Text: Nicole Audrit            Foto: Jennifer Wilhein

Die Thermografie ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem Entzündungen oder Blockaden entdeckt werden können. Tierphysiotherapeutin Jennifer Wilhein erklärt, was man von den farbigen Bildern ableiten kann.

Die 15 Jahre alte Stute Tara zeigt seit einigen Wochen eine immer wiederkehrende, undefinierbare Taktunreinheit. Als mittlerweile der Tierarzt, der Hufschmied und der Sattler nicht mehr wirklich weiterwissen, wurde der Besitzerin Rieke Braun von einer Miteinstellerin zu einer Thermografie geraten. Gerade bei unklaren Beschwerden oder Lahmheiten wird die Thermografie häufig nachgefragt und kann dabei auch sehr gute Dienste leisten“, so die Tierphysiotherapeutin Jennifer Wilhein. „Mit der Wärmebildkamera kann die versteckte Ursache einer sichtbaren Erkrankung – beispielsweise einer Lahmheit – ans Licht gebracht werden, sodass diese behandelt und dem Pferd langfristig geholfen werden kann.“

Wärmeflächen und Kältezone

Wärmebildmessungen kommen immer dann zum Einsatz, wenn nach Unterschieden in der Oberflächentemperatur gesucht wird – beispielsweise im Bauwesen, beim Militär und eben auch in der Human- und Veterinärmedizin. „Mit strahlenfreier Infrarottechnik werden bei der Thermografie Aufnahmen des gesamten Pferdekörpers gemacht – jeweils von allen Seiten und Richtungen –, um Auffälligkeiten im Temperaturmuster zu erkennen“, weiß Jennifer Wilhein. „Durch die spezielle Technik der Wärmebild- beziehungsweise Infrarotkamera wird die Wärmeausstrahlung des Pferdes gemessen, und anhand von unterschiedlichen Farben werden die warmen und kalten Bereiche des Pferdekörpers auf den Aufnahmen dargestellt.“

Sowohl eine erhöhte als auch verringerte Temperatur auf den Thermogrammen kann ein Indiz für ein mögliches Problem sein: Wärmeflächen – auch Hot Spots genannt – sind meist ein Indiz für Entzündungen in den Sehnen, der Muskulatur oder den Gelenken oder können auf einen akuten Arthroseschub, muskuläre Verspannungen, Zahnprobleme und vieles mehr hindeuten – generell bedeutet vermehrte Wärme immer stärkere Durchblutung und somit oftmals einen aktiven, entzündlichen Prozess. Dahingegen stehen Kältezonen – auch als Cold Spots bezeichnet – für eine schlechte Durchblutung und können ein Hinweis auf eine Blockade sein. „Wenn sich beispielsweise ein Vorderbein auf dem Thermogramm deutlich kälter als die anderen Gliedmaßen darstellt, so kann dies ein Hinweis auf eine Blockade im Bereich der Schulter sein. Als Pferdephysiotherapeutin und -osteopathin kann ich solche Blockaden meist einfach lösen“, so Jennifer Wilhein. Moderne Wärmebildkameras messen die körpereigenen Abstrahlungstemperaturen mit einer Genauigkeit von etwa 0,1 Grad Celsius. „Bei den Aufnahmen werden feinste Temperaturunterschiede dokumentiert, indem die Infrarotkamera die Strahlungsintensität in eine Temperaturanzeige umrechnet“, weiß die Expertin.

Ausschlaggebende Vorbereitung

Nur mit entsprechender Vorbereitung können aussagekräftige, thermografische Aufnahmen entstehen – dabei kommt es sowohl auf die richtige Wahl des Durchführungsortes als auch auf die Vorbereitung des Pferdes an. „Das Pferd sollte trocken und sauber sein – allerdings sollten Sie auf stundenlange Pferdepflege kurz vor der Thermografie verzichten, da durch kräftiges Striegeln die Durchblutung partiell angeregt wird“, erklärt Jennifer Wilhein. Auch sollten die Mähne und der Schweif eingeflochten werden, da sich die Wärme unter dem Langhaar staut. Zudem sollte sich das Pferd bereits einige Stunden vor der Thermografie im Stall aufhalten, da die Aufnahmen durch die Außentemperaturen beeinträchtigt werden können, so die Expertin. „Steht das Pferd vor der Wärmebildmessung bei mäßiger oder starker Sonneneinstrahlung draußen, so heizt sich das Fell – insbesondere bei dunklen Fellfarben – auf, und die Thermografie-Ergebnisse werden verfälscht.“ Außerdem sollten Decken, Bandagen und Gamaschen einige Stunden vor den Aufnahmen entfernt werden.

Unsere Expertin: Jennifer Wilhein ist Diplom-Biologin sowie zertifizierte Tierphysiotherapeutin, Tierosteopathin und Tierheilpraktikerin. Zudem ist sie selbst eine erfahrene Reiterin und Trainerin B (FN). In ihrer Praxis EQUILEON sowie mobil bietet sie neben der Traditionellen Chinesischen Veterinärmedizin unter anderem Thermografie bei Pferden und Hunden, Blutegeltherapie sowie Matrix-Rhytmus-Therapie an. www.equileon.de

…den kompletten Artikel zur Thermografie lesen Sie in der März-Ausgabe.