Text: Nora Dickmann       Foto: www.Slawik.com

Mangelnde Bewegung, Infektionen, Parasitenbefall, allergische Störungen oder Kreislaufstörungen – all das kann zu Ödemen beim Pferd führen. Doch was steckt dahinter, und wie kann man dem Tier schnell helfen?

Was ist ein Ödem?

Laut Definition sind Ödeme eine Ansammlung von Flüssigkeit im Bindegewebe (Extrazellularraum). Wenn in den Blutgefäßen der hydrostatische Druck (Druck, der innerhalb eines ruhenden Fluids durch den Einfluss der Gewichtskraft entsteht) erhöht oder vermindert ist, kann es zu einem übermäßigen Austritt von Flüssigkeit kommen – Ödeme entstehen. Das Ödem ist jedoch nur als ein Symptom und nicht als eine Diagnose zu sehen.

Wieso entstehen Ödeme?

Ödeme sind nichts anderes als eine Ansammlung von Flüssigkeit, die sich, aufgrund der Schwerkraft, am tiefsten Punkt des Körpers, den Gliedmaßen, sammelt. Man spricht oft von „Strümpfen“ oder „gefüllten Beinen“. Der Körper des Tieres ist dafür ausgelegt, in der Natur bis zu 60 Kilometer am Tag zu laufen, immer auf der Suche nach Fressen. Dies regt das Lymph- und Blutsystem des Tieres hervorragend an. Kann sich das Pferd nicht ausreichend bewegen, kann es zu dicken Beinen führen. Der Nährstoffaustausch des Körpers findet statt, indem im Kapillargebiet Blutzellen, Nährstoffe und Flüssigkeit aus den Arterien ins Bindegewebe übertreten. Lymphgefäße nehmen diese Flüssigkeit wieder auf und transportieren sie Richtung Herz. Unterwegs führen sie die Flüssigkeit den Venen zu. Anders als Arterien haben Lymphgefäße kaum eigene Muskelzellen. Der Flüssigkeitstransport muss also weitestgehend passiv erfolgen. Dabei spielen die Gefäßkontraktion (Pulsation) der benachbarten Blutgefäße sowie die Muskel- und Gewebskontraktion durch Bewegung eine entscheidende Rolle.

Wann treten Ödeme auf?

Die Flüssigkeitsansammlungen können Symptome für Herzprobleme sein. Leidet das Pferd unter einer Rechtsherzinsuffizienz, treten Ödeme an Unterbauch, Unterbrust und Beinen auf. In seltenen Fällen kann Cor pulmonale (früher Dämpfigkeit) dafür verantwortlich sein. Stauungsödeme können auch durch Nierenerkrankungen verursacht werden. Diese kommt meist durch eine Schädigung durch Giftpflanzen, Medikamente oder Immunkomplexreaktionen zustande.

Angelaufene Beine treten auch während der Weidesaison auf. Dann ist der Eiweißgehalt im Gras deutlich angestiegen. Dieser Überschuss kann vom Pferd nicht direkt verarbeitet werden und lagert sich im Kapillargebiet ab. Eiweiß zieht das Wasser an, und der Flüssigkeitsgehalt im Gewebe steigt. Pilzgifte, die in kontaminierten Futtermitteln, Heu oder Getreide vorkommen können, führen zu direkten Gefäßschädigungen und sekundär zu Ödemen. Liegt ein Mangel an wichtigen Vitaminen und Mineralien vor, kann schließlich auch das Lymphsystem darunter leiden.

Unter einer Phlegmone versteht man ein akut auftretendes Lymphödem, das auch als Einschuss bezeichnet wird. Dieses tritt plötzlich auf. Fieber, Schmerzen und ein verminderter Appetit können Begleiterscheinungen von Phlegmonen sein.

Was tun, wenn das Pferd unter Ödemen leidet?

Ausreichend Bewegung und die Überprüfung der Beine sind Pflicht für den Reiter. Phlegmone werden mittels einer manuellen Lymphdrainage behandelt, damit die Staus im Lymphsystem aufgelöst werden. Die daran anschließende Kompressionstherapie verhindert ein erneutes Anschwellen. Sind Bakterien die Auslöser von Ödemen, wird mit Antibiotika behandelt.

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