Text: Aline Müller    Foto: www.slawik.com

Kurz nach dem letzten Turnierwochenende fielen Hannah Weber kleine Knötchen mit aufgestellten Haaren im Fell ihres Hannoveraner-Wallachs Gizmo auf. Daraus entwickelten sich haarlose, runde Stellen. „Ich habe dann umgehend den Tierarzt gerufen, der die Diagnose Hautpilz stellte“, sagt die junge Dressurreiterin. Hautpilzerkrankungen sind nicht selten, sondern gehören sogar zu den häufigsten Hauterkrankungen des Pferdes. „Auch auf der Hautoberfläche befinden sich immer Pilze, jedoch gehören sie zur natürliche Hautflora“, erklärt die FEI-Tierärztin Sarah Dinklage. „Erst wenn ein Erreger auf der Haut Überhand gewinnt, zum Beispiel durch ein geschwächtes Immunsystem, kann die Hautpilzerkrankung ausgelöst werden. Daher ist Pilz nicht ­immer ein Zeichen ungepflegter Pferde, sondern kann auch bei gutem Pflegezustand, beispielsweise bei Stress, auftreten.“

Hartnäckige Sporen

Beim Pferd kommen verschiedene Hautpilz-Erreger vor. Hautpilze produzieren Sporen, das heißt mikroskopisch kleine Vermehrungsformen, wodurch die Krankheit von Pferd zu Pferd übertragen werden kann. „Diese Sporen überleben in der Umwelt des Pferdes, zum Beispiel im Stall, auf der Weide oder im Putzzeug“, so Sarah Dinklage. Bei niedrigen Temperaturen und Trockenheit könnten sie sogar viele ­Monate bis hin zu Jahren überleben. „Daher kann eine Erkrankung auch spontan und ohne ­erkennbare Infektionsquelle auftreten“, erläutert die Expertin. Dabei führt jedoch nicht jeder Kontakt von Pferden mit den Sporen zu einer Infektion, denn dazu ist meist das Zusammenspiel verschiedener Faktoren nötig. Allerdings begünstigt die gemeinsame Nutzung von Putzzeug, Sattelzeug, Decken, Boxen und Transportern die Übertragung und bringt die Sporen auf die Haut gesunder Pferde. „Betroffene Körperstellen sind meist der Kopf, der Hals, die Schulterregion sowie Sattel- und Gurtlage und gegebenenfalls auch Kruppe und Rumpf“, sagt die Fachtierärztin für Pferde und warnt: „Auch für den Menschen kann der direkte oder indirekt Kontakt mit einem infizierten Pferd zu einer Hautpilzerkrankung führen, die sich meist als Flechte im Bereich der Hände und Unterarme zeigt.“

Die Verbreitung verhindern

Eine Pilzinfektion kann abhängig von deren Ausmaß sehr unangenehm für die betroffenen Pferde sein und ein Risiko für andere Tiere darstellen. Hannah Weber vermutet, dass sich ihr Wallach auf dem Turnier bei einem anderen Pferd angesteckt hat und der Turnierstress bei Gizmo als begünstigender Faktor hinzukam. Leider nimmt nicht ­jeder Reiter die Ansteckungsgefahr ernst. „Pferde, die an Hautpilz erkrankt sind, dürfen auch nicht an Turnieren oder anderen Pferdesportveranstaltungen teilnehmen. Obwohl die Krankheit nach längerer Dauer selbstlimitierend sein kann, sollte ein Behandlung stattfinden, um das Ausmaß und die Verbreitung des Hautpilzes einzudämmen“, betont Sarah Dinklage. Sie rät dazu, das Pferd bei Verdacht auf Hautpilz von anderen Tieren zu isolieren. Putz- oder Sattelzeug, Halfter und Decken dürfen nicht mit anderen geteilt werden. „Der Tierarzt sollte umgehend eine Haut- und Haarprobe entnehmen und im Speziallabor untersuchen lassen“, empfiehlt die Expertin. „Da ­diese Untersuchung aber lange dauern kann, sollte direkt mit einer wirksamen Behandlung begonnen werden.“ Dazu stehen mehrere Mittel zur Verfügung, beispielsweise klassische Pilzmittel zum Auftragen oder zum wiederholten Waschen des Pferdes. Im Winter kann die Anwendung jedoch mitunter schwierig sein. Es besteht auch die Möglichkeit, Pferde gegen Hautpilz impfen zu lassen. Die Impfung wird zwei Mal im Abstand von 14 Tagen durchgeführt und nach neun Monaten wiederholt. „Sie kann prophylaktisch, zum Beispiel auf Bestands­ebene, oder zur Behandlung angewendet werden und zeigt nach etwa vier Wochen deutliche Behandlungserfolge“, sagt Sarah Dinklage und fügt hinzu: „Bei der Impfung kann es zu einer ­Schwellung der ­Injektionsstelle kommen und die Pferde sollten drei Tage nur leicht bewegt werden.“ Diese beiden Therapien könnten miteinander kombiniert werden. Begleitend sei ein umfassender Hygieneplan mit in die ­Behandlung einzubeziehen.

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