Text: Redaktion     Foto: Stefan Lafrentz

Das Ausheilen von Sehnenschäden erfordert Zeit. Das war so, und das ist so. Doch ein neues Stammzellen- Präparat erhöht die Chance der Patienten auf eine Rückkehr in den Sport

Die neue Therapieoption – die Injektionssuspension „RenuTend“ von Boehringer Ingelheim – beruht auf Stammzellen. Doch was ist das eigentlich? Gehört haben wir den Begriff alle schon mal, wobei Stammzelle nicht gleich Stammzelle ist. Sie unterscheiden sich in ihrem Potenzial, verschiedene Zelltypen zu bilden. Grundsätzlich kann man zwischen „embryonalen Stammzellen“ (ES) und „postembryonalen Stammzellen“ unterscheiden. Vereinfacht ausgedrückt, kann aus den embryonalen Stammzellen noch alles werden, sie werden deshalb „pluripotent“ genannt, aus den anderen nicht.

Es können nach Befruchtung einer Eizelle im Embryo-Entwicklungsstadium aus den sogenannten Blastozysten gewonnen werden, aber auch beispielsweise durch Klonen von Embryonen. Der eine oder andere mag sich erinnern: Das Schaf Dolly sorgte 1996 für eine Sensation – es war das erste erfolgreich geklonte Säugetier. Die 2003 in Cremona geborene Haflingerstute Prometea gilt als das erste geklonte Pferd der Welt. Gekörte Hengste wie das Distanzpferd Pieraz Klon oder der Klon-Hengst von Hugo Simons Welt-Springpferd E.T. folgten. Mit ihrer „Erschaffung“ sollte wertvolles Erbgut der Zucht erhalten bleiben, gehört hat man allerdings nicht viel von ihnen.

Wie gesagt, da reden wir von den „pluripotenten“ Stammzellen, aus denen noch alles werden kann. Anders liegt der Fall aber bei den mesenchymalen Stammzellen. Aus dem Mesenchym entwickeln sich unter anderem Bindegewebe, Knochen und Knorpel. Und mit solchen mesenchymalen Stammzellen arbeitet Boehringer Ingelheim.

Das erste Stammzellenprodukt, mit dem die Firma für Aufsehen sorgte, war „Arti-Cell Forte“, das zur Behandlung degenerativer, nicht septischer Gelenkerkrankungen eingesetzt wird. Dessen Siegeszug begann 2020, als das Unternehmen mit Stammsitz in Rheinland-Pfalz die in Belgien ansässige Firma Global Stem Cell Technology des Tierarztes und Springreiters Dr. Jan Spaas übernahm. Spaas war es schon im Rahmen seiner Doktorarbeit gelungen, gesundes Knorpelgewebe im Reagenzglas heranzuzüchten. Im Falle von „Arti-Cell Forte“ werden die Stammzellen im Labor so „programmiert“, dass sie Signale aussenden, die den Gelenkknorpel dazu anregen, mehr Proteine zu erzeugen, die ihn bei seiner Erneuerung unterstützen und ihn widerstandsfähiger machen. Diese Programmierung ist nun auch auf Sehnengewebe möglich, das Stichwort lautet „tendogenes Priming“, und das Resultat ist „RenuTend“.

Gewonnen werden die Stammzellen aus dem Blut von Spenderpferden. Anschließend werden sie in einer Zellkultur vermehrt und speziell auf ihre Funktion im geschädigten Sehnengewebe vorbereitet. Übrigens: Als Spenderpferde, so die Zusicherung des Herstellers, „werden gesunde, erwachsene Pferde ausgewählt, deren Stammzellen höchsten Qualitätsansprüchen entsprechen. Sie leben artgerecht unter besten Gesundheits- und Tierschutzstandards“.