Text: Aline Müller Foto: Horst Streitferd/ DIPO
Häufig werden Bewegungsprobleme beim Pferd falsch beurteilt oder nicht richtig erkannt. Erst wenn Zusammenhänge richtig verstanden werden, können auch Lösungen gefunden werden. Mit Hilfe der Osteopathie kann Ihr Pferd wieder gesund und leistungsfähig werden beziehungsweise bleiben
Eine Maschine funktioniert nur dann einwandfrei, wenn jede Schraube, jedes Zahnrad und jedes Teil der Mechanik sich entsprechend bewegen kann. Ist nur ein Rädchen blockiert, blockiert die gesamte Funktion. Diese Beschreibung aus der Mechanik lässt sich auch auf den Körper des Pferdes übertragen – schließlich sprechen wir, wenn es um Bewegungsabläufe geht, ja auch von „Biomechanik“. Diese Wissenschaft beschäftigt sich mit den Bewegungsabläufen in biologischen Systemen sowie den Funktionen des Bewegungsapparates. Treten beim Pferd gesundheitliche Probleme auf, wird die Ursache nicht immer richtig erkannt. Das liegt unter anderem auch daran, dass das gesamte System Pferd zu wenig Beachtung findet und lediglich Symptome behandelt werden. Welche Folgen das haben kann, zeigt die Geschichte von Don Nico.
Das blockierte Rädchen finden
Im Alter von viereinhalb Jahren zeigt der Oldenburger plötzlich erste Lahmheitserscheinungen am rechten Vorderbein. Seine Besitzerin denkt zunächst an eine Weideverletzung. Als das Lahmen schlimmer wird, ruft sie den Tierarzt. Weder Ultraschall- noch Röntgenuntersuchungen sind auffällig. Das Bein ist auch nicht geschwollen oder warm. Der Tierarzt verordnet eine Pause, und Don Nico bekommt Schmerzmittel. Die Beschwerden bessern sich – allerdings nur für eine kurze Zeit. Denn auf einmal atmet der junge Wallach bereits nach geringer Belastung schwer. Eine Untersuchung der Lunge bleibt ohne Befund. Eine Stallkollegin rät Don Nicos Besitzerin dazu, eine Osteopathin zu rufen. Dieser fällt sofort eine schiefe Hufstellung auf. „Ein Fohlen wird in der Regel mit vier gleich großen Hufen geboren. Die Asymmetrien ergeben sich meistens durch Einflüsse wie einen einseitig einwirkenden Reiter, durch häufig einseitigen Satteldruck oder durch einen Sturz, Unfall oder Ähnliches“, sagt Beatrix Schulte Wien, die das Deutsche Institut für Pferdeosteopathie (DIPO) im westfälischen Dülmen leitet. Sie erklärt: „Dadurch kommt es zu Verspannungen oder Blockierungen im Rücken und damit zu einseitig verstärkten Kraftübertragungen auf die Vordergliedmaße, die dann natürlich zur Veränderung im Huf führen. Bei Don Nico hat das nicht nur die Atmung, sondern auch die Bewegung beeinträchtigt. Bei der Therapie ist es wichtig, nicht nur lokal zu behandeln, sondern das Pferd im Gesamten und als funktionelle Einheit zu betrachten. So lässt sich das blockierte Rädchen im System finden, das Auswirkungen auf den ganzen Organismus haben kann.
Den Präsidenten geheilt
Osteopathie ist eine ganzheitliche Heilmethode, die auf den amerikanische Arzt Andrew Taylor Still zurückgeht. Sein Vater übernahm nicht nur die seelsorgerische, sondern auch die medizinische Versorgung indigener Völker in einem Reservat. Bei dieser Arbeit half Andrew ihm. Er interessierte sich besonders für Anatomie und beendete 1860 seine Arbeit an der Schule für Medizin und Chirurgie in Kansas. Ein Osteotherapeut muss bei der Behandlung des Patienten jede einzelne anatomische Struktur mit seinen Händen erfühlen und sie auf ihre Funktion hin überprüfen. Andrew Taylor Still wurde für seine Arbeit sogar von seiner Familie angefeindet. Doch er ließ sich nicht von seinem Weg abbringen.
Den gesamten Artikel finden Sie in der Dezember Ausgabe der Mein Pferd.