Text: Aline Müller Foto: Maresa Mader
Dehnungshaltung, Vorwärts-abwärts und Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen. Was haben diese Begriffe miteinander zu tun, und vor allem: Wie sieht ein korrektes Reiten dieser Übungen aus? Katharina Möller und Claudia Weingand haben sich intensiv mit dem Thema Dehnungshaltung auseinandergesetzt
Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen
Mit dieser Lektion können Losgelassenheit und Dehnungsbereitschaft des Pferdes an die Hand nicht nur geschult, sondern auch überprüft werden. Das Zügel-aus-der-Hand- kauen-Lassen zählt zu den lösenden Übungen. „Für gesunderhaltendes klassisches Reiten ist sie unabdingbar und in der Praxis tatsächlich die Lektion, die man wirklich in jeder einzelnen Reiteinheit wiederholt einbauen sollte und entsprechenden Wert darauf gelegt werden muss, dass der Reiter sie korrekt erlernt“, betonen Katharina Möller und Claudia Weingand.
Und so geht’s im Trab:
Die Zügel sind aufgenommen, und Ihr Pferd geht mit Anlehnung in Gebrauchshaltung oder je nach Ausbildungsstand und vor- hergehender Lektion eventuell schon in Dressurhaltung, also mehr oder minder aufgerichtet.
Sie tragen Ihre Zügelfäuste in korrekter Position vor sich. Nur wenn der Grundsitz einschließlich der Hand- und Armhaltung stimmt, kann das Zügel-aus-der-Hand- kauen-Lassen gelingen. Dabei hängen die Oberarme locker am Oberkörper herab. Die Daumen zeigen nach oben, die Handgelenke sind in Mittelstellung, und die Hände befinden sich in der Nähe des Widerristes.
Von oben auf die Hände geschaut, bilden beide Unterarme vom Ellbogengelenk über den Daumen bis zum Pferdemaul jeweils eine Gerade. Sollte diese Linie Unteram- Pferdemaul gebrochen sein, muss die Breite der Hände angepasst und dabei gegebenenfalls auch die Zügellänge korrigiert werden, bis eine Gerade entsteht.
Der Daumen fixiert den Zügel auf der jeweiligen Länge, daher muss er dachförmig auf dem Zügel aufliegen.
Ein gewisses Maß an Anlehnung ist zur Vorbereitung des Herauskauenlassens wichtig. Über die Schubkraft können Sie die Stärke der Anlehnung variieren. Bei einem losgelassenen, korrekt gearbeiteten Pferd sorgt das etwas vermehrte Treiben mit der flachen Wade in richtiger Position dafür, dass das Pferd seinen Hals ein klein wenig verlängern möchte. Bleibt Ihre Hand dabei passiv konstant und weich federnd mit geschlossenen Fingern, ist eine Zunahme der Anlehnung zu spüren. Ihr Pferd zieht sozusagen in die Hand hinein. Genau diesen Zug lassen Sie nun mit einer kleinen Zeitverzögerung heraus. Das geschieht, indem Sie ihn zunächst für einige Trabtritte aushalten und dann die Finger, insbesondere den Daumen lockern. Damit ermöglichen Sie Ihrem Pferd, den Hals zu verlängern und „die Zügel aus der Hand zu kauen“.
Idealerweise kommt es während des Moments der aushaltenden Hand zum sogenannten „Abstoßen am Gebiss“. Ihr Pferd löst seinen Unterkiefer und damit verbunden sein Genick. Während es den Hals verlängert, kaut es.
Gegebenenfalls kann es nötig sein, während des Herauskauenlassens weiter nachzutreiben. Treiben Sie an die Hand heran, öffnen Sie dann die Finger und entlasten Sie leicht, um dann während des Verlängerns des Halses noch mal zu treiben.
Weitere Übungen finden Sie in der April-Ausgabe der Mein Pferd.