Text: Inga Dora Schwarzer      Foto: www.Slawik.com

Jeder Reiter wünscht sich ein ausgeglichenes, konzentriertes und motiviertes Pferd. Mentale Stärke erlangt es aber nur, wenn die Haltungs- und Trainingsbedingungen stimmen. Schützen Sie Ihr Pferd vor Stress und wecken Sie Glücksgefühle. Dann zeigt sich seine innere Kraft von ganz allein

Wenn etwas geschieht, das besser ist als erwartet, werden unsere Nervenzellen im Gehirn aktiv: Sie stoßen Glückshormone wie Dopamin, Serotonin und Endorphin aus, die wiederum für die Produktion opiumähnlicher Stoffe sorgen. Die Folge? Das Gehirn funktioniert besser, zugleich merken wir uns das glücklich machende Ereignis. So lernen wir, was uns guttut. Das Glücksgefühl ist also eigentlich nur ein Nebenprodukt des Lernvermögens. Es ist ein subjektives Wohlbefinden, das für jeden etwas anderes bedeuten kann, sagen Forscher. Das Gute: Jeder kann sein Glück selbst beeinflussen – im Gegensatz zu unseren Pferden.

Natürliche Bedürfnisse

Pferde müssen das Leben so hinnehmen, wie wir es für sie gestalten. Die Tiere haben kaum Einfluss darauf, ihre Lebensumstände aktiv zu ändern. Deshalb ist der Mensch gefragt. Schafft er bestmögliche Bedingungen für den Dauerfresser, das Steppen-, Herden- und Fluchttier, kann er zunächst für mehr Wohlbefinden seines Pferdes sorgen. „Die Befriedigung der arttypischen Grundbedürfnisse und das Ausleben der Hauptverhaltensweisen, also Nahrungsaufnahme, Bewegungs-, Ruhe-, Sozial-, Komfort-, Erkundungs- und Ausscheidungsverhalten, sind essenziell für das Wohlbefinden von Pferden. Ein Pferd, das nicht unter Haltungsbedingungen leidet, ist ausgeglichener und (mental) gesünder – eine wesentliche Voraussetzung für ein erfolgreiches Training“, sagt Corinna Engelke, zertifizierte Spezialistin für Pferdeverhalten, Kommunikation und Lernen und Betreiberin der Reitanlage Hof Fürstenhagen im südniedersächsischen Uslar.

In einer artgerechten Haltung können sich die Tiere ferner sogenannter Stressregulatoren bedienen. „Dazu zählen z. B. das Spiel mit Artgenossen und der Aufbau von Pferde-Freundschaften. Diese Regulationsmechanismen helfen ihnen, mit einem bestimmten Maß an Stress selbst umzugehen. Es ist wichtig, das Pferdeverhalten in seinem Zuhause zusammen mit anderen Artgenossen zu beobachten, um sicherzugehen, dass es wirklich zufrieden ist“, ergänzt sie. Auch im Umgang ist es möglich, auf die pferdetypischen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Doch leider werden noch immer veraltete Thesen über die Mensch-Tier-Beziehung propagiert, wie diese hier: Ein Mensch muss „ranghöher“ als das Pferd sein, damit es ihm folgt und sich bei ihm sicher fühlt. Dies wird heute jedoch kritisch betrachtet. „Wir sind weder Artgenossen noch Teil der Pferdegruppe. Selbst in einer Herde ist es nicht so, dass immer nur den Ranghöheren gefolgt wird, sondern auch rangniedereren Artgenossen. Was einem Pferd die nötige Sicherheit durch den Menschen gibt, sind Stabilität und klare Regeln. Hierbei geht es nicht darum, wer wen dominiert, sondern vielmehr um eine reiterliche Hilfengebung, die dem Pferd eine gewisse Vorhersagbarkeit ermöglicht. Es fühlt sich bei seinem Menschen sicher, wenn es ihn versteht und pferdegerecht und fair von ihm behandelt wird“, betont Engelke.

Innere Motivation

Dann zeigt es alle Anzeichen von Losgelassenheit und Durchlässigkeit, wie eine freundliche und interessierte Mimik, eine entspannte Gestik sowie einen lockeren Muskeltonus bei normaler Herz- und Atemfrequenz. Mehr noch, das Pferd ist intrinsisch motiviert, arbeitet gerne und vertrauensvoll mit seinem Menschen zusammen, zählt die Ausbilderin auf.

Den kompletten Text finden Sie in der neuen Mein Pferd-Ausgabe.