Text: Nora Dickmann      Foto: imago images/ Frank Sorge

Eine der am häufigsten auftretenden Hautkrankheiten ist Nesselfieber (Urtikaria). Es erkranken daran sogar mehr Pferde als am Sommerekzem. Meist verläuft diese Erkrankung harmlos

 Wie macht sich Nesselfieber bemerkbar?

Plötzlich treten einzelne oder mehrere unterschiedlich große, mit Flüssigkeit gefüllte Quaddeln auf der Pferdehaut auf. Meist sind Hals, Brust und Schulter von diesem Hautausschlag betroffen. Die Quaddeln haben meist die Größe eines Zweieurostückes, können aber auch ihre Größe ändern und/oder zusammenfließen. Selten jucken oder schmerzen diese Schwellungen. Die meisten Pferde stört diese Reaktion nicht, bei einigen kann es aber dazu führen, dass sich der Allgemeinzustand etwas verschlechtert oder die Tiere matt wirken. In der Regel verschwinden die Quaddeln innerhalb einiger Stunden, spätestens aber nach einigen Tagen wieder. Die Quaddeln öffnen sich nach außen und sondern eine Flüssigkeit ab, was zu Krusten auf der Haut führt. Die Pferde können erst wieder geritten werden, wenn diese kleinen Hautwunden verheilt sind.

Welche Ursachen hat diese Hautkrankheit?

Nesselfieber ist eine allergische Reaktion. Meist ist dabei das Abwehrsystem des Körpers aus den Fugen geraten und reagiert (unnötig) stark auf Substanzen, die sogenannten Allergene. Blutgefäßwände werden durchlässiger, und Flüssigkeit tritt ins Gewebe über. Diese Reaktion wird durch die Aufnahme der Allergene, als auch durch den Kontakt mit diesen, ausgelöst. Diese können beim Fressen oder durch die Atemluft aufgenommen werden. Medikamente, Futterbestandteile, Schimmelpilze, Pflanzengifte, Staub, Milben und Blütenpollen sind einige Beispiele dafür. Medikamente und Insektenstiche lösen die allergische Reaktion durch die Haut aus, aber auch Holzschutzpräparate oder Dünge- und Insektenvernichtungsmittel können Auslöser sein. Ein plötzlicher Futterwechsel, etwa durch anderes Rau- oder Kraftfutter, kann Nesselfieber ebenso auslösen. Andere Allergene hingegen werden durch den direkten Kontakt ausgelöst, die sogenannten Kontaktstoffe. Dazu zählen Pflegeprodukte, Salben, Cremes, Einstreu oder Waschmittel. Tritt Nesselfieber häufiger auf, sollte der Ursache dringend auf den Grund gegangen werden.

Wie wird Nesselfieber behandelt?

Bei einem anaphylaktischen Schock muss der Tierarzt sofort eine Infusion anhängen, den Kreislauf stabilisieren und Kortison spritzen, um die übermäßige Reaktion des Immunsystems zu mildern. Wenn das Pferd öfter unter Nesselfieber leidet, kann der Tierarzt mittels Blutprobe herausfinden, worauf das Tier so stark reagiert. Der Hautausschlag selbst muss nicht behandelt werden. Normalerweise verschwinden die Pusteln am Körper aber wieder von selbst.

Wie kann der Tierhalter vorbeugen und unterstützen?

Normalerweise verschwindet das Nesselfieber wieder von alleine. Bleibt das Allergen allerdings erhalten, kann auch das Nesselfieber nicht vollständig abheilen. Das ist der Fall bei einer Futtermittel- und Blütenpollenallergie. Eine Futtermittelallergie kann ausgeschlossen werden, indem der Tierhalter radikal sämtliches Futter streicht und beispielsweise mit einem einzelnen Futtermittel, wie Heu, neu beginnt. Tritt keine Allergie auf, kann schrittweise immer mehr Futter hinzugenommen werden, bis das allergieauslösende Futter gefunden wird.

Bricht Nesselfieber aus, sollte das Pferd nicht in der prallen Sonne stehen, und die Quaddeln sollten gekühlt werden. Hierzu eignet sich kalter Schwarzer Tee oder Wasser, in welches ein Schuss Obstessig und circa sechs Tropfen Crab Apple pro Liter gegeben werden. Tunken Sie ein Tuch hinein und legen Sie dieses dem Pferd um den Hals. Achtung bei Kühlgels, diese können ebenfalls Allergene enthalten. Ein Umschlag aus essigsaurer Tonerde kann ebenfalls wohltuend für das Pferd wirken. 
Gehen die Wasseransammlungen jedoch auf den Kopf über, sollte schnellstens ein Tierarzt gerufen werden! Denn die Gefahr, dass die Luftröhre abgedrückt wird und das Tier nicht mehr atmen kann, steigt. Wie immer gilt: Verschlechtert sich der Allgemeinzustand des Tieres, sollte vorsorglich ein Tierarzt gerufen werden, der sich das Pferd anschaut.