sie ab. Ursache sind Bakterien, die das Zahnfach besiedeln. Über einen längeren Zeitraum kann die Entzündung in die Kieferhöhle übergreifen.
Die Entzündung der Pulpa entsteht durch Bakterien, die über einen Kariesherd oder eine Verletzung in das Innere des Zahns eindringen können. Anfangs zeigen Pferde heftige Schmerzreaktionen und können auf der betroffenen Seite kaum noch kauen. Später, wenn der Nerv abgestorben ist, lassen die Symptome nach.
Eine Zahnfraktur, bei der es zu einer Zusammenhangtrennung des Zahnes kommt, entsteht meist bei Stürzen oder durch Tritte anderer Pferde.
  
Erscheinungsbild und Krankheitsverlauf
Beim Fressen kaut das Pferd von oben nach unten, statt seitlich zu mahlen. Wenn man mit den Fingern von außen an der oberen und unteren Backenzahnreihe entlangfährt, zeigt das Pferd Schmerzen. Bei fortgeschrittenen Problemen ist es kaum noch in der Lage, richtig zu fressen. Stattdessen rollt es das Futter im Maul hin und her, kaut ein wenig darauf herum und lässt es schließlich fallen. Dann findet man im Trog halb gekautes Futter oder Heuwickel in der Box, beziehungsweise Graswickel auf der Weide. Die meisten Pferde speicheln mehr als üblich, stinken aus dem Maul und hören bei kaltem Wasser sofort auf zu trinken, weil es ihnen an den Zähnen schmerzt. Entzündungen oder vereiterte Zahnwurzeln können sich durch geschwollene Stellen oder regelrechte Beulen am Kiefer bemerkbar machen. Man darf sie allerdings nicht mit den Beulen am Unterkiefer von jungen Pferden verwechseln, die durch die zweiten Zähne verursacht werden. Regelmäßige Schlundverstopfungen oder Koliken können ebenfalls ein Anzeichen für Zahnprobleme sein, da die Nahrung teilweise unzerkaut heruntergeschluckt wird. Manche Pferde magern auch zusehends ab.
Reiterlich äußern sich Zahnprobleme häufig, indem sich die Pferde gegen Gebiss und Zügel wehren. Das kann schon beim Auftrensen der Fall sein. Je nach Erkrankung gehen solche Tiere auf einer Hand deutlich schlechter und lassen sich auch schlecht biegen. Wendungen und Bögen werden nur widerwillig geritten. Manche Pferde verwerfen sich auch im Genick. Im Extremfall steigen oder bocken sie sogar.  

Behandlung
Haken und Kanten werden von Tierarzt abgeraspelt. Häufig verwendet er ein Maulgatter und spritzt den Tieren ein Beruhigungsmittel. Zahnstein kann mit einem speziellen Instrument oder mit Ultraschall entfernt werden. Oberflächlicher Karies wird vorsichtig weggeraspelt. Geht der Karies allerdings tiefer, muss der Zahn gezogen werden. Das gilt auch für Entzündungen des Zahnfachs und der Zahnhöhle. Nur in leichten Fällen kann versucht werden, das Zahnfach zu reinigen und mit einer entzündungshemmenden Lösung zu spülen. Antibiotika und Wärme durch Rotlicht können auch bei einer leichten Entzündung der Zahnhöhle helfen. Entzündetes Zahnfleisch wird mit einer Jod- oder Myrrhetinktur gespült.
Bei einer Fraktur werden die Zahnsplitter entfernt und die Oberfläche geglättet. Liegt die Zahnhöhle offen oder sind Entzündungen des Zahnfaches zu befürchten, wird der Zahn gezogen.

Vorbeugung
Pferde sollten ausreichend Rauhfutter zur Verfügung zu haben, damit sie beim Fressen seitlich mahlen – dadurch entstehen seltener Kanten und Haken. Der Tierarzt oder ein speziell ausgebildete Zahnarzt sollte einmal jährlich die Zähne des Pferdes untersuchen.

Alternative Heilmethoden
Bei Entzündungen können Heilkräuter wie Salbei, Spitzwegereich, Kamille und Honig verabreicht werden. Sonnenhut und Knoblauch sollen gegen Keime wirken. Schmerzen können durch Akupressur gelindert werden.
Bei Zahnstein und Zahnfäule kann man mit Crab Apple und Centaury spülen. Entzündetes Zahnfleisch wird mit Myrrhentinktur bestrichen oder mit einer Spritze Kamille oder Salbeitee in das Maul gegeben.

Literatur
Dülffer-Schneitzer, Beatrice: Pferdegesundheitsbuch. FN verlag.
Dietz, Olof: Handbuch Pferdepraxis. Enke Verlag.
Launer, Peter und andere: Krankheiten der Reitpferde. Ulmer Verlag.
Wintzer, Hanns-Jürgen: Krankheiten des Pferdes. Parey Verlag.
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